und der tote Richter
eine Weile hinter dem Sofa.
Nach ungefähr zehn Minuten stand sie vorsichtig auf und sah zum Fenster. Braune Exkremente und Fetzen von Küchenpapier klebten dort. Barbara musste eine beachtliche Ladung bei sich gehabt haben.
Agatha ging in die Küche, füllte einen Eimer mit Wasser und schüttete den Inhalt von draußen gegen das Fenster. Das wiederholte sie, bis das Fenster wieder sauber war. Sie wollte gerade ins Haus zurück, als sie Mrs. Barr sah, die anihrer Gartenpforte stand. Ihre blassblauen Augen blitzten hämisch.
Agathas knurrender Magen erinnerte sie wenig später daran, dass sie noch nichts gegessen hatte. Doch sie wagte sich nicht noch einmal aus dem Haus. Wenigstens hatte sie noch Brot und Butter, und so machte sie sich einige Scheiben Toast.
Ihr Telefon klingelte schrill, und zaghaft nahm Agatha den Hörer ab. »Halloho«, erklang Roys Stimme. »Bist du das, Aggie?«
»Ja«, sagte sie und bekam vor Erleichterung weiche Knie. »Wie geht’s?«
»Nicht so berauschend.«
»Was macht Steve?«
»Keine Ahnung. Er hat schlechte Laune.«
»Kauf ihm ein Buch über das Landleben, dann strahlt er wieder.«
»Um den zum Strahlen zu bringen, muss man ihm mit einer Taschenlampe ins Ohr leuchten«, jammerte Roy. »Übrigens habe ich den Etat für Tolly-Babynahrung bekommen.«
»Gratuliere!«
»Wozu?«, rief er schrill. »Babynahrung ist so was von nicht mein Ding, Schätzchen! Das machen die absichtlich, weil sie hoffen, dass ich total versage. Die Werbung ist eher dein Ding.«
»Warte mal, war es nicht Tolly-Babynahrung, in deren Gläschen irgendein Irrer gemahlenes Glas gemischt hatte und das Unternehmen damit erpressen wollte?«
»Ja, der Täter wurde inzwischen verhaftet. Jetzt will Tolly seinen Ruf wiederherstellen.«
»Versuch’s mit Öko«, schlug Agatha vor. »Schlag denMarketingleuten eine neue Produktlinie mit Vollwertbabynahrung vor, ohne Zusatzstoffe und mit einem speziellen Sicherheitsdeckel. Und besorg dir eine Animationsfigur für die Promotion. Schmeiß eine Presseparty, auf der ihr den neuen Sicherheitsverschluss präsentiert. ›Nur Tolly schützt Ihr Baby‹, so etwas in der Art. Und bei der Veranstaltung darfst du nichts trinken, verstanden? Außerdem lädst du alle Journalisten, die selbst Babys haben, einzeln zum Mittagessen ein.«
»Die haben keine Babys«, jaulte Roy. »Das Einzige, was die produzieren, ist Gift und Galle.«
»Ein paar fruchtbare Exemplare dieses Berufszweigs gibt es durchaus.« Agatha dachte nach. »Jean Hammond zum Beispiel hat ein Baby, und Jeffrey Constables Frau hat auch gerade eines bekommen. Du findest sicher noch mehr, wenn du dich anstrengst. Und Journalistinnen fühlen sich so oder so verpflichtet, über Babys zu schreiben, um zu beweisen, dass sie in dieser Hinsicht keine Berührungsängste haben. Sie müssen sich nach außen hin mit den Hausfrauen identifizieren, die sie insgeheim verachten. Weißt du noch, wie Jill Stamp laufend von ihrem Patensohn schwärmte? Sie hat überhaupt keinen. Er war eine reine Erfindung, um ihr Image abzurunden.«
»Ich wünschte, du könntest das machen, Aggie.« Roy stöhnte. »Für dich zu arbeiten, hat viel mehr Spaß gemacht. Wie läuft das Landleben denn so?«
Agatha zögerte, ehe sie antwortete: »Gut.«
Eine längere Stille trat ein, und plötzlich wurde Agatha bewusst, dass Roy womöglich auf eine Einladung wartete.
»Erinnerst du dich an den ganzen Kitsch in meinem Wohnzimmer?«
»Welchen, die falschen Messingbeschläge und das?«
»Ja, ich versteigere die ganzen Sachen für wohltätige Zwecke, am zehnten Juni, einem Samstag. Hast du Lust, herzukommen und mich in Aktion zu erleben?«
»Unbedingt!«
»Also abgemacht. Ich hole dich am Freitagabend, dem neunten, am Bahnhof ab. Mich wundert offen gesagt, dass du London freiwillig verlässt.«
»London ist eine Kloake «, raunte er verdrossen.
»O Gott, da kommt ein Wagen!«, rief Agatha und lief zum Fenster. »Ah, schon gut, dass ist nur die Polizei.«
»Was hast du denn wieder angestellt?«
»Das erzähle ich dir, wenn wir uns sehen. Bis dann!«
Agatha öffnete Bill Wong. »Ist irgendwas, oder kommen Sie mich bloß mal wieder besuchen?«
»Nicht ganz.« Er folgte ihr in die Küche und setzte sich.
»Wie ich höre, waren Sie auf dem Jahrmarkt in Ancombe.«
»Und?«
»Sie wurden im Bierzelt gesehen, wie Sie mit einem Messer vor Miss Barbara James herumgefuchtelt haben.«
»Notwehr. Die Frau wollte mich erwürgen.«
»Warum?«
»Weil sie ein
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