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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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gefunden?«
Glücklicherweise war der Speisesaal zu dieser Stunde nur spärlich besetzt, und nur wenige Gäste hatten diese unbesonnene Bemerkung gehört. Robin zwang sich zu einem höflichen Lächeln und schüttelte den Kopf.
Am Nebentisch blickte ein Mann von seinem Teller auf, sah von Robin zu Ruthie und wieder zurück und erhob sich dann.
Er war auffallend groß gewachsen und trug einen etwas zerknitterten Anzug. Er hatte ein intelligentes Gesicht, müde, übernächtigte Augen und weißes Haar. Zu Robins Verwunderung steuerte der Mann direkt auf ihn zu, zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz.
»Wenn ich mich nicht irre, habe ich soeben den Namen meiner Frau gehört«, sagte er und musterte Robin mit einem prüfenden Blick. »Ich bin erst vor zwei Stunden hier angekommen und suche vergebens nach meiner Frau... Emily Pollifax.«
»Herrjeh!« rief Robin, mit einem Schlag seiner Lethargie entrissen. »Sie sind Cyrus Reed, - und heute ist Donnerstag!«
»Sowohl als auch«, bestätigte der Mann und fügte nach einigem Zögern hinzu: »Soviel ich verstehe, ist Emily verschwunden und steckt wieder einmal bis zum Hals in Schwierigkeiten. Eine Unart von ihr... Ich habe zwar nicht die leiseste Idee, wer Sie sind, aber wie es aussieht, bin ich gerade zur rechten Zeit hier eingetroffen... Also - was gedenken Sie zu unternehmen, um meine Frau wiederzufinden?«

14
    Mit der nicht gerade ermutigenden Situation konfrontiert, in einem Taxi mit Mr. Feng zu sitzen, kam Mrs. Pollifax zu dem Schluß, daß Vorsicht der ratsamere Teil der Tapferkeit sei. Sie versuchte, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen und zwang ihre Lippen zu einem höflichen und erwartungsfrohen Lächeln - ganz so, als hätte Detwiler in seiner zuvorkommenden Art ihr ein Taxi geschickt, und Mr. Feng hätte sich freundlicherweise bereit gefunden, sie abzuholen. Tatsächlich fiel ihr auch gar nichts ein, das sie hätte sagen können; zumindest nichts, das sie nicht belastet oder gar verraten hätte wie zum Beispiel die Frage, wie um alles in der Welt es ihm gelungen sei, FengImports zu verlassen, ohne daß Robin und Marko es bemerkt hatten, oder die Frage, wo Mr. Detwiler sei.
    »Ich bemühe mich stets, pünktlich zu sein«, plauderte sie drauflos und versuchte ihrer Panik Herr zu werden. »Es ist einfach ein Akt der Höflichkeit den anderen gegenüber finden Sie nicht auch?«
    Wie nicht anders zu erwarten, ignorierte Feng diesen meisterlichen Schachzug taktischer Konversation. Das Taxi verließ die Queen's Road Central und bog in eine enge Straße mit ausgeprägtem chinesischen Charakter ein. Es verringerte seine Fahrt, und Feng beugte sich zum Fahrer und deutete auf einen unscheinbaren Laden mit dem Schild ›SCHNEIDER‹. Direkt vor dem Eingang kam der Wagen zum Stehen.
    Aus seinem weiten Ärmel zauberte Mr. Feng eine kleine Pistole; was Mrs. Pollifax mit einem vorwurfsvollen Blick quittierte. Ihr wäre es viel lieber gewesen, die Realität noch eine Weile ignorieren zu können, denn ihre Gedanken weigerten sich beharrlich einzugestehen, daß sie in eine Falle gegangen war... Sich auf eine solche Situation einzustellen, erfordert seine Zeit, dachte sie, doch die Waffe in Fengs Hand machte ihr unmißverständlich klar, daß sie diese Zeit nicht hatte.
    »Steigen Sie aus - schnell!« sagte Feng ruhig. »Lassen Sie den Buddha auf dem Sitz liegen. Wir haben nur fünf Minuten und keine Sekunde länger.«
    ›Fünf Minuten - wofür?‹ dachte Mrs. Pollifax beklommen, und da sie keine Möglichkeit für eine Flucht sah, legte sie das Paket auf den Sitz. Während sie noch damit beschäftigt war, Fengs Absichten zu ergründen, wurde sie bereits durch die offene Tür der Schneiderei gestoßen. Der Laden war winzig.
    Ein Mann stand an einer dampfbetriebenen Bügelmaschine, und vier Frauen waren damit beschäftigt, Ärmel von Seidenjacketts anzunähen. Im Hintergrund des Raums erkannte Mrs. Pollifax zwei mit Vorhängen abgetrennte Umkleidekabinen.
    Keiner der Anwesenden schien überrascht, Mr. Feng und sie hier zu sehen. Ohne ein Wort oder den Anflug eines Lächelns erhob sich eine der Frauen von ihrer Nähmaschine und ging zu den Umkleidekabinen. Sie hatte ein mürrisches, hartes Gesicht, das Mrs. Pollifax ohne Regung und ohne das geringste Interesse anstarrte.
    »Ausziehen! Schnell!«
»Wie bitte?« fragte Mrs. Pollifax ungläubig.
»Schnell!« sagte die Frau. »Alles!«
Offensichtlich hatte man sie erwartet, und wie ihr der Druck
    von Fengs Pistole zwischen

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