Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
befahl, vorzutreten.
Connor mußte Brenna anstoßen, damit sie sich in Bewegung setzte. Sie ging zu dem mächtigen Clansherrn, senkte den Kopf und wartete gottergeben, daß er ihr den Rest geben würde.
»Willkommen in der Familie, Lady Brenna.«
8
Jamie bestand darauf, daß sie zum Abendessen blieben, so daß sie sich mit Brenna ausgiebig unterhalten konnte. Connor bestand darauf, daß sie sofort weiterritten. Alec ließ selbstverständlich nicht zu, daß seine Frau enttäuscht wurde, und so beendete er die Diskussion, indem er die Einladung in einen Befehl umwandelte.
Niemand machte sich die Mühe, Brenna zu fragen, was sie davon hielt. Sie war durchaus hungrig – sie war schließlich immer hungrig! –, doch sie dachte nicht daran, in Gegenwart dieser neuen Verwandten, die sie beeindrucken mußte, zu essen. Wahrscheinlich würde sie etwas Abscheuliches tun, und was würden die Leute dann wohl von ihr denken? Was, wenn sie ihr Glas umstieß oder zuviel aß, wie immer, wenn sie einmal angefangen hatte? Entsetzlicher Gedanke. Dennoch – sie schien keine Wahl zu haben.
Sie stellte sich neben ihren Mann, während er mit Alec debattierte, bemerkte aber nicht, daß sie seine Hand ergriffen hatte. Sie wurde sich dessen erst bewußt, als er sich von ihr losmachen wollte, damit er seinem Bruder hinaus folgen konnte.
Als er sich zu ihr herunterbeugte, nahm sie an, daß er sie zum Abschied küssen wollte. Ihr Vater hatte das oft bei ihrer Mutter getan, und Brenna war so entzückt, daß Connor schließlich lernte, wie man sich als Ehemann benahm, daß sie beschloß, ihm zuvorzukommen.
Connor hatte keinesfalls die Absicht gehabt, sie zu küssen. Doch bevor er noch ahnte, was sie vorhatte, berührte ihr Mund den seinen.
Selbstzufrieden lächelte sie ihn an.
Wie vom Donner gerührt starrte er zurück.
Connor fand es erstaunlich, daß sie nicht verstehen wollte, was sich gehörte und was nicht. Doch gleichzeitig mußte er sich selbst eingestehen, daß es ihn gar nicht besonders störte.
»Würdest du jetzt wohl meine Hand loslassen?«
Sie gehorchte und verschränkte die Hände brav hinter dem Rücken. Alec hatte bereits die oberste Stufe erreicht und starrte mit düsterer Miene auf den Wandbehang oberhalb des Kamins. Seine Verärgerung schien aber Gott sei Dank etwas mit seiner Frau zu tun zu haben.
»Dachtest du, ich würde nichts merken?« fuhr er sie wütend an.
Jamies Gesichtsausdruck stand dem ihres Mannes in nichts nach. »Und du?« rief sie zu ihm hinüber. »Glaubst du etwa, ich hätte nicht bemerkt, daß mein geliebter William in den Stallungen hängt?«
Connor stieß Brenna an, um sie auf sich aufmerksam zu machen, befahl ihr, keinen Ärger zu machen und folgte seinem Bruder hinaus.
Jamie entschuldigte sich einen Moment später. »Bitte macht es Euch bequem, während ich mit der Köchin über das Essen rede. Wir werden eine Stunde eher als gewöhnlich essen, so daß Ihr noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein könnt. Ich bin gleich zurück.«
Brenna war noch nicht ganz allein, als sie schon panisch versuchte, sich einigermaßen präsentabel zu machen. Sie klopfte sich den Staub von ihren Kleidern, richtete die Falten des Plaids, strich das Haar glatt über die Schultern zurück und kniff sich in die Wangen. Als sie fertig war, hatte sie das dumpfe Gefühl, daß sie trotzdem nicht besser aussah als zuvor.
Sie wünschte sich, sie wäre nicht so extrem verunsichert gewesen. Aber daran war nur Alec Kincaid schuld. Ihre Hände zitterten noch immer – und das nur, weil sie ihm vorgestellt worden war! Wie sollte sie bloß eine ganze Mahlzeit in seiner Gegenwart überstehen?
Natürlich wollte sie keinesfalls die Aufmerksamkeit der Fremden auf sich ziehen. Sie durfte keinen Fehler machen und kein Thema anschneiden, daß irgend jemanden in irgendeiner Hinsicht beleidigen oder verärgern konnte. Also listete sie im Kopf all die Themen auf, die tabu waren: England war das erste, das ihr einfiel. Jamie und Alec hatten wahrscheinlich die gleiche Einstellung wie Connor zu ihrem geliebten Heimatland, was bedeutete, daß sie es verabscheuten, und obwohl sie fand, daß diese Meinung dumm und ignorant war, gedachte sie nicht, sich darüber mit ihren angeheirateten Verwandten zu streiten.
Je länger sie über Tabuthemen nachdachte, desto mehr fielen ihr ein; das einzige neutrale Thema schien das Wetter zu sein … hoffte sie! Sie wollte perfekt sein, wußte, daß das unmöglich war und kam daher zu dem
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