und der magische Stein
nur darum geht, seine Geschäftspartner zu treffen und mit ihnen zu plaudern.«
»Oh …«, sagte Mum. In diesem Moment sah sie die beiden auf sich zukommen. Glenda wirkte stolz und elegant in ihrem cremefarbenen Leinenkostüm. Mums Gesicht versteinerte sich. Glenda Glass traf der abweisendste Blick, den sie je einem Menschen zugeworfen hatte. Glenda zögerte kurz und wandte sich dann ab, um ein Gespräch mit jemandem zu beginnen, der gerade an ihr vorbeiging. Als sie sah, wie Glenda sich umdrehte, atmete Mum erleichtert auf und lächelte. Verena blickte Ottalie Cantrip ungläubig an. Sogar die Schwestern wirkten verblüfft.
»Nun kommt, Mädchen«, sagte Mum, ohne der allgemeinen Verwirrung Beachtung zu schenken. »Lasst uns reingehen.«
»Bravo!«, murmelte Dad leise.
Oswald dagegen hatte von alldem nichts bemerkt und nahm zielstrebig Kurs auf Dad. »Habt ihr meinen Brief erhalten, alter Knabe?«
»Ja, Oswald, haben wir.«
»Und?«
»Die Antwort ist immer noch dieselbe«, sagte Dad und blickte Oswald fest in die Augen.
»Was? Du willst das viele Geld nicht haben?« Oswald sah aus, als könne er es nicht fassen. »Bist du verrückt geworden?«
»Das muss ich wohl«, gab Dad zurück und wandte sich ab.
Einen kurzen Augenblick wirkte Oswald, als habe man ihm eins mit der Bratpfanne übergezogen, aber er war ein vollendeter Schauspieler und mitsamt seines schmierigen Charmes im Nu wieder einsatzbereit. »So ein gutes Angebot wird dir niemand sonst machen!«, rief er Dad hinterher. »Ich ruf dich am Wochenende an, bis dahin hast du es dir bestimmt anders überlegt.«
Glenda schloss zu Oswald auf, und sie folgten den Cantrips und Verena in kurzem Abstand. Oswald flüsterte ihr etwas zu, er war offensichtlich nervös, aber Glenda blieb ruhig und beherrscht. Sie hörte ihm nur mit einem Ohr zu, eigentlich lauschte sie der Unterhaltung zwischen Ottalie Cantrip und Verena, die ein Stück weiter vorn nebeneinander hergingen.
»Dad hat erzählt, dass er Sie auf der Hochzeit am Samstag sehen wird,« erzählte Verena.
»Wie schön, er kommt also!«, sagte Mum und lächelte.
Glenda spitzte interessiert die Ohren.
Aha, dachte sie, die Eltern sind am Wochenende also nicht zu Hause …
***
Das Schulfest war eine feierliche Angelegenheit. Die Schulleitung und das Lehrerkollegium saßen auf der Bühne der Aula. Die Klassensprecher hatten direkt dahinter Platz genommen. Pokale, Preise und Auszeichnungen wurden vergeben, und die Cantrip-Schwestern gingen keinesfalls leer aus. Brian Blenkinsop fasste das vergangene Schuljahr zusammen und betonte, wie stolz er darauf war, dass die Drysdale den Musikwettbewerb gewonnen hatte. Als er den Musikern, Sängern und Lehrern dankte, klatschten alle überschwänglich. Eine berühmte Wissenschaftlerin war eingeladen worden, einen Vortrag zu halten. Als sie ihre Ausführungen beendet hatte, sagte der Schulsprecher noch ein paar Worte. Im Anschluss konnten Schüler, Eltern und Lehrer eine Ausstellung mit Bildern aus dem Kunstunterricht besichtigen oder sich eine Theateraufführung anschauen. Und dann war Zeit für das Mittagessen.
Zu Hause auf Cantrip Towers steckten Grandma und Mrs Duggery in einem riesigen, begehbaren Schrank, der sich auf dem Dachboden befand. Weil die Plätze in der Aula begrenzt waren, war Grandma nicht mit zum Schulfest gefahren. Aber für sie war es nicht schlimm, schließlich hatte sie in ihrem Leben schon viele Feste gefeiert. Abgesehen davon unterhielt sie sich gern mit Violet Duggery über Cantrip Towers und die alten Zeiten und freute sich über die Hilfe beim Ausmisten der Schränke.
Grandma hielt nichts von überflüssigem Kram. Sie trennte sich gern von Dingen, die nicht mehr gebraucht wurden. Die Schränke auf dem Dachboden hatte sie schon lange ausmisten wollen, aber sie schaffte es nicht allein. Mum und Dad fanden neben ihrer Arbeit und dem turbulenten Familienleben nicht die Zeit, ihr beim Aussortieren der Sachen zu helfen.
In den vergangenen Tagen jedoch hatte sie Mrs Duggery an ihrer Seite gehabt. Zusammen hatten die beiden Frauen sich durch sämtliche Schränke im Haus gearbeitet. Heute nahmen sie sich den Letzten vor. Es war ein riesiger Wandschrank von etwa zwei Metern Breite und mehreren Metern Tiefe. Er befand sich am Ende des Flurs neben der Tür, hinter der die Treppe lag, die in den Westturm führte. Grandma und Mrs Duggery trugen alles, was sie in seinem Inneren entdeckten, auf den Flur hinaus und prüften es kritisch. Wenn es
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