und der magische Stein
wurde kreidebleich. »Wie kann das sein?«, flüsterte sie.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Grandma.
»Und die Polizei ermittelt noch?«
»Ich denke schon«, sagte Grandma achselzuckend.
Mum starrte auf die Rosen, ohne ihre Schönheit wahrzunehmen. Das Einzige, woran sie denken konnte, war, was sie gerade erfahren hatte.
»Frost ist kein seltener Name …«, Mum versuchte sich einen Reim auf das Gehörte zu machen. »Es muss viele Frauen geben, die so heißen. Wie kannst du dir sicher sein, dass gerade sie es ist?«
»Ich weiß es einfach«, sagte Grandma im Brustton der Überzeugung. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich fühle tief in meinem Inneren, dass sie es ist – die Glenda, die wir alle kennen. Und ich vermute, sie steckt hinter Oswalds Angebot.«
»Aber warum?«
»Weil sie eine Cantrip ist und Cantrip Towers besitzen möchte«, erklärte Grandma.
»Dann darf sie es auf keinen Fall bekommen«, sagte Mum entschlossen. »Wir dürfen nicht verkaufen! Wir müssen mit Colin darüber reden und nach einem Weg suchen, das Haus zu behalten!«
Zuerst wollte Dad den Ausführungen seiner Mutter keinen Glauben schenken. »Es gibt jede Menge Frosts«, sagte er. »Und außerdem ist sich die Polizei gar nicht sicher, dass das ihr Nachname ist. Es könnten alle möglichen Frauen gewesen sein.«
Doch als er in die Augen seiner Mutter sah, wusste er, dass sie recht hatte. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, ihren Instinkten zu vertrauen. Sie war eine weise und kluge Frau, und wenn sie etwas tief in ihrem Herzen wusste, war es stets wahr.
Da explodierte Dad vor Wut.
Er stampfte mit großen Schritten durch den Rosengarten und warf entrüstet die Arme in die Luft. »Es ist unerhört!«, schrie er. »Oswald bietet an, UNSER Haus mit UNSEREM Geld zu kaufen! Kein Wunder, dass er uns ein dermaßen großzügiges Angebot gemacht hat!«
Er drehte mehrere Runden mit geballten Fäusten und machte seiner Empörung lauthals Luft. »Ich würde Oswald gern ein paar Hiebe in seine schmierige Visage verpassen!«
Als Dad etwas Dampf abgelassen hatte, setzten sie sich zu dritt auf eine Bank im Rosengarten.
»Ich weiß, dass es schwierig werden wird, das alles vor Gericht zu beweisen. Wir mutmaßen im Moment nur darüber, was passiert ist und werden unser Erbe vielleicht nie wiedersehen. Aber ich bin mir meiner Sache sehr sicher.«
»Nun, wie Ottalie schon gesagt hat: Wir dürfen auf keinen Fall verkaufen«, sagte Dad. »Wir dürfen einfach nicht. Wir müssen einen anderen Weg finden.«
»Ich schätze, Oswald hat keine Ahnung von Glendas wahrem Charakter oder woher das Geld gekommen ist«, sagte Grandma. »Ich wette, sie ist an seiner Firma beteiligt. Deshalb kann er dir so viel Geld für Cantrip Towers bieten.«
»Und Verena?«, fragte Mum leise. »Was ist mit ihr?«
Sie sah Dad und Grandma besorgt an. »Glaubt ihr, es geht ihr gut?«
»Ich hoffe es sehr für das arme Mädchen«, sagte Dad. »Soll ich Stephen darauf ansprechen? Wir sehen ihn bestimmt morgen beim Schulfest.«
»Was willst du ihm denn sagen?« Mum lächelte hoffnungslos. »Stephen, alter Freund, ich glaube deine Mutter ist eine Diebin?«
Dad lächelte matt. »Hm, wahrscheinlich keine gute Idee.«
»Es passt zu der Tatsache, dass Verena ihre Großmutter bis vor kurzem nicht gekannt hat«, sagte Mum. »Es heißt, sie habe in Südamerika gelebt, bevor sie hier herkam.«
»Südamerika!«, rief Grandma. »Da soll Pierres Frau hingegangen sein!«
»Was wohl wirklich mit Pierre passiert ist?«, fragte Dad und blickte zum Himmel hinauf.
»O mein Gott, willst du damit etwa andeuten, dass bei seinem Tod etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte?«, sagte Mum entsetzt.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Es ist jedenfalls alles sehr merkwürdig.« Dann sah er Grandma an und fragte: »Was glaubst du, Ma?«
»Es würde mich nicht überraschen, wenn es mit Pierre ein böses Ende genommen hätte«, sagte sie. »Ich habe Glenda als gewissenlose Frau kennengelernt.«
»Was sie noch nicht zu einer Mörderin macht«, meinte Dad.
»Ach, kommt schon, wir wissen nicht, was mit Pierre geschehen ist«, unterbrach Mum die beiden.
»Nein, das wissen wir nicht«, sagte Dad zustimmend. »Aber ich wüsste gern, was mit unserem Geld passiert ist, schließlich könnten wir es sehr gut gebrauchen.«
Grandma schwieg gedankenverloren. Sie starrte eine perfekt geformte pinkfarbene Rosenknospe an.
»Verena fährt übermorgen zu ihrer Mutter«,
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