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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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noch: Ihre Hände hatten sich durch seine Kleidung gewühlt, bis sie seine Haut spürte. Ihr Gesicht schmiegte sich an seine Halsbeuge, und die Hitze, die er ausstrahlte, wärmte sie weit effektiver, als zehn dicke Wolldecken es geschafft hätten. Es fühlte sich wunderbar an.
    Und es war so demütigend! Ihre Lippen waren geöffnet, so daß sie ihren warmen Atem gegen seinen Hals hauchte. Angewidert klappte sie den Mund zu. Zum Glück fiel ihr in diesem Moment erneut ihre kleine Stute ein, so daß sie die eigene Verlegenheit zurückdrängen konnte. Wie lange würde Gilly wohl noch durchhalten, bevor sie zusammenbrach? Brenna versuchte, sich von Connor zu lösen, um ihn zu einer Rast zu bewegen, aber er schlang seine Arme um ihre Taille und hielt sie fest.
    Sie kniff ihn, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er rächte sich, indem er sie derart fest drückte, daß sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, und sie deutete dies als einen stummen Befehl, sich zu benehmen. Zweifellos hätte sie einmal mehr eine düstere Miene erblickt, wenn sie in der Lage gewesen wäre, den Kopf zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen. Sie hatte schon festgestellt, daß sich das Mienenspiel des Mannes auf ein Repertoire zwischen finster und ganz finster beschränkte.
    Diesmal irrte sie sich. Connor lächelte, denn ihre Frechheit amüsierte ihn ungemein. Er wußte, daß sie sich vor ihm fürchtete – er hatte mehr als einmal Angst in ihren Augen gelesen –, und dennoch kniff sie ihn! Diese Frau war wirklich ein einziger Widerspruch. Wenn sie ihn fürchtete, warum versuchte sie dann, ihn zu provozieren? Eines Tages, wenn er den Kopf von wichtigeren Dingen frei hatte, würde er ihr diese Frage stellen.
    Brenna konnte nicht mehr. Sie hatte gerade beschlossen, auf das allerletzte – und zugegeben hysterischste – Mittel zurückzugreifen – nämlich zu schreien und zu kreischen –, als Connor den kleinen Trupp anhielt, und sie so davor bewahrte, sich selbst zu erniedrigen. Sie war so dankbar, daß sie vergaß, sich in Gillys Namen über den Gewaltritt zu beschweren. Die zarte Stute würde bestimmt eine Woche brauchen, um sich von der Anstrengung zu erholen.
    Connor stieg ab und wandte sich ihr zu, um ihr herabzuhelfen, konnte sie jedoch nur noch auffangen, als sie die Flanke des Pferdes hinabrutschte.
    »Ihr benutzt keinen Sattel.«
    »Keiner von uns benutzt einen Sattel.«
    Sie huschte um ihn herum und hastete auf Gilly zu. Ihre Beine protestierten bei jedem Schritt, aber sie ermahnte sich, nur an die arme kleine Stute zu denken. Als sie sich ihr näherte, stellte sie fest, daß auch sie keinen Sattel trug; einer der Soldaten war offenbar so rücksichtsvoll gewesen, ihn ihr abzunehmen.
    Connor erlaubte nicht, daß sie sich um Gilly kümmerte, sondern betraute Owen mit dieser Aufgabe. Brenna überschüttete ihn mit Ratschlägen und Anweisungen, dankte ihm für seine Hilfe und beobachtete dann wie eine besorgte Mutter, wie Owen die Stute auf ein Heckchen der Lichtung führte, an dem es noch ein wenig Licht gab. Gilly gab sich lammfromm, was ein sicheres Zeichen dafür war, daß sie Unsinn im Kopf hatte. Es wäre nicht das erste Mal, daß sie unbekümmerte Stallburschen zwickte oder gleich umstupste, und Brenna rief Owen noch eine Warnung zu. Schließlich seufzte sie, wandte sich um und machte sich auf die Suche nach ihrem Gepäck.
    Die Lichtung, die Connor für ihre Rast ausgesucht hatte, war von dichtem Wald eingeschlossen, der Boden mit weichem Moos und einer dicken Blätterschicht bedeckt, durch die hier und da die ersten zarten Knospen von Frühlingsblumen drangen. Über ihnen ließ ein dichtes goldgrünes Blätterdach die letzten Strahlen des schwindenden Lichtes durch, so daß Brenna ohne Mühe den Weg zum Teich fand, der sich, wie Connor ihr erklärt hatte, nur ein kleines Stück vom Lager entfernt befand.
    Dort würde Brenna genügend Sichtschutz finden, um sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Nachdem ein paar Augenblicke vergangen waren, fand Connor, daß sie genügend Zeit für sich gehabt hatte. Er fand sie am Ufer kniend, wo sie, leise vor sich hinmurmelnd, den Beutel durchwühlte, den sie mitgenommen hatte. Der Boden um sie herum war übersäht mit Tüchern und Lappen.
    Connor trat neben sie, blickte auf sie hinab und wartete, daß sie ihn bemerkte. Als nichts geschah, reichte er ihr den Waschlappen, den er Stunden zuvor am Ufer des Bachs aufgehoben hatte.
    »Sucht Ihr das hier?«
    »Ah, ja. Danke«, antwortete sie

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