und der Ruf der Karibikwoelfe
den Kopf. »Richtige Wildtiere erledigen so etwas von Hand.«
»Gut so.« Rocco lächelt. »Denn Klingen sind gefährlich. Daran kann man sich richtig wehtun! Es heißt nicht umsonst: Messer, Gabel, Schere, Licht sind für junge Wölfe nicht!«
Rita runzelt die Stirn. »Es heißt aber auch: Karate, Knurren, freie Sicht, sind für wilde Tiere Pflicht!«, erwidert sie nach kurzer Überlegung.
»Wirklich?«, fragt Rocco.
»Oh ja!«, brummt Rita.
» KRAAK !« Über den Wanderern ertönt ein grelles Kreischen. Rocco zuckt heftig zusammen. »Was war das?!«
»Kein Grund zur Sorge.« Rita klopft Rocco beruhigend auf die Schulter. »Das ist ein Bekannter von uns.« Sie richtet den Blick in die Krone einer Palme. »Grito, komm raus!«
In der Palme raschelt und rumort es. » KRAAK ! Wer klopft da unten schräge Sprüche?!« Blätter biegen sich zur Seite, und ein großer roter Ara mit grüngelben Flugfedern landet mit Getöse auf Ritas Rücken. Er spreizt die Flügel und blinzelt Rocco spöttisch an:
»Pulver, Beute, Dampf in Sicht, was bist du denn für ein Wicht?! Ein Pinscher aus der Filmtierschau?! Dem haut man hier die Augen blau! KRAAK !«
Rocco winselt und versucht, sich erst hinter Ruth und dann hinter Rita zu verstecken.
»Pluster dich nicht so auf, Federvieh!« Rita wirft dem Papagei einen strengen Blick zu. »Begrüße unseren neuen Gefährten lieber gebührend. Rocco ist ein wilder Wolf. Vielleicht sogar ein Seewolf. «
»Wild?! Seewolf?!« Der Papagei lacht kreischend. »Diese halbe Portion mit dem Klemmbügel zwischen den Hinterpfoten?! Ist das nicht der, der im Kino immer die Schoßhundrollen spielt?! Da werde eher ich eine Nachtigall!«
Ein gewaltiges Raubmeerschwein-Grollen unterbricht Grito jäh. Das Gekreische des Papageis klingt dagegen wie ein Meisenpieps. Mit zerzausten Federn purzelt er von Ritas Rücken.
»Wenn wir deine Meinung hören wollen, fragen wir dich!«, grollt Ruth. »Bis dahin halt den Schnabel oder lern singen, okay?!«
»Ein Seewolf will der Kleine werden!«, krakeelt der Papagei und schraubt sich in wüsten Kapriolen in die Luft. »Ein Raubtier! Dieser Weichkeks?! Am Ende gar noch ein Pirat oder was?! Dass ich nicht kichere! KRAAK !« Mit einem letzten misstönenden KRAAK verschwindet Grito in den Baumkronen.
Rita schüttelt verärgert den Kopf. »Großschnabel.« Sie legt Rocco vertrauensvoll ein Vorderbein um die Schultern. »Weißt du, im Grunde ist Grito ein netter Flattermann. Nur leider ist er auf Filmtiere neidisch. Weil er selbst keins geworden ist.«
»Im Fluch der Karibikhunde wollte er unbedingt den Schiffspapagei spielen«, erklärt Ruth. »Aber sie haben ihn nicht genommen.«
»Warum denn nicht?«, fragt Rocco.
»Er ist unheilbar seekrank.« Ruth grinst. »Ihm wurde auf dem Schiff immer sofort übel. Aber ein Piratenschiffspapagei muss nun mal mehr können als pausenlos reihern.«
»Mir ist während der ganzen Überfahrt nicht ein einziges Mal schlecht geworden.« Rocco reckt sich stolz.
»Prima.« Rita nickt anerkennend. »Das war ein guter Anfang. Du bist schon ein halber Pirat. Da ist es zum wilden Wolf nicht mehr weit.«
»Meint ihr wirklich?«, fragt Rocco zaghaft.
»Klar!«, rufen Rita und Ruth. »Hej-ho!«
»Gut«, sagt Rocco und läuft langsamer. Und immer langsamer. Bis er schließlich ganz stehen bleibt und kläglich zu fiepen beginnt.
»Was ist los?«, fragen Rita und Ruth besorgt. »Stimmt was nicht?«
Rocco schaut nach links und rechts, nach vorn und nach hinten und schluckt. Die Straße ist verschwunden. Von allen Seiten lehnt sich den Tieren der Dschungel entgegen. Das dunkle Grün sendet seltsame Laute und absonderliche Geräusche aus. Während der angeregten Unterhaltung mit Rita und Ruth ist dem jungen Wolf ganz entgangen, dass die drei Wanderer ins Dickicht gewechselt sind.
»Dieser Wald«, flüstert Rocco. »Er wirkt nicht sehr … gemütlich.«
»Keine Bange, das ist unser Hausurwald.« Rita winkt beruhigend ab. »Hier ist alles ganz normal. Seine Durchquerung ist kein großes Abenteuer. Aber als kleine Übung für die Wildnis in Brandenburg und an der Oder reicht unser Dschungel aus.«
»Was sind das für Stimmen?«, fiept Rocco. »Gehören sie gefährlichen Tieren?«
Ruth lacht wie ein heiserer Gänsegeier. »Gefährlicher als wir können sie nicht sein, mein Lieber!«
Rita denkt an die Panther und Schlangen, an die Alligatoren und Skorpione. »Na ja, sagen wir mal …« Sie verstummt.
»Jaaa?!« Erwartungsvoll schaut
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