Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
kaum die Tränen zurückdrängen konnte.
Unglücklicherweise sollte sie viel Zeit bekommen, sich selbst zu bemitleiden. Nachdem sie einen Moment später von der Lichtung geritten waren, sprach niemand mehr mit ihr, bis die Sonne unterging. Zwei Soldaten mit steinernen Gesichtern und stur geradeaus gerichteten Blicken ritten links und rechts neben ihr. Gilly, ihre freundliche Stute, mochte die Nähe der beiden genausowenig wie sie.
Connor ließ sich nicht mehr blicken. Er war vor etwa einer Stunde vorausgeritten, im dichten Wald verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht.
Etwas Plauderei hätte die Monotonie des Ritts aufgelockert, doch niemand schien Lust zu haben, ihr die Reise angenehmer zu machen. Nachdem sie die Männer eine Weile beobachtet hatte, stellte sie jedoch fest, daß sie sich einfach voll darauf konzentrierten, sie zu beschützen. Ihre wachsamen Blicke suchten permanent den Wald vor, neben und hinter ihnen ab.
Es war merkwürdig, aber schließlich fand sie die Wachsamkeit der Krieger tröstend. Ihr Hinterteil schmerzte von den Stößen, die es abzufangen hatte, und sie versuchte, den Rat ihrer Mutter zu beherzigen und ihr Elend den armen Seelen, die zur Hölle fahren mußten, zu überantworten. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie ihr wundes Hinterteil eben diesen Seelen helfen konnte, ihren Weg zu finden, aber Regeln waren Regeln, und es konnte nicht schaden, sich daran zu halten.
Ja, sie selbst hatte es verdient zu leiden. Es würde ihr gut bekommen, Buße für ihre Sünden zu tun. Gilly allerdings konnte wohl kaum etwas getan haben, um diese Tortur zu verdienen. Die Stute wurde langsamer, je weiter sie in die Berge hinaufkamen. Das zierliche Pferd war für eine solche kräftezehrende Reise weder gezüchtet noch ausgebildet, und das arme Ding wurde mit jedem Schritt müder und erschöpfter.
Brenna wußte nicht genau, wen sie um eine Pause bitten sollte. Connor wäre natürlich die erste Wahl gewesen, aber er war nicht da, und sie hatte keine Lust, ihren Wunsch hinauszubrüllen in der Hoffnung, daß er sie hören würde.
Im übrigen hatte sie das dumpfe Gefühl, daß es ausgesprochen unklug gewesen wäre, jetzt überhaupt einen Laut von sich zu geben. Die ernsten Mienen und die angespannte Haltung der Soldaten verrieten ihr, daß sie sich auf feindlichem Gebiet bewegten.
Irgendwann ertappte sie sich bei dem Gedanken, ob Connor überhaupt Freunde hatte. Nachdem sie eine Weile darüber nachdachte, kam sie zu dem Schluß, daß dem nicht so sein konnte. Aber das war natürlich seine eigene Schuld. Der Clansherr hatte das gewinnende Wesen eines verwundeten Bären, der sich Jägern gegenübersieht.
Der Vergleich entlockte ihr ein Lächeln. Dann fiel ihr wieder die arme Gilly ein. Um Quinlan auf sich und die Misere der Stute aufmerksam zu machen, streckte sie die Hand aus, um seinen Arm zu berühren.
Quinlan reagierte, als hätte ihn eine Schlange gebissen. Er riß den Arm weg und warf ihr einen verärgerten Blick zu. Bevor sie ihm ihr Anliegen zuflüstern konnte, bedeutete er ihr zu schweigen, indem er sich den Finger auf die Lippen legte. Brenna zeigte mit dem Zeigefinger abwärts auf Gilly. Der Krieger war ja nicht blind. Er mußte erkennen, wie erschöpft die kleine Stute war.
Doch ob der Krieger es nun erkannte oder nicht – es schien ihn nicht zu kümmern. Er trieb seinem Pferd die Schenkel in die Flanken und galoppierte davon. Brenna sah ihm hinterher, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war.
Sobald Quinlan ihre Seite verlassen hatte, rückte ein anderer Krieger nach, so daß sie erneut zwischen zwei schweigsamen Wilden eingeklemmt war.
Und so ritten sie weiter. Brenna nahm an, daß Quinlan vorausgeritten war, um Connor zu holen, aber die beiden Männer ließen sich Zeit. Sie schloß die Augen für eine Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, und als sie sie wieder aufschlug, war Connor an ihrer Seite. Im nächsten Augenblick wurde sie aus dem Sattel gehoben und fand sich vor ihm auf seinem Pferd wieder. Zu müde, um sich zu wehren, ließ sie es geschehen. Bevor der Schlaf sie übermannte, ermahnte sie sich, keinesfalls an seine Brust zu sinken.
Sie erwachte mit der schlagartigen Erkenntnis, daß ihr frommer Wunsch vor dem Einschlafen nicht in Erfüllung gegangen war. Statt dessen war ihr ganzer Körper auf dem Barbaren verteilt. Im Schlaf hatte sie sich zu ihm gedreht, war irgendwie auf seinen Schoß geklettert und hatte die Arme um seinen Oberkörper geschlungen. Schlimmer
Weitere Kostenlose Bücher