Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
Vom Netzwerk:
war, wenn die Londoner Zeitungen die Story aufgriffen? O Gott! Sie musste die Bilder vernichten.
    Zittrig und erschöpft stieg sie aus und stapfte über die matschige Wiese.
    Agatha sah sich immer wieder aufmerksam um, ob Barbara James ihr irgendwo auflauerte, während sie an den Ständen vorbeiging, an denen alte Bücher, Landbekleidung, Trockenblumen, Töpfersachen und Selbstgebackenes verkauft wurden. Es gab sogar einen Stand mit Landweinen. Dort fand sie den Fotografen, der zusammen mit einem Reporter Holunderwein probierte. Agathas Herz schlug schneller. Seine Kameratasche hatte er neben sich abgestellt, aber der Apparat, mit dem er das Foto gemacht hatte, hing noch um seinen Hals. Agatha hielt sich im Hintergrund, damit er sie nicht sah. Eine ganze Weile probierten die beiden Männer weiter Weine, bis das Terrier-Rennen angekündigt wurde. Dann sagte der Fotograf etwas zu dem Reporter, und sie gingen zu dem abgesperrten Platz hinüber. Agatha folgte ihnen und wartete, bis die beiden in der Arena waren. An einem der Stände kaufte sie sich einen Wachsmantel und einen Regenhut. Es goss nach wie vor, und es sollte noch ein langer Tag werden. Nach dem Terrier-Rennen kam ein Schauspringen. Agatha schlich unauffällig am Rande der sich ausdünnenden Zuschauermenge herum, obwohl sie glaubte, mit dem Hut und dem langen Mantel einigermaßen gut getarnt zu sein.
    Am Ende des Schauspringens hörte der Regen wieder auf,und kühles gelbes Sonnenlicht flutete den Jahrmarkt. Mit klopfendem Herzen beobachtete Agatha, wie der Fotograf die Kamera in seine Tasche legte, noch etwas in ihr herumkramte und dann eine andere Kamera herausnahm. Sie zog ihren Mantel aus. Der Fotograf und der Reporter kehrten zum Weinstand zurück. »Probieren Sie mal den Birkenwein«, sagte die Frau am Stand, als Agatha sich heranschlich. Sie ließ ihren Mantel auf die Kameratasche fallen, hob ihn mitsamt der Tasche auf und huschte hinter das Zelt. Dort öffnete sie die Tasche, schnappte sich die Kamera und löschte alle Digitalbilder im Speicher. Irritiert starrte sie auf mehrere Speicherkarten, die sich ebenfalls in der Tasche befanden. So ein Pech. Sie nahm alle heraus, schlüpfte wieder in ihren Mantel und stopfte die Karten in ihre Tasche.
    Von der anderen Seite hörte sie jemanden »Polizei!« rufen und lief weg. Die Kameratasche hatte sie auf dem Boden zurückgelassen. Sie war sicher, dass die Frau, die den Wein ausschenkte, sie nicht bemerkt hatte, und die beiden Männer hatten sich kein einziges Mal zu ihr umgedreht. Zum Glück waren die zwei nur von einem Lokalblatt, denn überregionale Reporter hätten sich vermutlich sofort auf sie und Barbara James konzentriert und den Zwischenfall bis zur vergifteten Quiche zurückverfolgt. Hiesige Fotografen und Reporter aber wussten, dass ihr Job bei diesen Jahrmärkten einzig und allein der war, so viele Gesichter und Gewinner wie möglich auf die Seiten zu bringen. Trotzdem hätten sie das Bild von ihr mit dem Messer im Bierzelt bestimmt gedruckt, zusammen mit ein paar Zitaten der zornigen Barbara James.
    An der Parkplatzausfahrt wurde Agatha von einem Polizisten herangewunken. Ängstlich öffnete sie das Seitenfenster und sah ihn an. »Einem Fotografen wurde die Kameratasche gestohlen«, sagte er. »Haben Sie etwas Verdächtiges gesehen?« Dabei blickte er suchend in ihren Wagen. Agatha sah unruhig auf ihre Manteltasche. »Nein«, antwortete sie. »Das ist ja furchtbar.«
    Weiter hinten ertönte ein Ruf: »Wir haben die Tasche!« Der Polizist richtete sich wieder auf. »Ah, dann hat sich das erledigt«, sagte er grinsend. »Diese Fotografen trinken gern mal etwas zu viel. Dieser hier hatte wohl bloß vergessen, wo er seine Sachen abgestellt hat.«
    Er trat zurück, und Agatha fuhr los. Sie atmete erst auf, als sie zu Hause war und ein großes Feuer im Kamin gemacht hatte. Sobald es munter brannte, warf sie die Speicherkarten hinein und guckte zu, wie sie in der Hitze verschmorten. Dann hörte sie einen Wagen vorfahren.
    Sie blickte aus dem Fenster. Barbara James!
    Agatha duckte sich hinter das Sofa und kauerte dort zitternd. Das Klopfen an der Tür wurde rasch zu einem wilden Hämmern und Treten. Agatha stieß ein leises Wimmern aus. Auf einmal wurde es still. Sie wollte schon aufstehen, als etwas gegen ihr Wohnzimmerfenster knallte und sie sich noch tiefer duckte. Gleich darauf hörte sie, wie ein Wagen wegfuhr, von dem sie inständig hoffte, dass es Barbaras war. Sicherheitshalber blieb sie noch

Weitere Kostenlose Bücher