und der Ruf der Karibikwoelfe
und überall sind Blümchen drauf. Aber er ist nicht da. Ich habe schon alles abgesucht. Sogar unter die Betten habe ich geschaut. Und dort … und dort …« Winselnd verbirgt Rocco den Kopf zwischen den Vorderpfoten. »Es war so schrecklich!«
»Ach du je.« Rita hat auf der Stelle einen Kloß im Hals, denn unter dem Bett liegt das Wolfsfell! »Weißt du, äh, es ist so …«
»Was war denn dort so schrecklich?«, fragt Ruth arglos.
»Dort war Knautschi auch nicht! Buhuuh!« Noch einmal schluchzt Rocco laut auf. Dann lugen seine Augen zwischen den Pfoten hervor. »Aber unter Ritas Bett liegt was Komisches. Was ist das?«
Rita spürt, wie eine Hitzewelle nach der anderen durch ihren Körper jagt. »Das ist, ähm … das ist eine … eine ganz normale Decke«, stottert sie. Ihr Kopf färbt sich tiefrot. »Genau, eine Decke aus äh … Nylon. Reine Kunstfaser, verstehst du? Hält länger.«
»Sie fühlt sich gut an.« Rocco schluckt, und für einen Moment sieht er etwas munterer aus. »Kann ich sie vielleicht mal für den Schaukelstuhl ausleihen?«
»Äh, ja, natürlich.« Rita nickt eifrig. »Klar.«
»Buhuuh!« Roccos Augen verschwinden wieder hinter seinen Pfoten. Gedämpftes Winseln dringt aus seiner Schnauze: »Knautschi ist weg.«
Rita und Ruth suchen ein weiteres Mal alles ab, aber der Ball bleibt verschwunden.
Rita denkt nach. Nach kurzer Zeit schlägt sie einen Huf auf den anderen.
»Ich hab’s! Genau. So muss es gewesen sein.«
»Wie denn?«, fragt Ruth.
»Rocco hatte auf dem Weg vom Allright hierher nichts im Maul. Das bedeutet, dass der Ball noch dort liegen muss.«
»Dann holen wir ihn eben.« Auf der Stelle wendet Ruth sich zur Tür. »Ich mache das schon, meine Liebe. Bleib du hier und tröste Rocco ein wenig. Ihr könnt so lange Fangen spielen.«
»Nein, meine Liebe.« Rita winkt ab. »Weiche Knuddelbälle sind nichts für dich. Lass mich das erledigen.«
»Das geht schon. Ein Knutschball ist schließlich kein Kuscheltier. Ich gehe.«
»Nein, ich.«
»Nein, ich!«
Rita und Ruth spüren eine feuchte Schnauze im Rücken. Sie stupst an Ritas dicke Wolle und an Ruths strubbeliges Fell.
»Ich gehe.« Rocco wischt sich eine Träne fort und blinzelt die beiden tapfer an. »Erstens habe ich Knautschi liegen lassen und zweitens ist der Weg durch den Dschungel eine gute Wildnis-Übung.«
»Oh!«, macht Rita.
Ruth schaut aus dem Fenster: »Aber es dämmert.«
»Gut so.« Rocco macht ein entschlossenes Gesicht. »Dann wird es eben noch schwieriger als am Nachmittag. Ein echter Wolf erwacht erst in der Dämmerung zu richtig wildem Leben.«
»Und was ist mit dem Wasserfall?«, fragt Ruth.
»Das schaffe ich schon.« Rocco legt den Kopf in den Nacken, richtet die Schnauze zum Himmel und macht: »Wuhuuh!« Es klingt wie ein Wasserkessel, der nicht richtig unter Dampf ist.
Rita und Ruth schauen sich an. »Wir gehen alle drei«, verkünden sie gleichzeitig.
Unverzüglich machen die Raubtiere sich auf den Weg.
Als das gemeine Jammern von Ruths Heulrohren im Dunkeln ertönt, sträubt sich Roccos Fell, bis er aussieht wie ein großer Igel auf zu langen Beinen. An Ritas Knochenklapper kriecht er geduckt vorbei und tritt sich selbst auf den eingeklemmten Schwanz. Er stößt sich die Schnauze an einem Stein und wird von großen Blattschneider-Ameisen in die Nase gebissen. Anschließend springt er vor Schreck mitten in eine Stachelpflanze hinein und wird punktiert wie ein Fakir.
Den Baumstamm über die Schlucht überquert Rocco auf Ritas Rücken, fast die ganze Zeit mit fest zugekniffenen Augen.
Trotzdem schlottert er anschließend, als habe er in Eiswasser gebadet, und als schließlich die Strickleiter an der Wasserfall-Felswand in Sicht kommt, wird er auch noch grün im Gesicht. Rita nimmt ihn huckepack und hält ihn den gesamten Rest des Wegs beruhigend an der Pfote. Doch das kann Rocco nicht mehr in Form bringen: Als die drei das Allright erreichen, hat er mehr Ähnlichkeit mit einem abgenutzten Bettvorleger als mit einem jungen Wolf.
Rita und Ruth schlüpfen unter die Veranda und ziehen Rocco hinter sich her. Ein paar Kerzen in leeren Kokosnusshälften verbreiten schummriges Licht.
Shaggy sitzt an seinem Stammplatz und klimpert gedankenversunken auf seiner Gitarre herum. »Hallo, Leute«, maunzt er, ohne aufzuschauen. »Schön, euch so schnell wiederzusehen. Fair von euch, dass ihr endlich einmal zu einer vernünftigen Zeit vorbeikommt. Wisst ihr, ich habe noch keinen Tag erlebt, der sich
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