Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
Pollifax. »Wenn er nicht umgekehrt wäre, um ihn zu holen ...«
»Gäbe es keinen Carstairs mehr.«
Sie nickte. »Also verdankt er jedes neue Lebensjahr seinem marokkanischen Freund.«
»Ja.«
Sie dachte, wie sehr sich ihr eigenes Leben geändert hatte, seit sie Carstairs kannte. Sie dachte an die Arbeit, die er seither getan hatte, und an die anderen, deren Leben er gerettet oder verändert hatte. Und wieder spürte sie ein Erschauern, wie immer, wenn schicksalhafte Ereignisse ihre Schatten warfen und unsichtbare Kräfte zu walten schienen. Ernst sagte sie: »Es wäre eine Ehre, einen solchen Mann kennenzulernen, der sein Leben für einen Freund aufs Spiel gesetzt hat.«
Er blickte sie kurz an. »Es wäre möglich, daß wir ihn beide kennenlernen werden, denn ich habe so ein Gefühl, als wäre er einer dieser Informanten. Es war natürlich dieser Mann, an den sich Carstairs wandte, als er an den Aufbau einer solchen Gruppe dachte. Sie blieben die ganze Zeit in Verbindung miteinander, müssen Sie wissen.«
Es wunderte sie nicht. Besorgt sagte sie: »Ich hoffe, er war nicht dieser Hamid ou Azu, der in Fes ermordet wurde.«
»Das hoffe ich auch.«
Die Berge kamen allmählich näher und streckten schon große Steine wie Fühler auf dem flachen Tafelland aus. In der Ferne wurden Bäume sichtbar, und bald kamen sie an einer kleinen Ortschaft mit Lehmziegelhäusern vorbei, die wie die meisten in dieser Gegend von einer Mauer umschlossen war. Eine Kuh war an der Mauer angebunden, und neben ihr stand ein Mädchen, das einen langen roten Rock über einer tiefrosa Hose trug und ein grünes Tuch um den Kopf. Die Wüste hatte Feldern Platz gemacht, die zusehends grüner und üppiger wurden. »Getreide für Couscous«, sagte Max. »Ich glaube, wir nähern uns Goulmima, dann hätten wir die halbe Strecke nach Tinerhir hinter uns.«
»Bedeutet das etwas zu essen?« fragte Mrs. Pollifax. »Ich habe großen Hunger.«
»Ich weiß, und ich werde auch den Versuch wagen, etwas aufzutreiben, aber es ist besser, wenn Sie im Wagen bleiben und sich unter der Decke auf dem Rücksitz verstecken. Sie müssen bedenken, daß die Polizei inzwischen sehr an Ihnen interessiert sein könnte.«
»Glauben Sie, daß Flaviens Leiche schon gefunden wurde? Es ist doch erst ein paar Stunden her.«
»Geheimdienst und Polizei sind zu vielem fähig, wenn sie es für wichtig genug halten. Ich glaube, daß sie ihn noch nicht entdeckt haben, aber darauf können wir uns nicht verlassen.« Er fügte ernst hinzu: »Doch es ist leider nicht nur das... Als ich Ihnen aus Er Rachidia hinaus folgte, war Ihnen die Polizei auf den Fersen. Erinnern Sie sich an das Militärlager, an dem wir vorbeikamen, kurz ehe wir für unsere Kaffeepause anhielten?« Sie zuckte zusammen. »Es ist mir nicht aufgefallen.«
»Verständlich, es sah wie alle anderen mauerumgebenen Ortschaften hier aus, nur hatte es Insignien am Tor. Ich vermute, man handhabt es so, daß man aufpaßt, wohin Sie fahren, ohne Ihnen direkt mit einem Wagen zu folgen, den man in diesem Vorwüstenland gar nicht übersehen könnte. Ich glaube, sobald Sie aufbrachen, folgte man Ihnen ein paar Kilometer, um sicherzugehen, und verständigte dann das nächste Militärhauptquartier, das einen Beobachter postierte.«
»Und das bedeutet, daß der nächste Beobachtungsposten den blauen Renault nicht zu Gesicht bekam.«
»Richtig. Ob Flaviens Leiche inzwischen gefunden wurde oder nicht, ist unwichtig. Bekannt ist ihnen auf jeden Fall, daß er auf geheimnisvolle Weise irgendwo zwischen Erfoud und Goulmima verschwand. Und was noch schlimmer ist«, fuhr er düster fort, »ich hatte keine Zeit, mir einen falschen Paß zu besorgen. Ich kam mit meinem eigenen in Fes an, und es wird bestimmt nicht lange dauern, bis sie dahinterkommen, daß sich der echte Max Janko in Marokko aufhält. Dann werden sie sofort eruieren, welche Wagen ich geliehen habe, und dahinterkommen, daß ich Ihnen und Flavien gefolgt bin, und sie werden Straßensperren aufstellen, um uns zu schnappen.«
Mrs. Pollifax seufzte. »Nicht gerade eine erfreuliche Lage.«
»Erfreulich! Sie jagt mir ganz schön Angst ein! Wir können diesen Wagen nicht mehr lange benutzen, ohne erwischt zu werden.«
Sie nickte. »Dann müssen wir ihn stehenlassen, eine andere Wahl haben wir nicht.«
»Wie soll's danach weitergehen? Großer Gott, was dann?«
Ruhig und fest sagte Mrs. Pollifax: »Ich glaub e, wir müssen Tinerhir riskieren, doch danach wäre es Leichtsinn, den Wagen zu

Weitere Kostenlose Bücher