Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
sehen.«
Augenblicklich straffte Brenna den Rücken. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, strich die Falten des Plaids glatt und kniff sich in die Wangen, um etwas Farbe hinein zu bekommen.
»Was zum Teufel tust du da?«
»Mich kneifen.«
Er wollte nicht fragen, aber er konnte einfach nicht anders. »Warum?«
»Weil ich nicht so blaß aussehen möchte.«
Er schüttelte den Kopf. So etwas Albernes hatte er noch nie gehört.
»Wann erreichen wir Eure Burg?«
»Sehr bald.«
»Soll das heißen, wir leben ganz in der Nähe von Laird Kincaid?«
»Richtig.«
»Kann ich ihn und Jamie dann so oft besuchen, wie ich möchte?«
»Ja.«
Die Freude ließ sie den Schmerz vergessen. Er erklärte ihr, daß er sein Haus nah an der Grenze statt in der Mitte des Landes errichtet hatte, und sie nahm an, daß er es um Alecs willen getan hatte. Plötzlich ertönte ein vielstimmiger Jubelruf. Sie hatten MacAlister-Land betreten!
»Jubeln sie immer, wenn Ihr nach Hause kommt?«
»Nein. Nur wenn ich lange Zeit fort war.«
»Wie lange wart Ihr denn fort?«
»Fast drei Wochen.«
Was hatte er nur die ganze Zeit zu tun gehabt? Sie wollte ihn gerade danach fragen, als ihr wieder die blaue Farbe in den Gesichtern der Krieger einfiel. Sie wollte es doch lieber nicht wissen! Wenn sie herausfand, daß sie auf Raubzug gewesen waren, würde es ihre gute Laune bestimmt verderben. Und sie würde ihm die seine verderben, denn sie würde sich bestimmt nicht zurückhalten können und ihm sagen, was sie von solch einem barbarischen Zeitvertreib hielt.
Nun bemerkte Brenna, daß die Männer sie anstarrten, als sie an ihnen vorbeiritten. Sie lächelte, doch keiner erwiderte ihr Lächeln. Sofort begann sie zu grübeln.
»Kann es sein, daß Eure Leute mich nicht mögen, weil ich MacNare hätte heiraten sollen?«
»Nein.«
»Aber niemand lächelt mich an.«
»Natürlich nicht.«
»Wieso natürlich?«
»Weil du meine Frau bist. Sie erweisen dir Respekt.«
»Und wenn ich ihres Respekts nicht würdig bin?«
»Du bist es.«
Sie fand es ziemlich nett und rücksichtsvoll, daß er so etwas gesagt hatte, und da Connor weder ein netter noch ein rücksichtsvoller Mensch war, wurde ihr Mißtrauen sofort geweckt.
»Wieso?«
»Weil ich dich erwählt habe.«
»Ich habe Euch erwählt, wißt Ihr noch?«
»Du liebst es, dich mit mir zu streiten, nicht wahr?«
Seine Frage hatte keine Antwort verdient. »Wird mir Euer Haus gefallen?«
»Aber sicher.«
»Ich kann es kaum erwarten, es zu sehen. Ist es so schön wie die Burg von Laird Kincaid? Ich bin bestimmt nicht enttäuscht, wenn es das nicht ist«, fügte sie hastig hinzu. »Für mich muß es gar nicht prächtig sein. Oder ist es das?«
Connor mußte lächeln. »Es ist so schön wie das Haus meines Bruders.«
»Ihr seid sehr stolz darauf, nicht wahr? Ihr klingt jedenfalls so.«
»Ja, du hast wahrscheinlich recht.«
»Ist der Saal so groß wie Kindcaids? Ich meine, es macht nichts, wenn dem nicht so ist.«
»Weil es für dich nicht groß sein muß?«
»Genau.«
»Ich kann nicht genau sagen, ob er genauso groß ist. Ich habe noch nie wirklich darauf geachtet.«
»Was macht Euer Haus so anziehend?«
»Es ist sicher.«
Was hatte Sicherheit mit Pracht zu tun? »Aber wie sieht es denn aus?«
»Uneinnehmbar.«
Es hatte keinen Sinn; so kam sie nicht weiter. Innerlich seufzend beschloß sie zu warten, bis sie es selbst sehen würde.
Connor derweil war überzeugt, daß er ihr alle notwendigen Informationen gegeben hatte. Obwohl er der Meinung war, daß seine Burg schon jetzt uneinnehmbar war, gab es noch einige Arbeiten daran zu erledigen. Er würde das Holz durch Stein verstärken und noch einen weiteren Wachturm hinzufügen, wie sein Bruder es ihm empfohlen hatte.
Brennas Aufregung wuchs mit jedem Schritt, den das Pferd tat, und ihre Stimmung war so gut, daß sie nicht aufhören konnte zu lächeln.
Connors Stimmung verfinsterte sich, sobald die Ruinen der väterlichen Burg in Sicht kamen.
»Wer hat hier gelebt?« flüsterte sie, während sie auf die brandgeschwärzten Trümmer des einst stattlichen Hauses starrte.
»Mein Vater.«
»Ist er hier auch gestorben?«
»Ja.«
»Habt Ihr früher auch hier gewohnt?«
»Ja.«
Die Kälte in seiner Stimme verriet ihr, daß er über dieses Thema nicht ausgefragt werden wollte. Brenna war fest entschlossen, soviel wie möglich über ihren Gemahl herauszufinden, damit sie verstehen konnte, wie er zu so einem harten, unbeugsamen Krieger hatte
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