und der tanzende Derwisch
Sultane hatten?«
Er grinste. »Oh, sie erkannten den Sultan als Beherrscher der Gläubigen an, aber sie weigerten sich, ihm Steuern zu zahlen. Die Stammesoberhäupter bauten sich Burgen und Festungen auf den hohen Atlasbergen und trugen ihre Blutfehden und Ehrenhändel auf ihre eigene Weise aus. Also reiste der Sultan hin und wieder über das Gebirge, um die Steuern selbst einzutreiben. Er nahm seine Frauen und Nebenfrauen mit, Sklaven, Minister, Armeen und Hunderte von Zelten und Pferden - können Sie sich das vorstellen? -, traf sich mit den Stammesoberhäuptern und forderte ihre Untertanentreue und ihre Steuern.«
»Den ganzen weiten Weg aus dem Norden?« staunte Mrs. Pollifax. »Aus Fes oder Rabat?«
Max nickte. »Den ganzen weiten Weg. Natürlich nicht oft, denn immerhin brauchte man für so eine Reise fast ein Jahr.«
»Und sie bezahlten?«
»Nicht immer bereitwillig. Ich habe gelesen, daß der Sultan jene köpfen ließ, die sich weigerten. Die Köpfe wurden gepökelt nach Fes mitgenommen und am Palasttor aufgehängt.«
Mrs. Pollifax schauderte. »Ich hoffe, das war vor sehr langer Zeit.«
Max zuckte die Schultern. »Im Gegenteil, diese Seite des Atlas wurde von den Franzosen nicht vor 1934 erschlossen - und ich sollte vielleicht erwähnen, daß die Franzosen nicht weniger grausam waren und selten Gefangene nahmen.«
Verwundert fragte sie. »Aber warum wollte Frankreich es?«
»Oh, alle wollten es«, erwiderte er, »das bewahrte es ja so lange davor, erobert zu werden. Marokko liegt oben am Mittelmeer, an der engsten Stelle nur vierzehn Kilometer von Gibraltar entfernt, gleich dahinter Spanien; aber die Franzosen wollten es hauptsächlich, weil sie bereits Tunesien und Algerien übernommen hatten und sie fanden, daß Marokko eben mit dazugehörte.« Er schüttelte den Kopf. »Die Eroberung von Marokko - sie dauerte Jahrzehnte - war blutig, sehr blutig, voll Verrat, Heimtücke und Grausamkeiten auf beiden Seiten.«
Mrs. Pollifax sagte ernst: »Das erklärt meine Gefühle. Ich dachte zuerst, es käme von all dem Negativen, das ich mit Janko
- Flavien - erlebte, aber es hielt an. Mit Ihnen zu reisen ist viel angenehmer, wissen sie? Er hat bloß gebrummt.«
Max lächelte. »Vielleicht liegt es hauptsächlich daran, daß ich Sie nicht umbringen will.«
»Das ist bei einer Freundschaft sehr wichtig«, versicherte sie ihm mit ernster Stimme, aber vergnügt zwinkernd, als sie zum Wagen zurückkehrten. Während sie ihre Fahrt nach Tinerhir fortsetzten, sagte sie: »Aber Sie müssen mir noch erklären, weshalb, um alles in der Welt, irgendein Polisario dieser AtlasGruppe trauen würde.«
»Das ist leicht erklärt. Wenn ich es recht verstehe, ist das allein diesem Carstairs zu verdanken, der Sie hierhergeschickt hat. Wie gut kennen Sie ihn? Wußten Sie, daß er mit der Geheimdienstarbeit im zweiten Weltkrieg im OSS anfing?«
»Ja, das wußte ich.« Sie lächelte, als sie sich erinnerte, wie sie während ihres zweiten Abenteuers von Carstairs' Laufbahn erfahren hatte. »Er arbeitete im besetzten Frankreich, wo er Menschen und Informationen hinausschmuggelte. Sein Deckname war Black Jack.«
Max blinzelte. »Großer Gott, Sie wissen eine Menge über ihn, und ganz gewiß mehr als ich! Aber er war nicht während des ganzen Krieges in Frankreich. Weil er fließend Französisch sprach, versetzte man ihn, sozusagen zur Erholung, als Verbindungsoffizier nach Nordafrika; dort übergab man ihm jedoch schon bald den Befehl über eine geheime Kommandosache, bei der es um die Zerstörung eines Munitionslagers bei Tripolis ging - ich nehme an, aufgrund seiner früheren Erfahrung in Europa.«
»Hoffentlich, nachdem er sich gründlich erholen konnte«, warf Mrs. Pollifax ein.
»Na ja, zu wünschen wäre es ihm gewesen, weil er die Wüste mit Landrovern durchqueren und in eine vom Feind besetzte Stadt gelangen mußte. Jedenfalls arbeitete er da mit einer gemischten Truppe aus Europäern und Nordafrikanern zusammen, dazu gehörte ein Marokkaner, der ihm das Leben rettete.«
»Großer Gott!« rief sie erschrocken, »was ist passiert?«
»Wie ich hörte, fanden sie das Munitionslager und legten unbemerkt die Zündschnüre. Sekunden ehe es in die Luft flog, rasten sie davon, doch dabei fiel Carstairs über eine Kiste und brach sich das Bein. Sein marokkanischer Kamerad kehrte um, trotz der Gefahr für sich selbst, holte ihn noch rechtzeitig heraus und schleppte ihn aus Tripolis hinaus, während das Inferno losbrach.«
Leise sagte Mrs.
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