und der Hongkong-Buddha
mechanisch die Knöpfe. Als endlich ein Aufzug kam und die Tür zur Seite glitt, stiegen Mr. Hitchens und Ruthie aus.
»Rob... Lars!« rief Mr. Hitchens erfreut, um sich sogleich schuldbewußt umzusehen, ob jemand seinen Versprecher bemerkt hatte, »Darf ich Ihnen Ruthie vorstellen. Ruthie, das ist... Ist etwas nicht in Ordnung ? « fragte er und sah Robin forschend an.
Robin nickte bekümmert. »Sie haben Mrs. Pollifax!« Seine Worte trafen Mr. Hitchens wie ein Schlag, und Robin fühlte, wie Mr. Hitchens' Bestürzung Trost und sogar einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihm aufkeimen ließ.
»Sie?« stammelte Mr. Hitchens. »Sie meinen...?«
»Ja.«
»O Gott.«
»Aber ich habe sie doch erst vor einer Stunde gesehen«, sagte Ruthie. »Was ist denn passiert?«
»Sie haben sie gesehen?« fragte Robin verblüfft. »Wo? Wann?«
»Sie stieg in ein Taxi - draußen vor dem Hauptportal«, berichtete Ruthie.
Robin legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wollen wir uns nicht einen Augenblick auf die Couch dort drüben setzen«, schlug er vor. »Ich würde gerne mehr darüber hören.« Als sie Platz genommen hatten, wandte er sich ungeduldig an Ruthie:
»Also, erzählen Sie.«
Ruthie nickte. »Ich kam die Auffahrtsallee zum Hotel hoch und sah, wie Mrs. Pollifax durch die Glastür auf den Gehsteig trat. Offenbar blendete sie die Sonne, denn sie blieb eine geraume Zeit stehen und hielt zum Schutz ihre Hand vor das Gesicht. Dann ließ sie die Hand sinken und winkte mit der anderen ein Ta xi herbei. Eines der Taxis fuhr an, stoppte vor ihr, und sie stieg ein. Es war genau eine Minute vor elf, und ich machte mich nicht bemerkbar, weil ich um elf mit Hitch verabredet war und es eilig hatte.«
»Sind Sie absolut sicher, Ruthie, daß der Wagen, in den sie stieg, ein ganz normales Taxi war?«
»Sie meinen, das ist entscheidend?« fragte Ruthie verwirrt.
»Mein Gott! Lassen Sie mich überlegen... Sie stand da und wartete... Die Sonne blendete sie, und sie kniff die Augen zusammen. Und das Taxi...« Ruthie stockte. »Es ist merkwürdig... Als ich die Auffahrt heraufkam, fiel mir auf, daß drei Taxis vor dem Hotel warteten. Aber das Taxi, in das Mrs. Pollifax stieg, war keines der drei. Es kam... Ich weiß nicht, woher es so plötzlich kam.«
»Wie sah es aus?«
Ruthie legte die Stirn nachdenklich in Falten. »Rot - denke ich... wie alle Taxis. Mit einem Taxischild auf dem Dach.«
»Saß außer dem Fahrer noch jemand in dem Wagen?«
Ruthie schloß einen Augenblick die Augen. »Doch!« rief Ruthie erstaunt über ihr eigenes Erinnerungsvermögen. »Jetzt, wo Sie es sagen! Da waren die Umrisse einer Gestalt im Fond des Wagens... Und Mrs. Pollifax' Kopf ruckte herum, als sie eingestiegen war - als ob sie soeben erst bemerkt hätte, daß das Taxi besetzt war... Sie machte sogar Anstalten, wieder auszusteigen, aber das Taxi fuhr los und verschwand mit ziemlich hoher Geschwindigkeit auf der anderen Seite der Auffahrt.«
Ruthie sah Robin mit großen Augen an. »Ihr wird doch nichts geschehen?!« fragte sie besorgt.
»Das ist eine Frage, die allein Mr. Hitchens beantworten kann«, erwiderte Robin. »Aber ich muß jetzt dringend nach oben und die nötigen Schritte in die Wege leiten. Tausend Dank, Ruthie; vielleicht hilft uns das weiter.«
Er eilte zu den Aufzügen und fuhr nach oben, um Marko die Hiobsbotschaft zu überbringen.
Um vier Uhr nachmittags war Kruggs Schicht zu Ende, und er fiel ins Bett, um ein paar Stunden zu schlafen. Witkowski übernahm seinen Posten bis Mittemacht.
Ein Taxi, das um zehn Uhr früh in der Gegend der Causeway Bay als gestohlen gemeldet worden war, wurde um fünfzehn Uhr verlassen in der Hennessy Road aufgefunden.
Doch vor allem - und dies war das Wichtigste - trafen im Laufe des Nachmittags erste Informationen zur Person des Mr. Charles Yuan Feng, Eigentümer der Firma FengImports in der Dragon Alley 311/2, ein. Jede dieser Informationen war äußerst interessant.
Feng war für die Polizei von Hongkong kein Unbekannter.
Wie aus den Unterlagen der Polizei hervorging, war er aus Shanghai, wo er in unbekannter Funktion in den Diensten des Generals Tschiang Kaischeck gestanden hatte, in Begleitung seines Bruders Weng Feng nach Hongkong gekommen.
Damals, in den 50er Jahren, hatte man den Verdacht gehegt, daß einer der beiden Brüder mit dem nationalchinesischen General Koi Suiheong in Verbindung stehe, der unter der chinesischen Bevölkerung Hongkongs seine Propaganda mit dem Ziel betrieb, die Rückkehr der Nationalchinesen
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