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und der tote Richter

und der tote Richter

Titel: und der tote Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Beaton
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einzureden, es wäre ein Unfall gewesen, ist so viel tröstlicher und weniger verstörend. Aber irgendetwas stimmt hier nicht. Ich spüre Böses im Dorf. Und nun gehen Sie fort. Niemand wird mehr Fragen stellen, niemand sich kümmern, und das Böse bleibt. Nennen Sie mich albern oder abergläubisch, aber für mich ist das Auslöschen eines Menschenlebens eine schreckliche Sünde, die vor dem Gesetz bestraft werden muss.« Sie lachte kurz auf. »Also werde ich beten, dass der Schuldige gefunden wird, falls es wirklich Mord war.«
    »Aber Sie haben keinen konkreten Anhaltspunkt?«, fragte Agatha.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, bloß ein Gefühl. Doch nungehen Sie weg, und das war’s. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass Bill Wong meine Zweifel teilt.«
    »Bill? Er war doch derjenige, der mir gesagt hat, ich solle keine Fragen stellen!«
    »Weil er Sie mag und nicht will, dass Ihnen etwas zustößt.«
    Agatha dachte noch lange über das Gespräch nach. Als sie zu ihrem Haus zurückkam, war das ZU VERKAUFEN -Schild aufgestellt, und für einen Moment fühlte es sich so an, als hätte sie das Dorf bereits verlassen.
    Sie suchte sich einen großen Notizblock, setzte sich an den Küchentisch und begann, alles aufzuschreiben, was seit ihrer Ankunft im Dorf geschehen war. Der lange, heiße Tag verstrich, und immer noch schrieb Agatha eifrig, ging ihre Notizen mehrmals durch und suchte nach Hinweisen. Dann tippte sie mit dem Stift auf das Papier. Eine Kleinigkeit hatte sie bereits gefunden. Der Tote wurde an einem Sonntag gefunden. Am Dienstag – es musste Dienstag gewesen sein, denn am Mittwoch hatte die Polizei ihr erzählt, dass Mrs. Cummings-Browne die Quicherie nicht verklagen wollte – war die trauernde Witwe persönlich nach Chelsea gefahren. Agatha lehnte sich zurück und kaute auf ihrem Stift herum. War das nicht merkwürdig? Wenn der Ehemann soeben ermordet wurde, man vor Kummer vollkommen am Boden ist und alle darüber reden, wie furchtbar man unter dem Verlust leidet, woher nimmt man dann die Kraft, nach London zu fahren? Vera Cummings-Browne hätte auch schlicht bei Economides anrufen können. Warum also die Fahrt? Agatha blickte zu ihrer Küchenuhr. Was genau hatte Vera zu Mr. Economides gesagt? Agatha ging zum Telefon, nahm den Hörer ab und legte ihn gleich wieder hin. Trotz seiner Beichte vom Verwandten ohne Arbeitserlaubnis hatte der Grieche ihr irgendetwas verheimlicht. Der Laden war noch bis acht geöffnet, also beschloss Agatha, hinzufahren und Economides abzufangen, ehe er Feierabend machte.
    Sie hatte gerade ihre Haustür abgeschlossen, als plötzlich eine Familie vor ihr stand: Ein frettchenartiger Ehemann, eine mollige Frau und zwei picklige Teenager starrten sie an.
    »Wir wollten das Haus besichtigen«, sagte der Mann.
    »Das geht jetzt nicht«, antwortete Agatha und eilte an den Leuten vorbei.
    »Aber hier steht ›Zu verkaufen‹«, beschwerte sich der Mann.
    »Es ist schon verkauft«, log Agatha, zerrte den Pfahl mit dem Schild aus dem Rasen und legte ihn ins Gras. Dann stieg sie in ihren Wagen und fuhr los. Die Familie blickte ihr entgeistert nach.
    Und wenn schon, dachte Agatha. Diese Leute kann ich dem Dorf sowieso nicht zumuten.
    Sie schaffte es zügig nach London, denn um diese Tageszeit fuhren die meisten Leute aus der Stadt raus und nicht in sie hinein.
    Ihren Wagen parkte sie im Halteverbot vor der Quicherie und lief in den Laden. Mr. Economides räumte gerade sein Kühlregal für die Nacht aus. Er sah zu Agatha, und wieder einmal wirkte er misstrauisch.
    »Ich will mit Ihnen reden«, sagte sie ohne Umschweife. »Und keine Sorge«, schwindelte sie, »ich habe Freunde bei der Einwanderungsbehörde. Ihnen wird nichts passieren.«
    Er nahm seine Schürze ab, kam hinter dem Tresen vor und bedeutete ihr, sich mit ihm an einen der Tische zu setzen. Kaffee bot er ihr keinen an. Stattdessen beobachtete er sie aufmerksam und ein bisschen traurig.
    »Erzählen Sie mir ganz genau, was passiert ist, als Mrs. Cummings-Browne zu Ihnen kam.«
    »Können wir die ganze Geschichte nicht vergessen?«, flehte er. »Alles ist gut ausgegangen. Keine schlechte Presse in den Londoner Zeitungen.«
    »Ein Mann wurde vergiftet«, entgegnete Agatha. »Machen Sie sich keine Gedanken über irgendwelche Aufenthaltspapiere. Ich halte Sie aus der Sache raus, versprochen. Aber sagen Sie mir alles.«
    »Na gut. Sie war morgens hier, welcher Tag genau, weiß ich nicht mehr. Aber am Vormittag. Sie begann herumzuschreien,

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