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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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neun Bausteine aufeinander gestellt und versuchte gerade, einen zehnten obendrauf zu setzen — ein Unternehmen, das seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Er schwieg. Alle warteten. Oma wiederholte ihre Frage.
    Der Turm schwankte ein wenig nach links, hielt sich, neigte sich nach rechts und fiel krachend in sich zusammen. «Verdammt!» rief Benbow laut und deutlich.
    Taffy Evans war vergessen. Benbow hatte geflucht! Das würde Oma mindestens vier weitere Wochen bettlägerig machen. Wogen der Entrüstung und des Zorns schlugen über Benbow zusammen. Schließlich tupfte sich Oma die Augen und sagte: «Nie, nicht ein einziges Mal hab ich unsern guten Tom fluchen hören.» Dabei sah sie ihre Schwiegertochter anklagend an.
    «Also, von mir hat er’s bestimmt nicht», verteidigte sich Nell.
    «Hat ja auch niemand behauptet, Nell», sagte Opa. Dann blickte er Benbow streng an. «Von wem hast du das Wort, Junge?»
    «Von Großtante Min», erklärte Benbow freimütig.
    «Aha.» Opa nickte weise. Min. Also Omas Familie.
    Oma mochte leidend sein, aber sie besaß die Fähigkeit der meisten Ehefrauen, eine aussichtslose Verteidigungsstellung flugs aufzugeben und sich schnurstracks in die Offensive zu begeben. «Na, ich weiß jedenfalls, was ich getan hätte, wenn unser Tom jemals solche Wörter in den Mund genommen hätte. Gleich rauf ins Bett, ohne Abendessen.»
    «Und ich weiß auch, was sie meint, wenn sie immer sagt», verkündete Benbow stolz. «Sie meint Sch-»
    Ein weiterer Schock blieb Oma erspart, denn eine kühle Stimme unterbrach Benbow und sagte: «Ihr könnt mir mal guten Tag sagen. Ich hab nämlich nur eine halbe Stunde Zeit.»
    Alle blickten auf. Alice in ihrem langen Schwesternmantel stand in der Tür.
    «Hallo, mein Mädchen, komm rein», rief Opa. «Nell, mach Alice eine Tasse Tee, schnell. Und ich trinke auch eine mit, wenn du schon dabei bist.»
    Alice setzte sich und nickte ihrer Schwägerin zu, ohne Benbow zu beachten. Dann wandte sie sich ihrer Mutter zu. «Du siehst blaß aus, Ma.»
    «Sie hat sich aufgeregt», sagte Opa.
    «Aufgeregt - worüber?»
    Mit zitternder Stimme flüsterte Oma: «Benbow hat geflucht!»
    «Oh, ist das alles?» fragte Alice ungerührt und fuhr Benbow mit der Hand durch das blonde Haar. «Du wirst noch schlimmere Dinge sagen, bevor du mal stirbst, mein Junge.»
    Es gab also noch Schlimmeres, dachte Benbow erstaunt. Aus der Aufregung der Erwachsenen hatte er geschlossen, er habe bereits die tiefsten Tiefen erreicht.
    Alice zündete sich eine Zigarette an. Oma und Opa übersahen es geflissentlich. Rauchende Frauen waren eines der vielen Übel, die der Krieg mit sich brachte. Opa sagte: «Dieser Taffy Evans hat sich wieder ins Gerede gebracht.»
    Alice lehnte sich müde auf ihrem Stuhl zurück. Sie hatte seit sechsunddreißig Stunden kein Auge zugetan. Gierig zog sie an ihrer Zigarette. Dann zwang sie sich zu fragen: «Ja—und?» Drüben im Lazarett waren die Säle überfüllt mit Verwundeten, und hier im Haus lebte jeder sein kleines beschränktes Leben, als gäbe es keinen Krieg. «Ja, und?» fragte sie noch einmal müde.
    Man erstattete Bericht. Sie war so wenig beeindruckt, daß Benbow entrüstet beteuerte: «Ich hab’s aber wirklich nicht geträumt, Tante Alice.»
    «Aber woher denn, Kleiner. So was Dummes würdest du doch nie träumen, was?»
    «Nein», sagte er erfreut. Es kam nicht oft vor, daß er in ihr eine Verbündete fand. Meistens schien sie ihn gar nicht zu sehen.
    Nell kam jetzt mit dem Tee. Sie merkte, daß Alice sie musterte, und wie immer fühlte sie sich ihr unterlegen. Und das lag nicht nur daran, daß sie selber nett und lieb aussah und Alice eine regelrechte Schönheit war. Es war eher das Gefühl, daß Alice sich nicht weiter für sie interessierte, was bis zu einem gewissen Grad auch stimmte. Alice interessierte sich für niemanden, der nicht im Sterben lag oder blind oder verkrüppelt war. Nell fragte und ärgerte sich sogleich, weil ihre Stimme fast schmeichlerisch klang: «Hast du etwas von Frank gehört, Alice?»
    Alice nickte und atmete den Rauch durch die Nase aus — eine Fähigkeit, um die Benbow sie glühend beneidete. Er hatte es einmal mit einem Mund voll Rauch vom Kaminfeuer versucht, und es war ihm schlecht bekommen. «Ja. Es geht ihm gut. Er meint, Weihnachten ist alles zu Ende. Ach ja, er läßt euch beide schön grüßen. Und dich auch, Nell.»
    «Danke», sagte Nell, und sie errötete vor Freude darüber, daß

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