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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Mahfouds Frau Suppe aus einem Kessel in vier Schüsseln und drehte sich erschrocken um, als sie etwas Beängstigendes hörte. Ihr Blick schweifte über Mrs. Pollifax, ehe sie sich wieder dem Kessel zuwandte. Die Suppe würde kalt sein, erklärte ihr Max rasch, denn sie wagten es nicht, Feuer zu machen, um sie aufzuwärmen, aber es sei harira und würde köstlich schmecken.
Sie freute sich darauf, ob nun heiß oder kalt, denn seit dem Orangen-Frühstück hatte sie keinen Bissen mehr gegessen. Sie war es jetzt durchaus zufrieden, all diese fremden Worte vorüberfließen zu lassen, ohne auch nur eines zu verstehen oder zu wissen, welche Pläne besprochen wurden. Bestimmt suchte die Polizei inzwischen bereits nach ihnen und dem Lastwagen. Sie durften nicht lange hier bleiben, denn eine größere Suchaktion würde die Polizei zweifellos auch in dieses abgelegene Dorf bringen, und sie wollten Ahmads Verwandte nicht in Gefahr bringen. Deshalb gab es für sie nur diese eine Stunde: Sie würde sich ausruhen, keine Sorgen machen, nicht an die nächste Stunde denken, die unbestimmt und wahrscheinlich gefährlich sein würde; sie überließ es Max und Sidi Tahar, über Möglichkeiten zu debattieren, ohne sich einzumischen.
Abrupt wandte sich Max an sie: »Sowohl Sidi Tahar wie Mahfoud sagen, daß etwa sechs Kilometer von hier auf der Straße nach Rouida eine Straßensperre ist. Nicht wegen uns«, fügte er rasch hinzu. »Sie ist immer dort. Man braucht einen Passierschein, wenn man vorbei will, weil Rouida so nahe an der Grenze liegt.«
Mahfouds Frau brachte ihr Suppe und einen Löffel und lächelte sie scheu an. »Schurba«, sagte sie, dann ging sie zu dem Kessel zurück und trug eine Schüssel voll zu Ahmad, der mit verschränkten Beinen auf dem Boden saß und die Unterhaltung mit großen Augen verfolgte.
Wieder wandte sich Max an sie. »Mahfoud sagt, es sind vierzig Kilometer von seinem Haus nach Rouida. Wir können natürlich nicht bleiben. Ich habe ihn um seine Hilfe gebeten und ihm dafür unseren Laster angeboten, er ist alles, was wir ihm geben können, und wir können ihn ohnehin nicht mehr benutzen. Er sagt...« Das heißt, daß wir zu Fuß weiter müssen ! dachte sie. »... daß er den Laster dankbar annimmt, aber er nicht hier gefunden werden darf. Rashid, sein Ältester, wird uns so weit in die Berge bringen wie nur möglich und dann den Wagen in einem Wadi oder einer Höhle verstecken. Danach wird Rashid uns verlassen und sich merken, wo der Laster versteckt ist, und ...«
»... und wir müssen zu Fuß weitergehen«, beendete sie den Satz für ihn. Sie wußte natürlich, daß es für sie die einzige Möglichkeit war, an der Straßensperre vorbeizukommen und Rouida zu erreichen, ohne gesehen zu werden. Die Täler waren schön flach, aber bewohnt. Nur in den Bergen konnten sie unbemerkt bleiben. Aber sie hoffte sehr, daß es keine hohen Berge sein würden, denn die, die sich wie Tafelberge vom Nachthimmel abgehoben hatten, waren bestimmt steil. Sie bemühte sich, nicht daran zu denken; schließlich hatten sie keine Wahl, wenn sie Khaddour Nasiri in Rouida erreichen wollten; und wenn sie es schafften, konnte sie nur hoffen, daß er vertrauenswürdig war und wußte, wie er zwei Nasrani und einem Sufi auf der Flucht helfen konnte. Sie unterhielten sich wieder, doch nun, da Max begonnen hatte, ihr kleine Schocks zu versetzen, konnte sie sich nicht mehr entspannen. Sie begann, die Suppe zu löffeln, die so köstlich war, wie Max vorhergesagt hatte. Plötzlich blies Mahfoud die Kerze aus und bedeutete ihnen, still zu sein. Er trat ans Fenster und spähte durch die Decke, die er davorgehängt hatte. Sie warteten schweigend und lauschten. Dann hörte auch Mrs. Pollifax es: Motorengeräusche von Personen-oder Lastwagen auf der eineinhalb Kilometer entfernten Straße. Bisher war ihr gar nicht bewußt gewesen, wie tief die Stille in einem abgelegenen Dorf des Nachts sein konnte oder wie weit Geräusche in einer solchen Stille zu hören waren. Jetzt wartete auch sie angespannt, ob der Motorenlärm allmählich schwand oder auf sie zukam und lauter wurde. Er wurde leiser und war bald nicht mehr zu hören, dafür die Seufzer der Erleichterung im Zimmer. Mahfoud zündete die Kerze nicht mehr an, und als er sprach, klang es verängstigt. Mrs. Pollifax ahnte seine Gedanken, sie hob die Schüssel an die Lippen, um sie zu leeren, ehe er sie bitten würde, das Dorf zu verlassen. Ganz hatte ihre Ahnung aber wohl doch nicht gestimmt, denn

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