und der tote Richter
hinauf zu seiner Farm zu gehen. Die Farm lag ein Stück außerhalb des Dorfes am Hügel. Dort saßen sie alle zusammen draußen, tranken Cider und redeten über diesen und frühere Sommer. Als es dunkel wurde, schlug jemand vor, sie sollten alle noch zum Red Lion weiterziehen, was sie auch taten.
Stunden später machte Agatha sich leicht beschwipst auf den Heimweg und schüttelte alle Zweifel ab, die sich in ihr regten. Der Sommer mochte nett sein, aber im Winter wäre es in Carsely wieder öde und einsam. Sie hatte sich richtig entschieden. Ihr fiel wieder ein, dass Jimmy Page sagte, ihr Cottage wäre tatsächlich aus dem 17. Jahrhundert, alles echt, bis auf den Anbau.
Zu Hause streifte sie ihre Schuhe ab und griff nach dem Lichtschalter, als die Strahler draußen aufleuchteten. Sofort erstarrte sie. Leise Schritte waren zu hören, als schliche sich jemand davon. Agatha musste bloß die Tür aufreißen, dann würde sie sehen, wer es war. Aber sie konnte sich nicht rühren. Gewiss lauerte draußen etwas Gefährliches. Jugendliche waren es auf keinen Fall, denn die jungen Leute in Carsely gingen erstaunlich früh schlafen, sogar in den Ferien.
Agatha rutschte mit dem Rücken an der Wand auf den Boden, wobei sie angestrengt lauschte. Dann erloschen die Strahler wieder, und alles wurde dunkel.
Lange Zeit blieb sie in der Diele sitzen, bevor sie vorsichtig aufstand und von Zimmer zu Zimmer ging, um überall die Lampen anzumachen. Genau wie sie es schon zuvor getan hatte, wenn sie Angst bekam.
Sie überlegte, ob sie Mrs. Bloxby anrufen sollte. Wahrscheinlich war es bloß einer der jungen Männer aus dem Dorf gewesen oder jemand, der seinen Hund ausführte. Ihre Furcht legte sich etwas, trotzdem ließ sie alle Lichter an, als sie ins Bett ging.
Am nächsten Morgen fasste sie frischen Mut, als sie einen Umzugswagen vor dem New Delhi entdeckte und Umzugsleute bei der Arbeit sah. Anscheinend fand Mrs. Barr nichts dabei, an einem Sonntag auszuziehen. Agatha überlegte, ob sie in die Kirche gehen sollte oder nicht, als das Telefon klingelte. Es war Roy.
»Ich habe eine Überraschung für dich, Süße.«
»Hast du beschlossen, Pedmans zu verlassen?«, fragte sie hoffnungsfroh.
»Nein, ich habe mir ein Auto gekauft, einen Morris Minor. Den habe ich ganz billig geschossen. Ich dachte, ich komme dich besuchen und bringe meine Freundin mit.«
»Freundin? Du hast keine Freundin.«
»Jetzt schon. Dürfen wir kommen?«
»Natürlich. Wie heißt sie?«
»Tracy Butterworth.«
»Und was macht sie?«
»Sie ist Sekretärin bei Pedmans.«
»Wann seid ihr ungefähr hier?«
»Wir fahren jetzt los, also in anderthalb Stunden so gegen zwei, wenn die Straßen nicht allzu dicht sind.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, blickte Agatha in den Kühlschrank. Es war nicht einmal Milch im Haus. Sie fuhr zum Supermarkt in Stow-on-the-Wold, der sonntags geöffnet hatte, und kaufte Milch, Kopfsalat und Tomaten sowieHackfleisch und Kartoffeln für einen Shepherd’s Pie und außerdem Zwiebeln, Karotten, Erbsen, tiefgefrorenen Apple Pie und Schlagsahne.
Sauber machen musste sie nicht, denn Doris hatte alles gründlich geputzt, während Agatha in London gewesen war. Folglich war das Cottage in einem makellosen Zustand. Als sie nach Carsely zurückkehrte, kam ihr der Möbelwagen entgegen und dahinter Mrs. Barr in ihrem Wagen. Sie musste um sechs Uhr morgens angefangen haben, dachte Agatha, die sich vornahm, sich beizeiten um eine Umzugsfirma zu kümmern.
Zu Hause räumte sie ihre Einkäufe weg. Danach nahm sie eine Schere, duckte sich durch die Hecke in Mrs. Barrs Garten hinein und schnitt sich dort mehrere Blumensträuße für ihr Cottage.
Dann verteilte sie die Blumen auf ihre Tische. Bei den Vorbereitungen für den Shepherd’s Pie ermahnte sie sich im Geiste, dringend etwas in ihrem Garten zu tun. Sie könnte bald zahlreiche Blumenzwiebeln setzen, dann würde der Garten im Frühling wunderschön aussehen – auch wenn sie im Frühjahr nicht mehr in Carsely sein würde.
Da sie nach wie vor eine unerfahrene Köchin war, brauchte sie selbst für einen simplen Shepherd’s Pie einige Zeit. Sie schob ihn eben in den Ofen, als sie einen Wagen vorfahren hörte.
Tracy Butterworth war genau, wie Agatha erwartet hatte: dünn und blass mit glattem braunem Haar. Sie trug ein weißes Baumwollkostüm zu einer rosafarbenen Rüschenbluse und sehr hohe weiße Schuhe. Sie hatte einen schlaffen Händedruck, flüsterte schüchtern, »Freut mich sehr«, und
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