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und der Schatz der Moenche

und der Schatz der Moenche

Titel: und der Schatz der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Nevis
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ihn Justus. »Der erste Kellner war falsch. Er hat sich dazwischengemogelt, bevor der richtige Kellner kam. Er hat damit gerechnet, dass Sie ihn nicht weiter beachten würden. Als Sie sich abwandten, hat er die Schatulle schnell unter seine Jacke gesteckt und ist verschwunden. Ein ganz einfacher Trick. Sehr wirkungsvoll, wenn auch nicht ohne Risiko: Der Täter hatte nur wenig Zeit, bis der richtige Kellner anklopfte, und er musste seine Nerven gut im Griff haben.«
    Gatso Vinaya sah ihn erstaunt an. »Man muss sich ja direkt vor dir in Acht nehmen, so schnell denkst du mit!«
    Justus lächelte. In Gedanken war er schon wieder einen Schritt weiter. »Mr Vinaya, Sie erwähnten eben einen gewissen Chuck. Könnte er der verkleidete Kellner gewesen sein?«
    »Chuck ist ein Mann mit tausend Gesichtern«, sagte Vinaya nachdenklich. »Aber da ich ihn noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen habe, hätte er nicht einmal eine Tarnung gebraucht.«
    Plötzlich spürte Justus, wie sich die Atmosphäre im Raum veränderte. Eine Spannung, aber keine unangenehme, erfüllte die Luft. Justus drehte sich um und sah, dass die Verbindungstür zum Nebenraum inzwischen ganz offen stand. Er blickte in das ruhige Gesicht des Lama, der in der Tür auf ihn wartete.

Die Vision
    »Ist das der Junge?«, fragte er und winkte Justus mit der Hand näher.
    Wie magisch angezogen trat Justus zu ihm. »Ja, Mister, äh Sir … Eure Heiligkeit …«
    »Komm herein, ich möchte dich um etwas bitten.«
    Tai wurde unruhig. »Soll ich nicht lieber mitgehen? Wir kennen den Jungen nicht.« Er ging zwei Schritte vor und wollte Justus am Arm packen, doch Vinaya zog ihn zurück. Dann hielt Vinaya inne und wandte sich an Lama Geshe. »Oder möchten Sie, dass Tai hinzukommt? Oder vielleicht ich?«
    Lama Geshe lächelte und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht notwendig.« Er trat zur Seite und Justus konnte hinein. Er betrat einen warmen, abgedunkelten Raum.
    »Ich habe mich ausgeruht«, sagte der Lama. Er ging ans Fenster und zog die Vorhänge auf. Das fahle Licht des Tages fiel herein. Es stürmte stärker als zuvor. Lama Geshe blieb einen Moment am Fenster stehen und blickte nach draußen. »Ich dachte, in Kalifornien scheint immer die Sonne«, sagte er und drehte sich lächelnd zu Justus um. Jetzt sah Justus, dass er sehr alt war.
    »Das mit der Sonne ist ein Klischee, genauso, wie es ein Klischee ist, dass alle buddhistischen Mönche friedlich sind«, antwortete Justus.
    Der Lama verstand sofort. »Du sprichst von Tai«, sagte er. »Er schützt mich. Manchmal muss man sich wehren.«
    Justus beließ es dabei und ließ seine Augen durch das große, aber nicht üppig ausgestattete Hotelzimmer wandern.
    Die Mönche hatten ein paar Reliquien mitgebracht, die sie an bestimmten Stellen des Zimmers aufgestellt hatten. Justus entdeckte einen muschelartigen Gegenstand und trat näher.
    »Ein Muschelhorn«, sagte der Lama. »Berühre es vorsichtig. Wir verwenden es für Zeremonien.«
    Justus’ Blick schweifte weiter durch den Raum und blieb an einer kleinen silbernen Schachtel hängen.
    »Dies nennen wir Chorten. Die Symbole auf dem kleinen Kästchen wehren böse Geister ab. Die Asche des Großen Lama ist darin enthalten ist.«
    Justus schluckte. »Die Asche?«
    Der Lama schmunzelte. »Für uns ist das etwas ganz Alltägliches. Der Tod gehört zum Rad des Seins dazu. Vor der Asche Verstorbener haben wir keine Angst. Denn ihre Seele und ihre Energie werden wiedergeboren und leben weiter. Aber warte, ich habe noch etwas vergessen.«
    Lama Geshe trat an eine Kommode und hob einen Seidenschal auf. Dann schritt er auf Justus zu und legte ihm den Schal um. »Dieser Schal nennt sich Khata. Damit begrüßen wir unsere Gäste. Nun bist du willkommen, nun bist du mein Gast.«
    Unwillkürlich verneigte sich Justus.
    Plötzlich peitschte eine Windböe den Regen gegen die Scheiben des Fensters. Der Lama blickte nach draußen. »Schon in Kathu hatte ich eine Vision«, sagte er. »Aus dem Himmel zuckten Blitze. Ein Geheimnis wurde gestohlen. Es hieß, ich würde einen Verlust erleiden und eine bittere Wahrheit erfahren. Ich reiste her und wusste: Unsere Religion ist in großer Gefahr.«
    »Sie haben den Diebstahl vorausgesehen?«, fragte Justus erstaunt.
    »So kann man es deuten.«
    »Aber nicht ganz genau.«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, dass ihr Heiligtum ausgerechnet gestohlen wurde, während Sie meditierten, das haben Sie nicht gewusst.«
    Der Lama schüttelte den Kopf. »So

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