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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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konnten sich mit den Strippern fotografieren lassen, wenn sie wollten – für zehn Pfund. Und von wenigen Ausnahmen abgesehen wollten die Carsely-Damen es.
    »Hat Ihnen die Show gefallen, Mrs. Raisin?«, fragte die Vikarsfrau, Mrs. Bloxby, als Agatha mit zittrigen Knien in den Bus stieg. »Ich bin schockiert«, antwortete Agatha.
    »Ach, das war doch nur ein bisschen Spaß«, sagte Mrs. Bloxby. »Im Fernsehen habe ich schon Schlimmeres gesehen.«
    »Mich erstaunt, dass Sie es amüsant fanden«, gestand Agatha.
    »Es sind so nette junge Männer. Wussten Sie, dass sie eine Sonderaufführung für kurdische Flüchtlinge gegeben und dabei fünftausend Pfund eingenommen haben? Und das komplette Geld von den Fotos ist für die Renovierung der Klosterkirche vorgesehen.«
    »Wie clever von ihnen«, murmelte Agatha, die sich mit guter PR auskannte. Die Stripper rückten ab und zu etwas Geld für wohltätige Zwecke heraus, und schon galten sie als respektabel und durften die Frauen der Cotswolds, die in ganzen Busladungen zu ihnen kamen, in einen Rausch der Lust versetzen. Vielleicht hatten diese Amerikaner damit eine neue englische Tradition begründet, dachte Agatha zynisch. In fünftausend Jahren traten vielleicht Stripper auf den Dorfwiesen auf, während Reiseführer über die Anfänge dieses uralten Rituals dozierten.
    Zurück im Gemeindesaal verwandelten sich sämtliche Damen wieder in würdige Gemeindemitglieder, die über Veranstaltungen und Spendenaufrufe sprachen. Mrs. Bloxby erhob sich und verkündete: »Unsere Mrs. Raisin veranstaltet am zehnten Juni eine Spendenauktion. Ich hoffe, Sie alle kommen und helfen mit, die Gebote in die Höhe zu treiben. Wir sind Mrs. Raisin sehr dankbar und hoffen, dass alle sie nach Kräften unterstützen.« Agatha krümmte sich innerlich und war darauf gefasst, dass jemand rief: »Doch nicht die Mrs. Raisin, die den armen Mr. Cummings-Browne vergiftet hat?« Stattdessen wurde ihr applaudiert. Agatha war sehr gerührt, als sie sich zum Dank verneigte. Bill Wong hatte recht: Ihr Ruhestand könnte richtig schön sein, wenn sie Reg Cummings-Browne und diese verfluchte Quiche vergaß.

Acht
    A gatha blieb bei ihrem Entschluss, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern, statt um den Tod von Cummings-Browne. Sie verwandte ihre gesamte Energie auf die örtlichen Zeitungen, bei denen sie die Werbetrommel für die Auktion rührte. Und die Redakteure druckten brav alles. Genau so hatten es die Journalisten vor nicht allzu langer Zeit getan, wenn sie einen Kunden oder ein Produkt vermarkten wollte.
    Die gutmütigen Damen der Carsely-Gesellschaft schleppten Bücher, Teller, Vasen und Sonstiges heran, was sie über die Jahre bei anderen Wohltätigkeitsbasaren gekauft hatten. Je näher die Auktion rückte, umso häufiger bekam Agatha Besuch. Mrs. Mason, die Vorsitzende der Damengesellschaft, kam regelmäßig mit irgendwelchen Damen vorbei, die ihre Spenden abgaben, bis Agathas Wohnzimmer wie ein Trödelladen aussah.
    Sie war so mit den Vorbereitungen beschäftigt, dass sie um ein Haar Roy vergaß und im letzten Moment zum Bahnhof hetzte. Sie wünschte, er würde nicht kommen. Endlich begann sie, sich wie ein Teil dieses Dorfes zu fühlen, und Roy mit seinem eitlen, überheblichen Benehmen konnte ihrem neuen Image als der großzügigen Agatha einigen Schaden zufügen.
    Zu ihrer Beruhigung unterschied er sich nicht von den anderen Pendlern aus London, als er aus dem Zug stieg. Ertrug einen normalen Haarschnitt, keine Ohrringe und einen Geschäftsanzug. Hängekörbe mit Blumen schmückten den Bahnhof von Moreton-in-Marsh, und Rosen blühten in den Beeten auf dem Bahnsteig. Es war ein vollkommener Abend.
    »Wie eine andere Welt«, sagte Roy. »Zuerst fand ich, dass du einen furchtbaren Fehler gemacht hast, hierherzuziehen, Aggie, aber jetzt beneide ich dich.«
    »Was macht die Babynahrung?«, fragte Agatha, während sie in ihren Wagen stiegen.
    »Ich habe alles so gemacht, wie du gesagt hast, und es war ein voller Erfolg. Jetzt bin ich wer in der Firma. Weißt du, wer mein neuester Kunde ist?«
    Agatha verneinte stumm.
    »Die Kette Handley’s Nursery.«
    Agatha staunte. »Noch mehr Babys?«
    »Nein, Süße, Gärten! Die geben mir sogar einen Kleiderzuschuss für Tweedjacken, Cordhosen und die passenden Schuhe, ist das zu glauben? Oh Mann, ich dachte immer, ich mag Blumen, aber die haben alle diese endlos langen lateinischen Namen, wie chemische Formeln, und ich hatte nie Latein. Das ist alles

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