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und der Schatz der Moenche

und der Schatz der Moenche

Titel: und der Schatz der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Nevis
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klar sind Visionen leider nicht. Nein, das nenne ich einen bösen Zufall. Ich ahnte nicht, dass mich kurz vor dem Ende meiner Meditation Vinaya mit dieser Schreckensbotschaft so unsanft ins Hier und Jetzt zurückholen würde. Aber ich mache niemandem einen Vorwurf. Vinaya saß die ganze Zeit über allein im Nebenzimmer. Denn Tai … war ja weg.«
    »Wo steckte Ihr Beschützer denn?«
    »Er sollte das buddhistische Zentrum überprüfen. Heute Abend bin ich dort zu Gast.«
    Doch Justus’ Wissensdurst war noch längst nicht gestillt. »Wie läuft das ab, so eine Meditation? Sind Sie da ganz alleine? Und was tun Sie die lange Zeit? Denken?«
    »Nun, das sind eine Menge Fragen. Wenn ich meditiere, konzentriere ich mich ganz auf einen Gegenstand oder auf einen Gedanken. Nach und nach verschwindet die Flut von ablenkenden Ängsten und Ideen. Meine Sinne verlieren den Kontakt zur direkten Umgebung. Es ist, als wäre der Raum nicht mehr da.«
    »Und wie finden Sie wieder zurück? Ich meine, wie erwachen Sie wieder aus der Meditation?«
    »Wenn man das so lange ausübt wie ich, dann kann man sich während der Meditation lenken. Ich bestimme, wo ich hinfahre und wann ich wieder aussteige.« Er räusperte sich und fügte mit einem Seufzer hinzu: »Aber so sinnvoll Meditationen auch sein mögen: Das Kästchen bringen sie mir nicht zurück.«
    »Wir würden Ihnen die Schatulle ja liebend gerne geben. Wenn wir dann unsere Ruhe hätten. Ich weiß nicht, was Mr Vinaya Ihnen erzählt hat. Aber ich versichere Ihnen: Wir haben mit dem eigentlichen Diebstahl in Ihrem Hotel nichts zu tun. Mein Freund Peter hat die Box in einer alten Fabrikhalle gefunden, und seitdem werden wir verfolgt. Ich wüsste wirklich gerne, in was für eine Geschichte wir da hineingeraten sind. Aber noch viel lieber hätte ich einen Hinweis, wie wir mit heiler Haut wieder herauskommen.« Justus holte Luft. Sein Tonfall war gemäßigt geblieben. Eigentlich hatte er sehr viel wütender reagieren wollen, doch die Anwesenheit des weisen Mannes besänftigte und beruhigte ihn.
    »Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass mehrere Menschen hinter der Schatulle her sind«, sagte der Lama ruhig. »Aus Eigennutz und aus Machtgelüsten. Aber setzen wir uns doch.« Er wies auf eine Sitzecke mit roten Sesseln.
    Justus nahm das Angebot an.
    »Wie heißt du?«, fragte Lama Geshe. Er rückte sich einen Stuhl zurecht.
    »Justus Jonas. Ich wohne hier in Rocky Beach. Eigentlich ging es um einen Film, den wir für eine Schul-AG drehen wollten. Als mein Freund Peter den Aufnahmeort in Augenschein nehmen wollte, entdeckte er zufällig die Schatulle.«
    Lama Geshe nahm zwei Gläser und blickte fragend auf.
    Justus nickte. »Wasser? Gerne. Danke, aber das kann ich mir doch selbst einschenken!«
    »Du bist mein Gast«, sagte der Lama und reichte ihm ein gefülltes Glas. »Vielleicht ist es sogar gut, dass dein Freund die Schatulle an sich genommen hat. Möglicherweise hat er sie dadurch gerettet.«
    »Ich hoffe, Peter besitzt sie überhaupt noch. Dann würden wir …« Er stockte. Zu gerne wollte er Lama Geshe versprechen, ihm die Schatulle wieder zurückzugeben. Doch das konnte er nicht. Peter musste es entscheiden. Peter blieb wahrscheinlich nur die Wahl, die Box um 18 Uhr an den verabredeten Ort zu stellen. Peters Leben ging vor, auch wenn die Sache des Religionsführers noch so wichtig sein mochte. Sie würden das Kästchen an den Brunnen stellen. Und dann mussten sie beobachten, wer es abholte, und die Verfolgung aufnehmen. So konnte es vielleicht doch noch klappen.
    Der Mönch hatte Justus genau beobachtet. »Du hast mir noch nicht alles erzählt«, sagte er. »Wenn ich dir helfen kann, will ich es gerne tun.«
    Justus wand sich. Hatte es Sinn, den Lama in seinen Konflikt einzuweihen? So sympathisch ihm der alte Mönch war, Justus beschloss, dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. Vielleicht konnte er dadurch noch an weitere Informationen kommen. Hatte der Mönch im Vorzimmer nicht behauptet, der Inhalt der Schatulle sei für Außenstehende wertlos? »Ich vermute, in der Schatulle befindet sich weder Geld noch Gold oder Schmuck«, versuchte es Justus. »Es muss etwas anderes sein. Etwas viel Wichtigeres.«
    »Du hast einen scharfen Verstand«, antwortete Lama Geshe schmunzelnd und schwieg.
    »Sie sagten vorhin, Ihre Religion sei in Gefahr.«
    Der Lama nickte.
    »Wenn Sie mir nicht verraten, worum es geht, kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »Es ist ganz einfach«, sagte Lama

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