… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
besänftigend über den Rücken.
„Justin, warum bist du noch hier? Was hält dich fest?“, fragte Daniel leise.
Offenbar nicht das Bedürfnis nach Gerechtigkeit, kommentierte Elizabeth im Stillen.
„Was meinst du?“, fragte der Junge verständnislos.
„Als es an der Zeit war loszulassen, hat irgendetwas dich zurückgehalten. Etwas, das dich nach wie vor daran hindert, hinüberzugehen.“
Justin hob die Schultern. „Ich bin hier, weil meine Familie mich braucht. Besonders mein Bruder. Ich habe immer auf alle aufgepasst, seit mein Dad weg ist.“
„Ein übermäßig ausgeprägter Beschützerinstinkt scheint im Moment groß in Mode zu sein“, murmelte Elizabeth kaum hörbar.
Obwohl Daniel sie verstanden haben musste, ignorierte er ihre Bemerkung und fragte: „Heißt das, du willst nach wie vor hierbleiben, selbst wenn du keinen Kontakt zu deiner Familie herstellen kannst?“
„Sie brauchen mich doch …“
„Verstehe.“ Damit beließ er es dabei.
Justins Augen hafteten wie gebannt auf Daniels Hand, als dieser Elizabeth abwesend über die Haare strich und seine Finger dann über ihre auf dem Notizbuch gefalteten Hände legte. Mit einem schnellen Schritt stand Justin plötzlich direkt vor Elizabeth, streckte seinen Arm aus und berührte mit den Fingerspitzen ihre Wange.
Sie hörte noch Daniels erbostes „Hey!“, dann versank die Welt um sie herum in einem schwarzen Strudel aus Trostlosigkeit und Verzweiflung. Pure Hoffnungslosigkeit umfing sie mit frostigen Krallen und verwandelte ihr Innerstes in eine Eiswüste, aus der sie glaubte, nie wieder entkommen zu können.
Zitternd kam Elizabeth auf dem Rasen hinter der Parkbank wieder zu sich, Daniels schockiertes Gesicht direkt über ihr.
„Liz? Baby, was ist mit dir? Bist du in Ordnung?“
Als sie bemerkte, dass er ihre Wange streichelte, schreckte sie wimmernd zurück.
„Hey, ganz ruhig. Alles okay.“
Langsam beruhigte sie sich, und das Zittern ebbte etwas ab.
„Hast du dich verletzt?“ Daniel wirkte zutiefst besorgt.
„Nein“, antwortete Elizabeth tonlos. Nur die übliche Beule …
„Was ist da eben passiert?“
Sie setzte sich stöhnend auf und schlang die Arme um ihre Knie. Trotz der warmen Temperaturen fror sie erbärmlich, und ihre Zähne klapperten im Stakkato.
Noch konnte sie das gerade Erlebte nicht in Worte fassen. Die Finsternis, die sie eben durchschritten hatte, schien einen undurchdringlichen Nebel in ihrem Kopf hinterlassen zu haben, der das Denken behinderte und den Zugang zum Sprachzentrum blockierte. Die bebenden Schultern bis zu den Ohren hochgezogen, versuchte Elizabeth angestrengt einen klaren Gedanken zu fassen.
Daniel ließ sich neben ihr nieder und legte beide Hände an ihr Gesicht. „Baby, du machst mir Angst“, sagte er eindringlich. „Sprich mit mir.“
„Justin hat mir die Hölle gezeigt“, antwortete sie endlich mit schwacher Stimme.
„Was?“
„Als er mich anfasste …“
Rückartig zog Daniel seine Hände zurück, als fürchtete er, dass seine Berührung die gleiche Wirkung auf Elizabeth haben könnte.
„Nein“, sagte Elizabeth schnell und schüttelte heftig den Kopf. „Wenn du mich berührst, fühlt es sich gut an. Richtig.“ Daraufhin legte Daniel eine Hand auf ihren Hinterkopf, und wie zur Bestätigung ihrer Worte durchlief sie ein angenehmer Schauder. „Wo ist Justin eigentlich?“
„Als du umgekippt bist, ist er verschwunden. Was meinst du damit, er hat dir die Hölle gezeigt?“
„All seine aufgestauten negativen Emotionen … Wut, Frustration, Eifersucht, Hoffnungslosigkeit … Hilflosigkeit … Einfach alles hat sich bei dieser Berührung irgendwie entladen und explosionsartig in mir ausgebreitet. Für einen kurzen Moment waren seine Gefühle meine Gefühle.“
„Großer Gott“, flüsterte Daniel.
„Ich sage dir, Danny, dieser Junge leidet schrecklich.“ Schwer atmend konzentrierte sie sich auf Daniel, sein Gesicht, seine Augen und die positiven Gefühle, die er in ihr auslöste, und versuchte so einen Halt im Hier und Jetzt zu finden. „Wir müssen ihm irgendwie helfen!“
„Ich weiß“, murmelte Daniel an ihrem Ohr, während er über ihr Haar streichelte. „Ich hoffe nur, dass Justin sich auch helfen lässt.“ Einen Moment später sah er ihr sie prüfend an und fragte: „Geht es dir besser?“
Mit einem leichten Nicken gab Elizabeth ihm zu verstehen, dass sie sich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte.
„Du hast mir einen Mordsschrecken
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