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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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im Spiegel an der Wand vor ihm gewarnt, doch es war zu spät, denn Mrs. Pollifax stand bereits dicht hinter ihm. Ihre Hand zuckte wie eine gespannte Feder nach unten und traf ihn an der Basis seines Hinterkopfs. Er gab einen keuchenden Laut von sich, schwankte und wollte sich herumwerfen, doch ein zweiter, etwas stärker geführter Karateschlag von Mrs. Pollifax gegen den Hals schickte ihn bewußtlos zu Boden.
Mrs. Pollifax knipste das Licht an, und zu ihrer grenzenlosen Überraschung stellte sie fest, daß es der junge Mann mit dem Diplomatenköfferchen war, der zu ihren Füßen lag. Sie hatte erwartet, einem Hoteldieb das Handwerk gelegt zu haben, und als ihr bewußt wurde, was dies bedeutete, fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Sie kniete neben dem Mann nieder und fühlte seinen Puls. Sie nickte zufrieden und ging zum Telefon, um Robin anzurufen.
»Robin, in meinem Zimmer ist ein Mann!« rief sie in den Hörer.
»Einen Augenblick lang dachte ich jetzt, du hättest gesagt, ein Mann sei in deinem Zimmer«, erwiderte Robin glucksend.
»Das habe ich auch«, erklärte sie. »Er liegt hier auf meinem Teppich.«
»Schon wieder?« staunte Robin ungläubig. »Doch nicht etwa derselbe?«
»Nein. Es ist der Mann, der mich am Montag nachmittag verfolgt hat - von Feng-Imports.«
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung bewies, daß Robin ebenfalls seine Zeit brauchte, bis er begriff, was dies bedeutete.
»Er ist bewußtlos«, fuhr Mrs. Pollifax fort. »Das wird sich aller Voraussicht nach in den nächsten ein, zwei Stunden auch nicht ändern, aber dann...«
»Ich bin sofort unten«, sagte Robin und legte auf.
Sie wartete in der Tür, bis sich endlich die Aufzugstür öffnete, und Robin den Korridor herabeilte.
»Wo... ah ja«, brummte er und trat beiseite, damit sie die Tür schließen konnte. »Diesmal ist es aber hundertprozentig Karate gewesen.«
Sie nickte. »Ich bin aufgewacht, und er war... er war einfach da. Vielmehr dort... Er darf auf keinen Fall in meinem Zimmer wieder zu sich kommen. Robin.«
»Das kann ich sehr gut verstehen«, stimmte Robin zu. »Eine entspannte Unterhaltung würde sich unter diesen Umständen wohl schwerlich entwickeln, und womöglich würde er es dir sehr übelnehmen, daß du derart rüde mit ihm umgesprungen bist.«
Sie überging seine Bemerkung und schnitt statt dessen ein anderes Problem an: »Das Schlimme dabei ist nur, daß er bestimmt nicht vergessen wird, wer ihn niedergeschlagen hat egal, was wir mit ihm machen. Er wird es Detwiler erzählen, und mein Image als harmlose Touristin löst sich in nichts auf.«
»Es sei denn...«, überlegte sie weiter, »... es sei denn, wir könnten ihn irgendwie derart stümperhaft aussehen lassen, daß... Er hat mich ganz sicher nicht gesehen... Ich hab' mich ihm von hinten genähert, und erkannt hat er mich bestimmt nicht.«
In Robins Augen tanzte ein schelmischer Funken. »Das eröffnet uns natürlich zahllose und wundersame Möglichkeiten. Er drang in ein dunkles Hotelzimmer ein und...«
»Warum nicht in das falsche?« rief sie erregt.
»Genau! Wir müssen ihn nur an den richtigen Ort schaffen, und am Ende wird er selbst noch glauben, er habe sich im Zimmer geirrt. Und wer wird Mrs. Pollifax, der Präsidentin eines Gartenbauvereins schon zutrauen, daß sie des Nachts Männer mit Karateschlägen ins Land der Träume schickt?«
Sie lächelte zufrieden und freute sich im stillen, wie überaus produktiv und anregend es doch ist, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich auf derselben Wellenlänge befindet. »Wir sollten überlegen, aus welchem Grund ihn Detwiler hergeschickt hat und warum...«
»Später«, unterbrach Robin sie. »Zuerst sollten wir ihn von hier wegschaffen, und vor allem sollten wir überlegen, wohin... Das Wie ist kein Problem: Wir nehmen ihn zwischen uns und bringen ihn zum Lastenaufzug... Für uns inzwischen ja ein Routinegang..., und sollte uns jemand begegnen, wird er annehmen, der Mann sei betrunken. Aber wohin mit ihm? Wohin?«
Robin lehnte sich gegen den Schreibtisch und versuchte offenbar, seine grauen Zellen zu aktivieren. Mrs. Pollifax sah ihm interessiert zu. Mit einem bedauernden Grinsen sagte er:
»Der Tiger Balm Garden wäre der ideale Platz, ihn loszuwerden.
Er würde zwischen all den grotesken Gestalten zu sich kommen und hätte wahrscheinlich noch wochenlang Alpträume. Aber leider ist der Tiger Balm Garden jetzt geschlossen. Schade
- aber ich denke, wir müssen uns solch kreative Möglichkeiten abschminken und ihn

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