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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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erwartungsvoll zu den beiden Zeitungsfotografen hinüber. »Der Gewinner ist Miss Sally Gentles Pudel Bubbles Daventry of the Fosse.«
    Miss Sally Gentle mit ihrem weißen, schleifchengeschmückten Kringelhaar sah ihrem Hund frappierend ähnlich. Wutentbrannt verließ Barbara James den Platz.
    Agatha stand auf und folgte ihr. Barbara ging geradewegs ins Bierzelt. Am Eingang blieb Agatha stehen, bis sich die enttäuschte Hundehalterin ein Pint Bier geholt hatte. Eigentlich mochte Agatha kein Bier, aber sie bestellte sich ein halbes Pint und setzte sich zu Barbara an einen der wackligen Tische. Dort mimte sie die Überraschte. »Ah, Miss James!«, rief sie, beugte sich vor und tätschelte den Scotchterrier, der nach ihrer Hand schnappte. »Verspielt, was?« Agatha bedachte den Hund mit einem giftigen Blick. »So ein hübscher Kopf. Ich hätte gewettet, dass er gewinnt.«
    »Das ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass ich verloren habe«, sagte Barbara, streckte die Beine in ihren Jodhpurs aus und starrte missmutig auf ihre Schuhspitzen.
    Agatha seufzte sehr überzeugend. »Der arme Mr. Cummings-Browne.«
    »Reg konnte einen guten Hund auf Anhieb erkennen.« Barbara setzte ihren Hund auf den Boden. »Ab mit dir. Gassi.« Der Hund trottete zum Zeltausgang und hob das Bein an einem Abfalleimer. »Kannten Sie Reg?«
    »Nur flüchtig«, antwortete Agatha. »Ich war mit den Cummings-Brownes essen, kurz bevor er starb.«
    »Es hätte nie passieren dürfen«, sagte Barbara. »Aber das ist das Problem mit den Cotswolds-Dörfern. Hier ziehen zu viele Leute aus den Großstädten hin. Wissen Sie, wie er gestorben ist? Irgendeine Pute namens Raisin hat eine Quiche gekauft und sie als selbstgemacht beim Wettbewerb eingereicht.«
    Agatha war drauf und dran, ihr zu gestehen, dass sie Mrs. Raisin war, als plötzlich ein heftiger Regenguss einsetzte. Es war ein weiter Fußmarsch bis zu ihrem Wagen. Eisiger Wind blies ins Zelt.
    »Wie schrecklich«, sagte Agatha deshalb nur. »Kannten Sie Mr. Cummings-Browne gut?«
    »Wir waren eng befreundet. Mit Reg war’s immer lustig.«
    »Haben Sie auch etwas beim Backwettbewerb eingereicht?«
    Barbara wurde misstrauisch. »Warum das denn?«
    »Die meisten Frauen hier scheinen in diesem Bereich ganz talentiert zu sein.«
    »Ich kann nicht backen, aber ich versteh was von Hunden. Verdammt, ich hätte gewinnen müssen! Was weiß diese Lady Mistdreck schon, dass sie bei einer Hundeshow die Preisrichterin geben darf? Ich sag’s Ihnen: Nix. Die Veranstalter suchen einen Preisrichter und schnappen sich dann irgendeinen Idioten mit Titel. Die könnte nicht mal ihren eigenen Hintern beurteilen!«
    Als Barbara ihr Glas hob, bemerkte Agatha, wie muskulös sie war, und beschloss, sich zu verabschieden.
    Leider guckte in diesem Moment Ella Cartwright ins Bierzelt, entdeckte Agatha und rief: »Na, gefällt’s Ihnen hier, Mrs. Raisin?«
    Langsam stellte Barbara ihr Glas ab. »Sie!«, zischte sie und warf sich über den Tisch, die Hände nach Agathas Hals ausgestreckt.
    Agatha machte einen Satz rückwärts, sodass ihr dünner, mit Leinen bespannter Aluminiumstuhl umfiel. »Jetzt regen Sie sich nicht auf«, sagte sie matt.
    Doch Barbara stürzte sich auf sie und packte sie bei der Gurgel. Die anderen Gäste im Zelt sahen grinsend zu. Agatha gelang es, ein Knie anzuwinkeln und mit aller Kraft gegen Barbaras Bauch zu stemmen. Diese stolperte zurück, stürmte jedoch gleich wieder auf Agatha los. Unglücklicherweise blockierte sie den einzigen Ausgang. Agatha floh hilferufend hinter den Tresen, während die Männer im Zelt die beiden Frauen grölend anfeuerten. In ihrer Hilflosigkeit griff Agatha sich ein großes Küchenmesser und hielt es vor sich. »Aus dem Weg«, japste sie außer Atem.
    »Mörderin!«, kreischte Barbara, wich aber zurück. Dann leuchtete ein greller Kamerablitz auf. Einer der Lokalfotografen hatte soeben einen Schnappschuss von der messerschwingenden Agatha gemacht.
    Während sie die Behelfswaffe vor sich hielt, ging Agatha vorsichtig um den Tresen herum zum Ausgang. »Kommen Sie mir ja nie wieder nahe, oder ich bring Sie um! «, schrie Barbara.
    Vor dem Zelt ließ Agatha das Messer fallen und rannte los. Erst als sie sicher in ihrem Wagen saß und die Türenvon innen verriegelt hatte, atmete sie richtig durch. Sie ließ den Motor an, fuhr aber noch nicht los. Tiefe Verzweiflung überwältigte sie. Der Fotograf! Vor ihrem geistigen Auge sah sie schon die Titelseiten der Lokalblätter. Was

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