und der magische Stein
aus dem Fenster auf die Felder hinaus.
Glenda.
Frost war ihr Mädchenname.
Grandma stand abrupt auf, sie konnte keinen Moment mehr still sitzen bleiben. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu schreien. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie schwankte leicht und musste sich an der Ecke ihres Schreibtisches abstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie hörte ihren eigenen Atem, keuchend und schnell. Sie spürte das warme Rosenholz unter ihren Fingern. Ihre Augen sahen sich ruhelos im Raum um.
Irgendwo, tief in ihrem Inneren, wusste sie, dass Glenda mit Pierre verheiratet gewesen war. Sie kannte ihre alte Rivalin gut genug, um zu wissen, dass es genau ihrem Stil entsprach.
Sie ist eine verbitterte, gerissene Frau, die vor nichts haltmacht, dachte Grandma. Wut schoss ihr in die Glieder. Sie begann, im Raum hin und her zu tigern. Zum Bett, zum Fenster, zum Schreibtisch und wieder zum Bett. Sie konnte nicht stillstehen.
Warum hat Glenda sich das Geld unter den Nagel gerissen?, fragte sie sich immer wieder.
Dann wurde ihr blitzartig alles klar. Cantrip Towers! Es ist das Haus, das Glenda will! Sie hielt inne und lehnte sich an den Rahmen des offenen Fensters. Es gibt etwas in diesem Haus, hinter dem sie her ist. Und wir dürfen auf keinen Fall zulassen, dass sie es bekommt. Ruhig bleiben. Ich muss ruhig bleiben und einen kühlen Kopf bewahren! Glenda Glass ist meine Cousine zweiten Grades, dachte sie. Eine Cantrip, die den Ehrenkodex der Cantrips gebrochen hat. Sie war meine Rivalin auf der Bühne und in der Liebe. Und jetzt, überlegte Grandma weiter, während sie auf die Gerste jenseits der Gartenmauer blickte, hat sie mein Geld. Und damit will sie unser Haus kaufen. Was für eine bodenlose Unverfrorenheit. Eine Unverfrorenheit die ihresgleichen sucht …
Die Wut flammte wieder in ihr auf.
In dieser Frau steckt nicht ein Funken Anstand, dachte sie. Nicht ein Funken.
Grandma war so aufgewühlt, dass sie ihr Zimmer verließ, rasch die Treppe hinunterlief und nach draußen in den Rosengarten eilte. Dort bekam das Unkraut ihren Zorn zu spüren. Außer sich vor Wut stieß sie immer wieder mit ihrer Kelle in die trockene Erde.
Sie war keine Frau, die leicht in Tränen ausbrach, aber an diesem Nachmittag weinte und weinte sie. Und mit den Tränen kehrte Grandmas Stärke und Entschlossenheit zurück.
Wir werden nicht zulassen, dass Glenda uns Cantrip Towers wegnimmt, beschloss sie. Mir ist egal, wie viel Geld sie uns bietet. Sie müssen mich schon mit den Füßen voran aus dem Haus tragen, bevor ich diese Frau jemals wieder Cantrip Towers betreten lasse!
Mum saß im Wintergarten, als Grandma in den Rosengarten stürmte. Sie bemerkte die finstere Miene ihrer Schwiegermutter und überlegte, ob sie ihr folgen sollte, entschied sich aber dagegen.
Sie ließ sie eine halbe Stunde allein, dann trug sie zwei Tassen Tee zu ihr in den Garten.
Grandma sah von ihrem Beet auf. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und lächelte Mum zu, die sie liebevoll ansah.
»Danke, meine Liebe«, sagte sie. Sie stand auf und nahm die Tasse entgegen.
Mum blickte in Grandmas tränenverschmiertes Gesicht und wartete.
»Ich habe eine E-Mail von Susan aus Frankeich bekommen«, erzählte Grandma.
»Oh«, sagte Mum. Sie gingen zu einer Bank hinüber und setzten sich.
»Du erinnerst dich an unseren Anwalt, Pierre?«
»Das war doch der, der das Familienvermögen gestohlen hat!«
»Ja, genau der.«
Mum wartete geduldig. Grandma hatte offensichtlich mit ihren Gefühlen zu kämpfen.
»Anscheinend hat er ein halbes Jahr vor seinem Tod geheiratet«, sagte Grandma und nahm einen Schluck Tee aus ihrer Tasse.
»Und das wusstet ihr nicht?«, fragte Mum.
»Nein, niemand wusste davon.« Grandma sah in Mums klare graue Augen. »Wie es scheint, war der Nachname seiner Frau Frost.«
Mum sah verblüfft aus, aber sie schwieg und wartete ab, wohin das Ganze führen würde.
»Frost ist der Mädchenname von Glenda Glass. Ich bin mir sicher, dass sie diejenige war, die Pierre geheiratet hat.«
Mum ließ beinah ihre Teetasse fallen. »Du meinst Stephens Mutter? Verenas Großmutter?«
Grandma nickte.
Mum war anzusehen, wie ungeheuerlich sie den Gedanken fand. »Ich … ich … Das ist doch wirklich nicht zu fassen!«
»Ja«, stimmte Grandma ihr ruhig zu.
Mum ließ sich das Ganze einen Moment durch den Kopf gehen.
In ihre Überlegungen hinein sagte Grandma: »Ich glaube, sie hat wahrscheinlich unser Geld.«
Mums Gesicht
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