und der tote Richter
Verhältnis mit Cummings-Browne hatte und rotsah, als sie meinen Namen erfuhr. Das ist zumindest meine Vermutung.«
Bill schlug seinen Notizblock auf und blickte darauf. »Ben Birkin, der Fotograf vom Cotswolds Courier, hat ein Bild von Ihnen gemacht, und siehe da, hinterher wurde seine Kameratasche geklaut. Die Tasche mit allen Kameras fand man wieder, doch sämtliche Bilder waren gelöscht und die Speicherkarten verschwunden.«
»Seltsam«, sagte Agatha. »Kaffee?«
»Ja, gern. Ich hatte auch einen Anruf von Fred Griggs, Ihrem Dorfpolizisten. Ihm wurde gemeldet, dass eine Frau, die der Beschreibung nach Barbara James sein müsste, Kot gegen Ihr Fenster geschmissen hat.«
»Sie ist wahnsinnig«, sagte Agatha und stellte Bill den Kaffeebecher hin, dass es knallte. »Vollkommen durchgedreht. Und Sie behaupten immer noch, dass Cummings-Brownes Tod ein Unfall war? Die Szene im Bierzelt tut mir leid, und, ja, ich bin froh, dass der Fotograf seine Aufnahmen verloren hat. Ich mache schon genug durch und brauche mein Bild nicht auch noch auf der Titelseite irgendeines Käseblatts. O Gott, ich nehme an, die bringen die Geschichte auch ohne Foto.«
Er musterte sie nachdenklich. »Sie haben eine Menge Glück. Der Redakteur war so sauer auf Ben Birkin, dass er nichts von den zwei Frauen im Bierzelt hören wollte. Und zufällig hält John James, Barbaras Ehemann, Anteile an dem Unternehmen, dem die Zeitung gehört. Der Redakteur will lediglich so viele Namen und Bilder von Einheimischen wie möglich. Und weil auf dem Jahrmarkt jede Menge Hobbyfotografen waren, denen Ben ihre Bilder abkaufen konnte, wird wohl nichts nachkommen. Wollen Sie Barbara James wegen tätlichen Angriffs anzeigen? Oder wegen des Hundehaufens, den sie gegen Ihr Fenster geworfen hat?«
Agatha schauderte. »Nein. Ich will die Frau nie wiedersehen.«
»Ich habe mich noch ein wenig nach Cummings-Browne erkundigt«, sagte Bill. »Anscheinend war er ein ganz schöner Schürzenjäger. Hat man ihm nicht angesehen, was? Ich meine, der komisch spitze Schädel und die Trichterohren.Ach, und ich weiß, wer die Frau ist, die Sie auf Warwick Castle so wütend angestarrt hat.«
»Wer?«
»Miss Maria Borrow, eine vertrocknete Jungfer aus der Gemeinde, also nicht aus dieser hier, sondern aus Upper Cockburn.«
»War sie auch eine von Cummings-Brownes Affären?«
»Das halte ich für unwahrscheinlich. Sie ist eine pensionierte Lehrerin, zweiundsechzig und ein bisschen plemplem. Sie hält sich für eine Hexe.«
»Nun, ich würde sagen, das Alter spielt keine Rolle. Ich meine, Cummings-Browne konnte kaum erwarten …«
»Die letzten drei Jahre gewann sie den Marmeladenwettbewerb in Upper Cockburn, und Mr. Cummings-Browne war der Preisrichter. Sie halten sich fern von ihr, Mrs. Raisin, bitte. Lassen Sie es gut sein, und genießen Sie Ihren Ruhestand.«
Er stand auf, ging jedoch nicht zur Haustür sondern ins Wohnzimmer, wo er zum Kamin blickte. Er griff nach einem Schürhaken und stocherte in den Flammen herum, bis kleine Plastikstücke durch den Feuerkorb fielen.
»Ehrlich, Sie haben eine Menge Glück, Mrs. Raisin. Zufällig kann ich Ben Birkin nicht ausstehen.«
»Wieso nicht?«
»Ich hatte mal einen harmlosen Flirt mit einer verheirateten Frau, und Ben fotografierte uns, als ich sie hinter der Abtei in Mircester umarmte. Er brachte das Bild in die Zeitung und schrieb darunter: ›In den Armen des Gesetzes ist man sicher‹. Daraufhin stand ihr Mann bei mir vor der Tür, und ich hatte meine liebe Not, mich aus der Geschichte herauszureden.«
Agatha schnappte den Köder nicht. »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen. In einem der Umzugskartons waren noch abgelaufene Plastikkarten aller Art, und die habe ich verbrannt.«
Schmunzelnd schüttelte Bill den Kopf. »Man sollte denken, nach so vielen Jahren in der Werbung könnten Sie besser lügen. Kümmern Sie sich in Zukunft um Ihre eigenen Angelegenheiten, Agatha Raisin, und überlassen Sie die Ermittlungen der Polizei.«
Das stürmische Regenwetter wich einem klaren, blauen Himmel. Noch ein bisschen angegriffen von ihrem Zusammenstoß mit Barbara James packte Agatha ihr Klapprad ins Auto und fuhr durch die Cotswold. An einem ruhigen Wanderweg hielt sie an und wechselte auf das Fahrrad. Riesige Glyzinien blühten über Cottage-Türen, und Weißdornblüten wehten wie Schneegestöber an den Wegrändern auf. Der goldene Sandstein der Häuser schimmerte im warmen Sonnenlicht, und London schien sehr weit
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