Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Augenblick konnte sie sich nicht einmal daran erinnern, wie ihr neuer Name lautete. »Schaut, Connor, dies ist keine Lektion im Schwertkampf. Ihr müßt spontan und aufrichtig sein und …« Leider viel ihr kein »Und« mehr ein.
»Ihr wißt im Grunde gar nicht, wovon Ihr sprecht, nicht wahr?«
Sie seufzte laut. »Nein, im Grunde nicht.«
»Warum stehen wir dann die ganze Zeit hier herum?«
»Ich kann ja nichts dafür, daß Ihr immer so ungeduldig seid, und ich … – Was macht Ihr denn jetzt?«
»Ich ziehe Euer Haar unter dem Plaid hervor.«
»Warum?«
»Weil ich das will.«
»Tut Ihr immer das, was Ihr wollt? Ach, natürlich, was frage ich überhaupt!«
»Ihr würdet jetzt flach auf dem Rücken liegen, wenn ich immer täte, was ich wollte.«
Sie gab es auf, seine Hand wegzudrücken. Sie sah ohnehin keinen Grund, noch länger mit ihm zu diskutieren. Sie konnte ihn nicht davon abhalten, sie zu berühren, aber sie konnte wenigstens ihren Stolz behalten, indem sie so tat, als hätte sie die Situation unter Kontrolle.
Er zog ihr also endlich die Haare unter dem Plaid hervor, und seine Hände waren überraschend sanft, als er ihren Hals berührte. Ein Wonneschauder rann ihr den Rücken herab, aber was sie noch mehr erfreute, war die Tatsache, daß Connor selbst behob, was ihn störte, anstatt sie dafür zu kritisieren. In ihrer Kindheit und Jugend hatte sie ständig zu hören bekommen, was an ihr nicht in Ordnung war, anschließend hatte man ihr befohlen, es zu ändern. Und selbstverständlich würde Connor nicht anders sein. Es war allein eine Frage der Zeit, bis er sie genauso behandelte, wie ihre Eltern und Geschwister es immer getan hatten.
Connor hatte keine Lust mehr, noch länger zu warten. Er packte Brennas Hand und begann zurück zur Lichtung zu gehen, auf der er die Schlafstatt eingerichtet hatte. Er war ein bißchen erstaunt, daß sie sich nicht gegen ihn sträubte.
»Ich sollte Euch vielleicht vorwarnen«, entfuhr es ihr. »Ich bin nicht großartig zurechtgemacht.«
»Es ist mir egal, wie Ihr ausseht.«
»Im Ernst?«
»Natürlich.«
Sie dachte einen Moment über diese Bemerkung nach, bis sie begriff, daß sie zum Lager zurückkehrten.
»Wohin gehen wir?«
Wieder war Panik in ihrer Stimme. Gott, er haßte es, sich in Geduld fassen zu müssen. Waren denn alle Jungfrauen so anstrengend?
»Was kann ich tun, um Euch diese lächerliche Angst auszutreiben?«
»Ihr könntet damit anfangen, mich nicht immer anzuschnauzen. Und außerdem ist meine Angst nicht lächerlich.«
»Antwortet mir.«
»Ihr könntet etwas Nettes und Hoffnungsvolles sagen, was die … nun ja …«
»Fleischliche Liebe betrifft?« Ihm fielen ein Dutzend Antworten ein, doch jede bezog sich auf das, was er fühlen würde.
»Euer Zögern macht mir Angst«, flüsterte sie.
»Es wird Euch nicht umbringen.«
»Es wird mich nicht umbringen? Das ist alles?«
Ihre Empörung entlockte ihm ein Grinsen. »Es wird Euch gefallen. Denke ich.«
Ihr Blick besagte, daß sie ihm nicht glaubte, aber sie blieb wenigstens nicht stehen, und das war ihm am wichtigsten.
»Es ist schmutzig und blutig, nicht wahr?«
»Nein, ist es nicht.«
»Ich glaube nicht, daß es mir gefallen wird«, flüsterte sie, denn sie näherten sich nun den Kriegern, die sich bereits zur Nacht hingelegt hatten. »Allerdings möchte ich Kinder haben.«
»Aha. Und wie hattet Ihr vor, diese zu bekommen?«
Sie ignorierte den Sarkasmus in seiner Stimme. »Wollt Ihr denn Kinder?«
»Natürlich. Warum hätte ich Euch sonst heiraten sollen?«
»Ich weiß nicht, warum. Ihr habt mir versprochen, es mir zu erklären, sobald wir verheiratet sind.«
»Später.«
»Jede Frau kann Euch Kinder gebären. Wieso habt Ihr mich ausgesucht?«
Sie waren nun in der Mitte der Lichtung angekommen und blieben einander gegenüber stehen. Als Brenna sich umsah, entdeckte sie die anderen Männer, die, unter ihre Decken geschmiegt, so taten, als ob sie schliefen. Im Kreis der Krieger war ein leeres Bett zu sehen, auf dem ein zweites Plaid lag.
Voller Entsetzen starrte sie auf die Schlafstatt. Er konnte doch nicht erwarten, daß sie hier, zwischen all den fremden Kriegern, schlief? Oh, doch, natürlich, genau das erwartete er. Meine Güte, er hatte wirklich nicht den Hauch einer Ahnung von weiblichen Bedürfnissen!
Ärgerlicherweise konnte sie keinen Aufstand veranstalten: Die Männer würden alles mitbekommen. Was sollte sie also tun? Sie dachte nicht daran, sich von ihm anfassen zu
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