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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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«Tom hat recht», sagte er. «Die Menschen vertragen das Wohlleben nicht.»
    Alice sah ihn erstaunt an. «Du bist verrückt, Frank Hardy.»
    «Nein, das bin ich nicht», sagte er geduldig. «Denk nur mal an die Lage auf dem Balkan. Da kannst du sehen, wie es schon anfängt. Die Menschen sind des Friedens überdrüssig.»
    Nell wußte nicht, was er mit der Lage auf dem Balkan meinte. Sie las nur selten Zeitung. «Du meinst, sie mögen es nicht, wenn das Leben so schön und friedlich ist wie heute?»
    «Sie mögen es schon.» Ein wenig Ungeduld schwang jetzt in seiner Stimme mit. «Aber irgend etwas treibt sie dazu, es alles wegzuwerfen.»
    «Die Politiker machen die Kriege», sagte Tom.
    «Nein, alle Menschen», erwiderte Frank. «Auch wenn wir eigentlich ganz zufrieden sind, drängt uns irgend etwas, das Leid, das Unglück zu suchen.»
    «Ach, Frank», sagte Alice schmollend, «muß das nun sein - an einem so schönen Tag?»
    Krieg - das also meinten sie, dachte Nell. Und Taffy sprang auf, schulterte seinen Stock und spazierte vor den anderen auf und ab, wobei er so tat, als blase er Trompete. Vanwy bog sich vor Lachen und gab ihm einen Schlag in die Kniekehle, so daß er das Gleichgewicht verlor. Er fiel auf sie, und eine Weile lang balgten sie sich wie junge Hunde, bis sie sich plötzlich voneinander lösten und einander anstarrten, ernst und herausfordernd.
    «Ich nehme an, wenn wir heute abend nach Hause kommen, haben wir Krieg mit Deutschland», sagte Frank Hardy.
    Nell erschrak. Frank Hardy war einer der wenigen Männer, die nur redeten, wenn sie etwas zu sagen hatten. Deshalb hörte man auf ihn.
    Die Sonne ging unter. Still begannen sie, die Sachen einzupacken. Tom machte das Pferd los und schirrte es an. Nell blickte zurück zu dem Platz, wo sie gelegen hatten. Bekümmert wandte sie sich ab. Tom kam zu ihr. Sie schob ihre Hand in die seine. «Komm, mein Mädchen», sagte er, und sie gingen zurück zum Wagen. Aber einen Augenblick lang kam es Nell so vor, als habe sie all ihr Glück, in einem Bündel verschnürt, dort auf dem Picknickplatz liegenlassen.
    Der Wagen quietschte, das Pferd trabte mit klappernden Hufen durch den stillen Abend. Taffy sang ihnen ein neues Lied vor, das gerade große Mode war, wie er behauptete. Es war ein fröhliches Lied, aber zugleich klang es irgendwie traurig. «It’s a long way to Tipperary, it’s a long way to go.» Aber wie lang der Weg war, das wußte niemand von ihnen.
     

2
     
    Seit Benbows Enthüllungen über den nächtlichen Halt der Straßenbahn war Taffy Evans Gesprächsthema Nummer 1 in der Familie Dorman. Und Großtante Min, die mehrmals vorbeikam, war unermüdlich auf der Suche nach Spuren, die zu der fraglichen Dame führten. Am Mittwoch befand Opa, Oma sei nun gekräftigt genug, um die Neuigkeit zu ertragen. Taffy Evans, eröffnete er ihr, poussiere nicht nur, sondern er tue das sogar in seiner Dienstzeit. «Eine halbe Stunde hat die Bahn vor unserem Haus angehalten, als die beiden —»
    «Unerhört!» sagte Oma. Und sie preßte die Lippen noch fester zusammen. Ihr Kinn bebte. «Einfach unerhört! Und ein Schlag für unsere tapferen Jungen im Feld.»
    «Jawohl. Und für jede anständige Engländerin», ereiferte sich Opa. «Aber keine Sorge, Mutter. Ich werde an die Straßenbahnverwaltung schreiben.»
    «Aber - das kannst du doch nicht!» sagte Nell entsetzt.
    Die Blicke der beiden Alten richteten sich auf sie wie Scheinwerferstrahlen auf einen Zeppelin. «Und ob ich das kann», sagte Opa kalt.
    «Aber wir wissen das doch alles nur von Benbow. Und selbst wenn er es nicht geträumt hat — ihr wißt doch gar nicht, ob es wirklich Taffy... Mr. Evans war.»
    «Es gibt nicht mehr viele Männer bei der Straßenbahn. Die meisten Schaffner sind heute Frauen. Außerdem -»
    Benbow saß auf dem Fußboden und spielte mit seinen Bausteinen. Auf die endlosen Unterhaltungen der Erwachsenen achtete er nicht weiter, er hörte sie, wie ein Bauer das Rauschen des Baches hörte, der an seinem Haus vorbeifließt. Doch jetzt war er plötzlich hellwach. «Ich hab es nicht geträumt», sagte er tief gekränkt. «Siehst du?» sagte Opa befriedigt.
    «Und du willst wirklich einen Menschen unglücklich machen?» sagte Nell. «Bloß auf die Reden eines Kindes hin?»
    «Wie sah die Dame denn aus, mein Schatz?» fragte Oma lächelnd und mit honigsüßer Stimme.
    Nell wartete angespannt auf die Antwort. Sie bemühte sich, normal zu atmen und nicht rot zu werden. Aber Benbow hatte jetzt

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