… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
grau-weiße Fassade, mindestens ein Dutzend Schornsteine zeugten von einer beachtlichen Anzahl an Zimmern mit offenen Kaminen, und auf dem abgeflachten Dach eines Seitenflügels erhob sich ein bezauberndes viktorianisches Glashaus mit lang gezogener Kuppel. Außerdem gab es noch ein paar kleine Nebengebäude sowie einen weitläufigen Park in italienischem Stil, für den eine Armee von Gärtnern rund um die Uhr zur Verfügung stehen musste.
Zwar war es nicht das erste Mal, dass Elizabeth ein Haus wie dieses betrat, dennoch konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, komplett fehl am Platz zu sein. „Sei ehrlich, bin ich underdressed?“, flüsterte sie unsicher, nachdem sie den MG ein gutes Stück abseits der Eingangstreppe im Schatten einer Weide abgestellt und den Schlüssel aus der Zündung gezogen hatte.
„Du siehst wie immer hinreißend aus“, versicherte Daniel und lehnte sich ihr für einen Kuss entgegen, doch bevor ihr Lippen sich trafen, schob er noch schnell hinterher: „Auch wenn mir dein Outfit von heute Morgen besser gefallen hat.“
„Kann ich mir vorstellen“, lachte Elizabeth. „Ich kann es kaum erwarten, heute Abend da weiterzumachen, wo wir heute früh aufgehört haben.“
„Geht mir genauso“, erwiderte Daniel grinsend. „Bis später, Baby. Viel Erfolg.“
„Dir auch, Danny. Richte Riley schöne Grüße aus.“
Sobald Daniel vom Beifahrersitz verschwunden war, stieg auch Elizabeth aus dem Wagen und machte sich auf den Weg zum Herrenhaus. Mit einem Gefühl, das sich verdächtig nach Lampenfieber anfühlte, stieg sie die ausladende, mit Säulen flankierte Treppe zum Haupteingang empor. Vermutlich hatte Daniel recht, und das Interview mit Sir Thomas war wirklich ein hervorragender Start in ihre neue Karriere. Wenn sie das heute nicht vermasselte, hieß das. Und sie musste einen eleganten Weg finden, den wohltätigen Antiquitätenhändler zu dem goldfarbenen Dolch zu befragen. Also konzentrier dich, Mädchen , sagte sich Elizabeth und straffte die Schultern. Vergiss nicht, du bist ein Profi!
Noch bevor sie die oberste Stufe erreicht hatte, öffnete sich die Doppelflügeltür und ein schlanker junger Mann in heller, orientalisch anmutender Kleidung nahm Elizabeth in Empfang. Er begrüßte sie mit Namen und führte sie dann ohne Umschweife quer durch das ganze Haus, bis auf eine rückseitig gelegene Terrasse. Dort hatte man einen weißen Baldachin aufgebaut, in dessen Schatten ein einladend gedeckter Tisch mit zwei Polsterstühlen stand.
Sir Thomas saß, in eine Zeitung vertieft, bereits am Tisch. Sowie er ihre Ankunft bemerkte, legte er die Zeitung beiseite und erhob sich. Trotz seines fortgeschrittenen Alters war Hamilton noch immer eine stattliche Erscheinung und erinnerte Elizabeth an einen in Würde gealterten Hollywood-Star vom Schlag eines Cary Grant. Mit einem warmen, herzlichen Lächeln sah er ihr entgegen, doch in seinen Augen spiegelte sich etwas, das Elizabeth nicht genau deuten konnte und verunsicherte. War es Enttäuschung?
„Meine liebe Elizabeth, herzlich willkommen“, begrüßte er sie überschwänglich, ergriff ihre ausgestreckte Hand und hauchte einen galanten Handkuss darauf. „Ich darf Sie doch Elizabeth nennen, nicht wahr?“
„Natürlich, Sir Thomas. Sie haben wirklich ein ganz bezauberndes Anwesen.“ Bewundernd ließ Elizabeth ihren Blick über die Fassade und den Garten mit den kunstvoll gestutzten Bäumen, kleinen Springbrunnen und bunt bepflanzten Blumenbeeten wandern. Gleich unterhalb der Terrasse gab es einen kreisrunden Teich, auf dem die schönsten Seerosen trieben, die Elizabeth je gesehen hatte.
„Danke, Elizabeth. Ich fühle mich auch sehr wohl hier. Auch wenn ich so viel Platz natürlich eigentlich gar nicht brauche.“ Sir Thomas zwinkerte ihr zu, als würde er mit ihr einen Scherz teilen, den nur sie beide verstanden. „Wenn Sie möchten, kann ich Sie nach dem Essen gerne etwas herumführen. Ich darf behaupten, unter meinem Dach eine der größten privaten Kunstsammlungen des Landes zu beherbergen.“
„Das wäre fabelhaft“, entgegnete Elizabeth mit einem höflichen Lächeln.
Hamilton gab ein kaum wahrnehmbares Zeichen mit seiner rechten Hand. Unverzüglich erschien der junge Mann, der Elizabeth eingelassen hatte, an seiner Seite.
„Was möchten Sie trinken, meine Liebe?“, fragte Sir Thomas zuvorkommend. „Ich kann Ihnen den frisch gepressten Orangensaft empfehlen. George hier verfeinert ihn immer mit einem Spritzer
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