… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Geschichte. Ich bin sprachlos, dass so etwas bei uns passieren kann. Das klingt ja wie die Methoden in einem Polizeistaat.“
„Wem sagst du das“, schnaubte Riley.
Passend zum Thema schob sich ein Polizeiwagen mit ohrenbetäubend lauter Sirene an ihnen vorbei, dicht gefolgt von einem Krankenwagen. Weiter vorne hatte es wohl einen Unfall gegeben, was der Grund für den Stau auf der Brücke war.
„Erinnerst du dich an den Brasilianer vor ein paar Jahren?“, fragte Riley einen Moment später. „Der von der Polizei nach den Anschlägen in der U-Bahn als Verdächtiger erschossen wurde? Elf Schüsse haben sie auf ihn abgegeben, mit nicht viel mehr gegen ihn in der Hand als ungewöhnlich dicke Kleidung und sein südländisches Aussehen.“
„Gott sei Dank sind nicht alle Polizisten so“, gab Elizabeth halbherzig zurück. Rileys ablehnende Haltung gegenüber der Londoner Polizei mochte zwar in seiner einschlägigen Erfahrung durchaus begründet sein, uneingeschränkt teilen wollte Elizabeth sie aber dennoch nicht.
„Schon richtig“, meinte der Junge. „Aber glaub mir, Danny und Tony sind eher die Ausnahme als die Regel.“
„Hör mal, kann ich deine Geschichte in einem Artikel verwenden, den ich gerade über Danny und seine Arbeit mit Jugendlichen schreibe?“
„Keine Frage. Brauchst du ein Foto?“
„Darauf komme ich vielleicht zurück“, lächelte Elizabeth.
Die Fahrt, für die Elizabeth eigentlich nicht mehr als eine halbe Stunde eingeplant hatte, kostete sie nun eine volle Stunde. Sie hätten doch die U-Bahn oder einen Bus nehmen sollen.
Schließlich waren sie aber am Ziel und fanden fast vor der Haustür einen Parkplatz. Benjamin Haines öffnete ihnen selbst die Tür.
„Hi, ich bin Elizabeth Parker. Wir haben telefoniert. Das hier ist Riley O´Shea mein … Praktikant.“
Ben nickte nur und trat zur Seite, um sie einzulassen. „Gehen wir auf mein Zimmer“, sagte er. „Meine Mutter hat gerade Besuch und will nicht gestört werden.“
Der hochgewachsene, schlanke junge Mann war zwar ganz in Schwarz gekleidet und trug auffälligen Silberschmuck, geschminkt war er allerdings nicht. Auch seine Haare hatten einen natürlichen aschblonden Ton und waren nicht wie für Gothics typisch tiefschwarz. Doch die größte Überraschung war Bens Zimmer. Elizabeth hatte eine gruftartige Höhle erwartet, die den Beschreibungen von Ians Zimmer entsprach. Aber das hier war keine Gruft. Es war eher ein Tempel, in dem zufällig auch ein Bett stand. Rote Stoffvorhänge verdunkelten den kleinen Raum. Auch die Wände waren tiefrot gestrichen und obendrein mit keltisch anmutenden Symbolen versehen. In der Luft lag kalter Rauch von verbrannten Kräutern, der Elizabeth förmlich in der Nase kleben blieb. Neben einem billigen Bücherregal lehnten ein Schwert und ein Besen.
Den zentralen Platz im Raum nahm eine Art Altar ein, auf dem Kelche, Schalen, Schnüre, kleine Statuen und Kerzen verteilt waren. Und ein goldfarbener Dolch, bei dessen Anblick Elizabeth das Blut aus dem Gesicht wich. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es sich dabei mit Sicherheit nicht um den Dolch handelte. Die Schneide des Dolchs auf dem Altar war gerade, nicht gekrümmt, und es fehlten die Schriftzeichen auf der Klinge.
„Himmel, was ist das denn hier?“ Daniel war plötzlich mitten im Raum erschienen und drehte sich nun einmal im Kreis. Sein Gesichtsausdruck zeigte dabei eine Mischung aus Belustigung und Fassungslosigkeit. Auch sein Blick blieb für einen Moment an dem Dolch auf dem Altar haften.
„Ich bin eine Hexe“, sagte Ben unvermittelt, woraufhin Daniel murmelte: „Und ich bin der Zauberer von Oz …“.
Bens Worte waren wohl als Erklärung für die Existenz dieses kleinen Tempels gedacht, aber er sagte es in einem äußerst provokanten Ton und beobachtete dabei genau Elizabeths Reaktion.
„Ach ja?“ Elizabeth war sehr darauf bedacht, dass ihre Stimme und ihre Züge neutral blieben und nichts hineininterpretiert werden konnte.
„Du bist ein Wicca, nicht wahr?“, meldete sich Riley zu Wort. Er hatte ein Buch aus dem Regal gezogen und blätterte neugierig darin herum.
„Stimmt, ja“, nickte Benjamin.
„Und warum nennt er sich Hexe und nicht Zauberer oder Hexenmeister?“, fragte Daniel und trat neben Elizabeth.
Als Benjamin ihnen den Rücken zuwandte und zu Riley hinüber stapfte, um ihm missmutig das Buch aus den Händen zu nehmen, nutzte Elizabeth die Gelegenheit und schenkte Daniel ein verstohlenes
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