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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Frank sich an sie erinnert hatte. Oma sagte: «Das war doch aber sicher nicht alles.»
    «Was soll er sonst noch schreiben?» fragte Alice bissig. «(Gestern war ich zum Entlausen)? Oder: ?» Benbow fand das so komisch, daß er sich vor Lachen auf dem Boden wälzte. Aber Oma sank in ihrem Sessel zusammen. «Da hast du es», sagte Opa vorwurfsvoll zu Alice. «Jetzt hast du sie aufgeregt.»
    «Hier, dein Tee.» Nell brachte ihr die Tasse.
    Alice trank hastig. «Mein Gott, so spät ist es schon? Ich muß schleunigst gehen. Wiedersehen, Dad. Wiedersehen, Ma. Ach ja, ist es euch recht, wenn ich Walter am Sonntag mitbringe?»
    Oma und Opa sahen einander an, und Oma sagte: «Findest du es denn richtig, Alice? Wo Frank doch im Felde ist?»
    Alice erhob sich schnell, knöpfte ihren Mantel zu und erwiderte: «Das Leben geht weiter, Ma, auch wenn Frank im Felde ist.»
    «Oh, ich weiß nicht», sagte Oma und wandte sich hilfesuchend an ihren Mann. «Sag du ihr doch, daß es nicht recht ist, Dad.» Opa zauderte. Als Ehrenmann hätte er vielleicht einem Zivilisten, der mit der Braut eines Soldaten ausging, das Haus verbieten müssen. Aber hier war mehr als Ehre im Spiel, nämlich hin und wieder ein Pfund Wurst oder ein Stück Schinken, das Walter, der Schlachter, Opa zusteckte. Es waren hungrige Zeiten. «Alice tut gewiß nichts Unrechtes», murmelte er.
    Nell war froh. Der Gedanke, daß Frank an sie gedacht und ihr Grüße gesandt hatte, wärmte ihr das Herz. Sie hatte niemals einen Mann wie ihn getroffen, er war anders als alle anderen Menschen, die sie kannte. Groß und schlank, das Gesicht von tiefen Furchen durchzogen, mit großen traurigen Augen und leicht angegrautem Haar—mehr wie ein Filmheld als jemand, den man wirklich kannte.
    Vor allem aber imponierte ihr sein Geist - er wußte und verstand einfach alles. Und trotzdem kam man sich bei ihm niemals klein und häßlich vor. Immer war er ernst, höflich und ruhig. Er behandelte einen wie eine Lady.
    Fast so sehr wie Frank bewunderte sie Alice. Beide, fand sie, waren ihr in jeder Beziehung weit überlegen. Um so unbegreiflicher schien es ihr, daß Alice sich mit einem Mann wie Walter abgab. Es beunruhigte sie geradezu. Sie nahm an, daß sie zu wenig von der Welt wußte, um solche Dinge zu verstehen. Deshalb tröstete es sie, daß ein redlicher Mann wie Opa der Ansicht war, es sei nichts Unrechtes dabei.
    Opa saß in dem stickigen kleinen Büro hinter dem Laden. Er nahm den Korken aus der Tintenflasche, zupfte ein Haar aus der Feder im Federhalter, stieß die Feder in die Tinte und begann zu schreiben. Er ging mit der Feder so um wie mit dem Meißel. Seine Schrift war groß und kräftig, aber ungleichmäßig. Immerhin, es gelang ihm klarzumachen, was er mitteilen wollte. So klar, daß am nächsten Abend der Inspektor im Straßenbahndepot sagte: «Evans — Sie sollen zum Chef kommen.»
     
    Samstag abend. Nell saß in der Küche am Feuer, über sich die zischende Gaslampe, vor sich eine Tasse Tee, und las Kipps.
    Sie war so glücklich, wie sie es jetzt noch sein konnte. Benbow war im Bett und träumte — der Himmel mochte wissen, wovon, dachte sie mit plötzlichem Lächeln. Oma war versorgt, und Opa hatte sich auch endlich erhoben und war nach oben gegangen - ungern, denn das Recht, als letzter aufzubleiben, kam eigentlich ihm zu. Aber der Krieg änderte vieles. Man war nicht mehr Herr im eigenen Haus. Er hatte eine Weile herumgedruckst und schließlich gesagt: «Na, dann will ich auch mal raufgehen.»
    «Recht hast du», hatte sie munter erwidert.
    Grunzen. Ein letzter besorgter Blick im Zimmer umher. «Vergiß nicht das Licht.»
    «Nein.»
    Er ging mit schlurfenden Schritten zur Tür. «Alice hat es einmal die ganze Nacht brennen lassen.»
    «Wirklich?» Es sollte erstaunt klingen, aber das war nicht ganz leicht, denn die Sache mit Alice und dem vergessenen Licht gehörte ebenso zu den Familiengeschichten wie Omas Wespenstich und Toms gebrochene Nase.
    Mißgestimmt ging er hinaus. Sie hörte ihn mit schweren Schritten langsam die knarrende Treppe hinaufsteigen und dachte plötzlich mitleidig: Der arme Alte - um hundertachtzig Pfund zwölf Fuß hoch zu heben, braucht man einen Flaschenzug, und er macht das bestimmt viermal am Tag. Immer wenn er aufs Klo muß oder ins Bett geht. Viele hundertmal im Jahr, der arme Teufel.
    Oma und Opa. Alice, Edith. Tom hatte sie hierhergebracht, zu diesen fremden Menschen, und hatte sie einfach

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