Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
denke darüber nach, verflucht!« brüllte sie. »Eure Ungeduld macht mich noch wahnsinnig. Es ist nicht einfach, jemanden zu erklären, wie man Trost spendet. Ich will nicht alles verderben, indem ich unüberlegt beginne.«
Wieder versank sie in Schweigen. Es dauerte eine Ewigkeit. Connor begriff nicht, warum sie so lange brauchte. Er hatte ihr schließlich kein unlösbares Rätsel aufgegeben. Und er konnte einfach nicht mehr lange so vor ihr stehen, ohne sie zu berühren. Sah sie denn nicht, was sie mit ihm anstellte? Nein, natürlich nicht. Sie war ja ganz und gar damit beschäftigt an Trost zu denken. Trost … ausgerechnet! Sie hatte offenbar vergessen, daß sie halbnackt war. Nun, Connor konnte es nicht vergessen. Nachdenklich, wie sie war, hatte sie die Hände, die das Kleid oben zusammengehalten hatten, sinken lassen, und er konnte nun genug sehen, um seiner Phantasie freien Lauf zu lassen.
Er mußte wegsehen, und zwar sofort! Er erkannte plötzlich, daß er seine Selbstbeherrschung verlieren würde, wenn er sie nicht bald in seine Arme ziehen konnte. Er würde seine Finger ganz zärtlich über ihren Hals gleiten lassen und ihr dann das Kleid herunterreißen! Und dann würde sie bestimmt nicht mehr an Trost denken.
Oder etwa doch?
Connor zog hastig das Plaid über ihre Schultern – vor allem über ihre Brüste – und befestigte es mit dem geflochtenen Gürtel, den er ebenfalls mitgebracht hatte. Sein Handrücken berührte ihre bloße Haut, und eine Hitzewelle schoß durch seinen Körper. Er mußte es gleich noch einmal machen.
Was ein Fehler war. Das Bedürfnis, ihr das Kleid und nun auch noch das Plaid vom Körper zu reißen, wurde nur noch stärker und drängender.
Connor wich kaum merklich zurück und starrte in die Ferne.
»Ich bin sehr froh, daß Ihr darüber nachdenkt.«
Ihre Bemerkung überraschte ihn. »Tatsächlich?«
»Ja.«
Er bedachte sie mit einem indignierten Blick. »Über was genau denke ich denn Eurer Meinung nach?«
»Trost.«
Er lachte nicht, denn sie hätte kaum verstanden, was ihn so amüsierte, und Gott mochte ihm helfen – wahrscheinlich hätte er sie aufgeklärt.
Hastig räusperte er sich. »Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was Ihr von mir wollt.«
»Früher, als Ihr noch klein wart, hat Eure Mutter Euch nicht –«
»Sie ist tot.«
»Tut mir leid.«
»Wieso?«
»Weil sie tot ist. Was ist mit Eurem Vater? Er muß euch doch mal getröstet haben.«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Er ist tot. Deswegen nicht.«
»Connor, gab es denn niemanden, an den Ihr Euch als Kind habt wenden können?«
Er zuckte die Achseln. »Mein Bruder. Alec.«
»Hat er Euch getröstet?«
»Teufel, nein!« Allein der Gedanke war ja widerwärtig.
»Gab es denn gar niemanden, der sich um Euch gekümmert hat?«
Er zuckte erneut die Achseln. »Meine Stiefmutter Euphemia vielleicht, aber sie befand sich nie in der Verfassung, jemandem Trost zu spenden oder ihn zu beruhigen, und ihr Sohn Raen noch weniger. Der plötzliche Tod meines Vaters hat sie vernichtet, und sie trauert noch immer um ihn. Sie kann nicht einmal ertragen, unser Land zu betreten, so stark ist ihr Schmerz um den Verlust.«
»Sie muß Euren Vater sehr geliebt haben.«
»Selbstverständlich«, antwortete er ungeduldig. »Dauert Trost sehr lange?«
Brenna dachte ernsthaft darüber nach. »Ich denke nicht«, sagte sie nach einer Weile. »Manche Ehemänner tätscheln ihren Frauen nur eben im Vorbeigehen die Schulter, um ihnen zu bedeuten, daß sie sich um ihre Gefühle Gedanken machen. Mein Vater hat das ständig gemacht, aber nun, wo ich darüber nachdenke, bin ich mir nicht mehr sicher, ob er meiner Mutter Trost spenden oder ihr seine Zuneigung zeigen wollte.«
Bedauernd hob sie die Schultern. Diese Sache gestaltete sich schwieriger, als sie geglaubt hatte. »Andere Männer legen ihrer Frau auch den Arm um die Schultern und –«
»Was zieht Ihr vor?«
»Wie beliebt?«
Er wiederholte seine Frage mit aufgesetzter Geduld. »Soll ich Euch lieber tätscheln oder den Arm um die Schultern legen?«
Es war hoffnungslos. Er war hoffnungslos. Trost mußte aus dem Herzen kommen; Connor mußte es fühlen, bevor er es tun konnte. Und wahrscheinlich gehörte auch einiges an Erfahrung dazu; man mußte mit liebenden Menschen umgeben sein, um zu wissen, was Trost, Geborgenheit und Wärme bedeuten. Und wenn sie nicht so vollkommen durcheinander gewesen wäre, dann wäre es ihr wahrscheinlich gelungen, es ihm zu erklären.
Im
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