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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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geistesabwesend. »Ich muß es gerade eben verloren haben, sonst hätte ich es bemerkt. Ich gebe gewöhnlich sehr gut auf meine Sachen acht.«
    Er machte sich nicht die Mühe, sie zu korrigieren. Er gab ihr auch nicht das Haarband zurück, das sie ebenfalls vor Stunden am Bach hatte fallen lassen. Er wollte es noch eine Weile für sich behalten, um sich selbst daran zu erinnern, daß er nun eine Frau hatte. Er vergaß solch unbedeutende Details immer wieder.
    »Wascht Euer Gesicht, Brenna. Ihr habt Farbe um Euren Mund.«
    Sie richtete sich so abrupt auf, daß sie fast die Balance verloren hätte. »Ich bemale mein Gesicht nicht«, sagte sie entrüstet. Nur Frauen auf dem Weg zur Hölle taten so etwas Heidnisches!
    »Die Farbe ist von mir.«
    »Aber wie …? Wieso … – Ah, jetzt weiß ich. Kurz nachdem Ihr mich hinterhältigerweise dazu gebracht habt, Euch noch einen Antrag zu machen, habt Ihr mich geküßt, ohne um Erlaubnis zu fragen.«
    »Stimmt«, sagte er, obwohl er fand, daß die kurze Berührung ihrer Lippen nicht als Kuß zu bezeichnen war. Es war eine symbolische Geste gewesen, mehr nicht.
    »Der Priester wartet. Beeilt Euch.«
    Was hatte er gerade gesagt? Sie sprang auf die Füße und starrte ihn entsetzt an. »Jetzt schon? Der Priester wartet? Aber warum?«
    Connor schüttelte verwirrt den Kopf. Sie benahm sich ja, als hätte er sie gerade über ihr Todesurteil informiert. »Warum? Nun, damit wir die Sache hinter uns bringen können.«
    »Welche Sache?«
    »Das könnt Ihr doch nicht schon vergessen haben«, erwiderte er ein wenig verärgert. »Wir heiraten.«
    »Jetzt?« kiekste sie. »Ihr wollt mich jetzt heiraten?«
    Sie fuhr sich durchs Haar und begann, die Hände zu ringen. Wie konnte er so kalt sein, die Heirat als »die Sache« bezeichnen und sich überhaupt so widerlich benehmen? Er mußte den Verstand verloren haben, wenn er annahm, daß sie ihn tatsächlich jetzt und hier heiraten würde.
    »Was habt Ihr erwartet?«
    Sie war zu durcheinander, um sich eine vernünftige Antwort auszudenken. Die Wahrheit war heraus, bevor sie es verhindern konnte. »Was ich erwartet habe? Zeit!«
    »Zeit wofür?«
    Zeit, um diesem Alptraum zu entkommen, dachte sie panisch, hielt aber diesmal den Mund.
    »Zeit, um … um mich in Eurem Haus einzuleben. Ja, genau. Das habe ich erwartet. Ich brauche Zeit, um mich auf eine anständige Hochzeit vorzubereiten.«
    »Dann habe ich Euch diese Mühe ja erspart. Ihr könnt mir später Eure Dankbarkeit beweisen.«
    »Und Zeit, die Ihr nutzen solltet, um wieder zu Verstand zu kommen«, entfuhr es ihr.
    »Ich weiß genau, was ich tue.«
    Plötzlich war ihr schwindelig, und sie erkannte, daß sie zum ersten Mal im Leben kurz vor einer Ohnmacht stand. Sie wandte sich um und trat wortlos ans Ufer. Sie setzte sich, schloß die Augen und versuchte sich zu konzentrieren, während die Welt sich um sie herum zu drehen begann. Sie brauchte einen Plan, eine Strategie, irgend etwas. Doch die Panik, die in ihr aufstieg, war so stark, daß sie jeden anderen Gedanken verdrängte. Sie würde also den Priester begrüßen – natürlich würde sie den Priester begrüßen! –, und ihm dann die Sachlage schildern. Sie würde ihm sagen, daß sie gerne mit ihm zu Abend essen würde und ihm dann eine gute Nacht wünschen. Er konnte sie morgen mit diesem verwundeten Bären verheiraten. Oder nein … sie würde ihn bitten, ja anflehen, falls es nötig sein würde, noch ein bißchen zu warten, vielleicht einen Monat oder zwei oder zehn, denn schließlich war die Ehe eine heilige Institution, und wenn Connor seinen Fehler dann noch immer nicht einsah, würde sie eben beginnen, ihr Hochzeitskleid zu nähen.
    Connor verlor inzwischen langsam die Geduld. Was tat sie denn jetzt? Wirklich, auch er hatte seine Grenzen, und ihr Widerstand gegen ihn entwickelte sich immer mehr zu einem Ärgernis. Langsam mußte Schluß sein. Und so beschloß er, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er griff nach dem Waschlappen, tauchte ihn ins Wasser und hockte sich vor sie hin. Bevor sie abrücken konnte, hielt er ihr Kinn fest und begann, ihr das Gesicht zu waschen.
    Er machte es nicht gerade sanft. Als er fertig war, leuchtete ihr Gesicht rot, und er wußte nicht genau, ob sie aus Verlegenheit errötete oder er so stark genibbelt hatte.
    »Kommt. Bringen wir es hinter uns.«
    Er zog sie auf die Füße und zerrte sie buchstäblich hinter sich her.
    »Ich glaube, ich habe endlich begriffen, was hier los ist. Ich bin tot,

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