… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)
steifen Glieder und rollte sich zu ihm herum. „Wo sind wir?“, wiederholte sie, während Daniel sie einer gründlichen Musterung unterzog, auch wenn Elizabeth nicht ganz klar war, wonach genau er eigentlich suchte.
„In einem Penthouse in Kensington“, antwortete er, nachdem er wohl mit dem Resultat seiner Untersuchung zufrieden war. „Es gehört Tonys Familie. Hier sollten wir erst mal in Sicherheit sein.“
„In Sicherheit?“, fragte sie verwundert nach.
Daniel sah sie erneut prüfend an. „Erinnerst du dich daran, was passiert ist?“
„Ja.“ Sie verstand dennoch nicht, worauf er hinaus wollte.
„Baby, man will dich aus dem Weg haben. Und Tony wahrscheinlich auch. Sie wissen, wo ihr wohnt, deshalb seid ihr in euren Wohnungen nicht mehr sicher.“
„Oh. Verstehe.“ Natürlich, die Kerle waren ja schon zuvor in ihrer Wohnung gewesen. Vermutlich würde man dort als Erstes nach ihr suchen.
„Aber es ist doch ganz nett hier, oder nicht?“ Daniel verschwand aus dem Bett und erschien am Fenster. Einladend streckte er eine Hand nach ihr aus. „Komm her, ich will dir etwas zeigen.“
Langsam erhob sie sich, halb damit rechnend, dass ihr Kopf wieder Kettenkarussell mit ihr fahren würde. Doch abgesehen von der leichten Übelkeit ging es ihr überraschend gut. Sie trat neben Daniel und folgte seinem Blick aus dem Fenster.
Die Aussicht war atemberaubend. Elizabeth zog die Schiebetür auf und trat hinaus auf eine Dachterrasse, die etwa die Größe ihrer Wohnung haben musste, und mit exklusiven, cremefarbenen Loungemöbeln und Sonnenliegen ausgestattet war. Der morgendliche Wind war erfrischend kühl und trug die Geräusche der erwachenden Stadt zu ihnen herauf. Staunend stellte sie sich an die gläserne Balustrade und bewunderte den phänomenalen Blick über die Dächer der umliegenden Häuser und die Royal Albert Hall, bis hinüber zum Hyde Park.
Daniel umfasste sie von hinten und legte sein Kinn auf ihre Schulter. „Nicht schlecht, was?“
„Nicht schlecht?“, lachte Elizabeth. „Das ist die Untertreibung des Jahres!“ Sie drehte den Kopf etwas nach rechts, sodass ihre Wange an Daniels lag, und blickte nach Osten, wo der Horizont sich langsam golden färbte. „Das ist wundervoll“, flüsterte sie und ließ den Augenblick auf sich wirken. Der Albtraum der letzten zwei Tage war vorüber, Daniel war bei ihr, und sie waren in Sicherheit. Zumindest fürs Erste. Und in wenigen Minuten würde die Sonne über den Horizont steigen. Sie fühlte sich so gelöst und heiter, als stünde sie noch immer unter Medikamenteneinfluss. Und dank der frischen Luft beruhigte sich auch ihr Magen zusehends. „Hier lässt es sich mit Sicherheit eine Weile aushalten“, stellte sie nickend fest. „Aber ich muss trotzdem noch mal in meine Wohnung, um einige Sachen zu holen.“ Um Beckett brauchte sie sich nicht zu sorgen. Der schwarze Kater kam und ging, wie es ihm beliebte, und war ein perfekter Selbstversorger.
„Lass uns das später mit Tony besprechen“, sagte Daniel. Gleichzeitig löste er sich von ihr und machte einen Schritt zurück.
Automatisch wandte sich Elizabeth zu ihm um und lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer. „Ich habe euch ganz schön auf Trab gehalten, oder? Ich kann mich zwar an vieles nur schemenhaft erinnern, aber ich glaube, ich habe mich zeitweise ziemlich idiotisch aufgeführt.“
„Ich fand es eher unterhaltsam, dich high zu erleben“, grinste Daniel. Doch dann erstarb das Lächeln. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, seine Stirn senkte sich auf ihre, und er schloss die Augen. „Aber davor, als du plötzlich verschwunden warst und ich dich nicht finden konnte … Ich wusste ja nicht, was passiert war und ob es dir gut ging. Die verrücktesten Szenarien schossen mir durch den Kopf. Mir kam sogar der Gedanke, du könntest tot sein und mich hier alleine zurückgelassen haben. Doch dann dachte ich, ich würde es wissen, würde es spüren, wenn es so wäre, und du würdest niemals ohne mich gehen. Und als dann die Sonne aufging und ich befürchtete, alles wäre vorbei … Baby, so etwas möchte ich niemals wieder durchmachen.“
„Ich auch nicht.“ Schaudernd dachte sie an ihre eigene Horrornacht zurück.
Mit einem leisen Seufzen hob Daniel den Kopf und straffte die Schultern. Ein kleines Lächeln stahl sich zurück auf sein Gesicht. „Aber weißt du was? Etwas Gutes hatte die ganze Sache doch.“
„Ach ja?“ Elizabeth konnte den letzten vierzig Stunden beim besten Willen
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