Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
werden können. Doch sie ahnte, daß sie behutsam vorgehen und geduldig sein mußte. Connor war kein Mann, der einer beliebigen Person sein Herz öffnete; erst mußte sie sein Vertrauen gewinnen.
Das Bild der Zerstörung, das sich ihren Augen bot, war so schrecklich wie faszinierend. Als sie an der Ruine vorbeigeritten war, lehnte sie sich zurück, um an ihm vorbeisehen zu können.
Sie hatte schon zuvor gesehen, was Feuer anrichten konnte, doch mit den Überresten des alten MacAlister-Anwesens stimmte etwas nicht; irgend etwas daran war ungewöhnlich. Brenna brauchte eine ganze Weile, bis sie endlich dahinterkam: Das ausgebrannte Cottage, das sie früher einmal gesehen hatte, wurde in relativ kurzer Zeit von Ranken und Moos überwachsen, doch diese Ruinen hier wirkten nackt. An drei Seiten war der Wald nah herangerückt, doch keine einzige Ranke, kein Unkraut erreichte die Trümmer. Offensichtlich hatte man sich Mühe gegeben, die Ruine in diesem Zustand zu erhalten, und das war wohl der Grund dafür, warum dem Ort etwas Unheimliches anhaftete.
Warum hatte Connor die Trümmer nicht beseitigen lassen? Waren sie als Mahnmal für ihn und seine Gefolgsleute erhalten worden? Geduld, rief sie sich in Erinnerung. Sie würde ihre Antworten schon bekommen.
Brenna straffte den Rücken und blickte nach vorne. Sie schob ihre kleine Hand in die seine, lehnte sich wieder gegen ihn und schickte ein stummes Gebet für die Seele seines Vaters zum Himmel. Dann sprach sie ein zweites für seine Mutter.
Einen Augenblick später kam ihr neues Zuhause in Sicht. Im selben Moment begann sie, für sich selbst zu beten.
Brenna schloß die Augen in der Hoffnung, daß das, was sie eben gesehen hatte, nicht der Wahrheit entsprach, doch als sie genug Mut gesammelt hatte, um die Augen wieder zu öffnen, ragte das monströse Ding noch immer auf dem Hügel vor ihr auf.
Gott strafte sie! Sie wußte nicht, was genau sie getan hatte, aber Gott war zweifellos mächtig wütend auf sie, sonst hätte er sie sicher nicht dazu verdammt, in so einer Abscheulichkeit von Gemäuer zu leben. Vielleicht hatte sie ihren Eltern doch mehr Sorgen bereitet, als sie glaubte? Tja, offenbar hatte es nicht ausgereicht, sich jedesmal bei ihnen zu entschuldigen.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich selbst. Nicht Gott war für dieses Verbrechen an Baukunst verantwortlich, sondern Connor.
Sie holte tief Luft und befahl sich streng, sofort etwas Gutes an diesem Gebäude zu finden. Genau. Sie würde sich die Festung vom Fundament bis zu den Zinnen gründlich ansehen, und wenn sie fertig war, würde sie vor Aufregung lächeln, bei Gott!
Das Ding war gigantisch. Das war doch schon etwas, nicht wahr? Zumindest schien Connor, nach dem, was er eben gesagt hatte, zu finden, daß größer auch gleichzeitig schöner bedeutete.
Außerdem war das Haus sehr hoch. Es hatte mindestens drei Stockwerke, obwohl es ihr schwerfiel, die Höhe genau zu bestimmen, weil sie kein einziges Fenster entdecken konnte, das als Anhaltspunkt hätte dienen können.
Dennoch war es gigantisch. Und hoch.
Schließlich machte sie tatsächlich Fenster aus. Brenna war so erleichtert, daß sie am liebsten geweint hätte. Also mußte sie wenigstens nicht in einer Gruft leben. Es gab Fenster, auch wenn diese mit einem häßlichen, groben Stoff verhängt worden waren, der ganz erstaunlich gut zu der Farbe getrockneten Schlamms paßte. Brenna war es ein Rätsel, wie jemand sich so eine Unfarbe an die Fenster hängen konnte. Nun ja, man mußte die Vorhänge einfach nur niederreißen, und schon würde das ganze Haus freundlicher wirken. Nicht wahr, würde es doch?
Natürlich würde es das. Und Blumen waren auch schon eine Verbesserung. Obwohl Brenna tief in ihrem Inneren wußte, daß Blumen auch nicht wirklich helfen würden. Was sie brauchte, war ein Wunder. Nur mit übernatürlichen Kräften und Gottes Hilfe würde sie diesen steinernen Kasten in ein gemütliches Zuhause umwandeln können.
Fast augenblicklich meldete sich ihr schlechtes Gewissen zu Wort. Sie sollte sich wirklich schämen. War sie denn wirklich so auf Äußerlichkeiten fixiert? Sie mußte ihre Einstellung ändern – hier und jetzt. Und am besten fing sie damit an, dieses Bauwerk ihr Heim zu nennen.
»Brenna, stimmt irgend etwas nicht?«
»Wie kommt Ihr denn darauf?«
»Du keuchst, als hättest du Atemnot.«
Sie sagte das erste, was ihr in den Sinn kam. Zum Glück war das nicht einmal gelogen. »Der Anblick Eures Hauses raubt mir den
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