… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Lächeln.
Riley beantwortete unterdessen Daniels Frage: „Bei den Wicca nennen sich alle Mitglieder Hexen. Ist, glaube ich, so ein Gleichberechtigungsding.“
Benjamin maß ihn mit einem abschätzigen Blick. An Elizabeth gewandt erklärte er mit selbstbewusst erhobenem Kinn: „Ich bin Priester im Coven der Mondgöttin.“
„War Ian auch ein … äh, ein Wicca? Seine Eltern dachten, er sei ein Goth gewesen und vermuten sogar eine Verbindung zu einem Satanskult.“
Benjamin verzog das Gesicht. „Satanskult!“ Er sah aus, als hätte er gerade seinen Mund mit Essig ausgespült. „Wir haben mit Satan ungefähr genauso viel am Hut wie die Queen mit Gangster-Rap. Aber die Leute glauben immer, dass Hexerei gleichbedeutend mit Schwarzer Magie ist.“
„Also war Ian ein Mitglied?“, vergewisserte sich Elizabeth.
„Er stand kurz vor seiner Initiation zum Priester.“
„Liz, beschreibe doch Hochwürden hier, wie Ian gestorben ist“, bat Daniel. „Vielleicht fällt ihm dazu ja was ein.“
„Ben“, begann Elizabeth vorsichtig, „Ian wurde mit einem goldenen Dolch, einem indischen Bhowanee-Dolch, um genau zu sein, gezielt in die Brustaorta gestochen. Könnte das Teil irgendeines Wicca-Rituals sein?“
„Was?“, fuhr Benjamin empört auf. „Sie denken, wir hätten etwas mit Ians Tod zu tun? Auf keinen Fall! Ich weiß nichts über irgendwelche indischen Dolche. Die einzigen Dolche, die wir einsetzen, sind unsere Athame-Dolche“, er zeigte auf die goldfarbene Klinge auf dem Altar, „und Blutopfer gibt es bei uns schon gar nicht!“
„Ich wollte nicht unterstellen, dass dein ... dein Zirkel, oder was auch immer, etwas damit zu tun hat, Ben“, beschwichtigte Elizabeth den jungen Mann. „Aber eventuell hast du ja eine Idee, wer auf diese Weise tötet, oder ob es jemand auf Ian abgesehen gehabt haben könnte.“
Benjamin ließ sich kraftlos auf sein Bett sinken. „Ian wusste, dass er in Gefahr war“, seufzte er. „Und ich schätze, er wusste sogar, wer hinter ihm her war.“ Elizabeth tauschte einen vielsagenden Blick mit Daniel und holte das Notizbuch aus der Tasche. Da es außer dem Bett keine Sitzgelegenheiten im Zimmer gab, setzte sie sich neben Benjamin und legte das Buch aufgeschlagen auf die Knie. „Erzähl weiter“, forderte sie ihn sanft auf, während Daniel sich zu Riley gesellte.
„Ich weiß nichts Genaueres“, sagte Benjamin achselzuckend. „Nur, dass Ian regelmäßig die Runen befragt hat. Und vor etwa drei Wochen haben sie ihm wohl gesagt, dass er in Gefahr schwebe, und zwar durch jemanden, von dem er nichts Böses erwarten würde.“
„Deshalb hat er sein Zimmer mit den Pentagrammen und dem Salz geschützt“, vermutete Riley.
Benjamin nickte. „Ja, nur auf offener Straße hat ihm das leider nichts gebracht.“
„Was soll das bedeuten, er hat die Runen befragt ?“, wollte Daniel wissen. „Und sagte er eben nicht, Ian wusste, wer hinter ihm her war?“
Leise räuspernd wandte Riley sich um und nahm eine Schale mit kleinen ovalen Steintäfelchen vom Altartisch. Er pickte ein paar heraus und zeigte Daniel unauffällig die elfenbeinfarbenen Steine, in die jeweils eine unterschiedliche Rune eingeritzt war.
„Ah, verstehe“, murmelte Daniel. „So was wie ein Orakel. Oder Kaffeesatzlesen.“
Unterdessen fragte Elizabeth: „Ben, weißt du, wen Ian im Verdacht hatte?“
„Nein. Aber Ian sagte immer wieder, dass er ihn nicht bekommen würde.“
„Du hast doch aber sicher eine Vermutung, wen er gemeint haben könnte, oder?“
Benjamin dachte einen Moment nach, dann schüttelte er wieder den Kopf. „Nein, ich habe wirklich keine Ahnung. Ian hat nie erzählt, dass er mit jemandem Probleme hätte. Naja, außer mit seinem Dad natürlich. Der hat´s ihm echt nicht leicht gemacht.“
„Denkst du, er hatte Angst vor ihm?“
„Ich glaube, er ist ihm nur einfach tierisch auf den Wecker gegangen, mit seinen politischen Ambitionen und der ständigen Sorge, was die Leute über seine Familie denken könnten. Image ist alles, sage ich da nur. Wenn ich nächstes Jahr wählen darf, hat Charles Carmichael meine Stimme ganz sicher nicht!“
„Meine auch nicht“, stimmte Daniel leise lachend zu. „Sind er und Ian diesem Wicca-Zirkel gemeinsam beigetreten oder hat Ben Ian nachgezogen?“
Elizabeth gab die Frage an Benjamin weiter, und er antwortete: „Ich bin seit letztem Jahr Mitglied des Covens. Ian war zwar von Anfang an interessiert, aber Rafid hat ihn immer wieder
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