Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
auch in der Küche baden.«
»Kann ich auch dort essen?«
»Wenn du willst.«
Er öffnete die Tür, um zu gehen, zögerte aber an der Schwelle und runzelte die Stirn, als ihm wieder die dunklen Ringe unter ihren Augen auffielen. In dem dämmrigen Licht schienen sie noch mehr hervorzutreten. Er fühlte sich einmal mehr verantwortlich für ihren Zustand, doch er wußte, daß er keine Wahl gehabt hatte, als sie anzutreiben; MacNare und seine Soldaten waren ihnen dicht auf den Fersen gewesen, und ihre Sicherheit war wichtiger als ihr Schlafbedürfnis.
»Ich möchte, daß du dich ausruhst.«
»Werdet Ihr zu mir kommen?«
»Ja.«
»Habt Ihr noch immer vor, morgen wieder fortzureiten? Obwohl Euphemia gekommen ist?«
»Ja.«
»Glaubt Ihr, daß sie mich mag?«
»Natürlich mag sie dich. Das mußt du doch gemerkt haben.«
»Wird sie lange bleiben?«
»Ich hoffe es«, antwortete er, während er durch die Tür ging. »Ich habe sie nicht danach gefragt.«
»Connor?«
»Ja?«
»Bitte vergeßt nicht, Männer auf die Suche nach Gilly zu schicken.«
»Ich vergesse es nicht. Noch Fragen?«
Sie ließ sich weder von seiner ruppigen Antwort noch seinem Stirnrunzeln beirren. Statt dessen hastete sie zur Tür, stellte sich auf Zehenspitzen und küßte ihn. Connor schlang die Arme um ihre Taille, zog sie hoch und küßte sie ein zweites Mal – viel leidenschaftlicher, als er es beabsichtigt hatte, und weit kürzer, als er es wünschte. Brenna beendete die Zärtlichkeit, indem sie sich von ihm losmachte. Sie erkannte Verwirrung in seinen Augen, wandte sich rasch um, damit er ihr Lächeln nicht sehen konnte und setzte an, um ihm zu sagen, daß er nun gehen konnte.
Er war schon halb die Treppe hinabgelaufen, bis ihm auffiel, daß sie ihn entlassen hatte.
Quinlan mußte ihn erst darauf hinweisen, daß er lächelte. Der Soldat wollte wissen, warum sein Laird so zufrieden aussah, und Connor mußte zugeben, daß er nicht die geringste Ahnung hätte.
Obwohl es nicht möglich war, schienen die Ruinen der alten Burg jedesmal nähergerückt zu sein, wenn Brenna hinausblickte. Und wo auch immer sie sich gerade befand – sobald ihr Blick durch das Fenster fiel, sah sie nichts außer der Zerstörung.
Es schien ihr unmöglich, sich von dem deprimierenden Anblick loszureißen. Sie wußte, daß Connors Vater dort gestorben war, aber hatte der Junge es damals miterleben müssen? Hoffentlich nicht. Allein der Gedanke, daß sie ihren Vater sterben sehen würde, war so unerträglich, daß sie ihn hastig wieder verbannte.
Ein Klopfen an der Tür bot ihr eine willkommene Ablenkung von den traurigen Gedanken. Ein Soldat schleppte ihr Gepäck herein, und sobald sie wieder allein war, holte sie Bürste, zwei Bänder und ein frisches Kleid heraus und verließ die Kammer.
Auf dem Flur war keine Menschenseele zu erblicken, nichts war von draußen zu hören. Die Stille gefiel ihr gar nicht. Sie war es gewöhnt, von Familie, Dienern und Gästen umgeben zu sein, und sie wußte, daß sie Zeit brauchen würde, um diese Veränderung innerlich zu akzeptieren.
Die Köchin wollte sie holen kommen und zog die Tür in dem Moment auf, als Brenna nach dem Griff greifen wollte. Die arme Frau war so überrascht, daß sie zurücktaumelte, sich tief verbeugte und sich mit einer solch leisen Stimme vorstellte, daß Brenna den Eindruck hatte, die Frau würde ihre Sünden einem Priester beichten. Ihr Name war Ada. Sie war groß und dick und hatte viele graue Strähnen im Haar, die Brenna verrieten, daß sie langsam in die Jahre kam.
Brenna mochte die Frau mit der sanften Stimme und den freundlichen Augen auf Anhieb. Vor allem ihre Beharrlichkeit erinnerte Brenna an ihre Mutter. Sobald sie ihrer Herrin in das heiße Wasser hineingeholfen hatte, weigerte sich Ada, Brenna die Seife zu geben, bis diese versprach, daß sie ihr Haar nicht waschen werde.
Die beiden Frauen unterhielten sich in einem Mischmasch aus Gälisch und Gestik. Ada hatte einen so starken Akzent, daß Brenna immer nur wenige Worte ihrer langatmigen Erklärungen verstand. Schließlich deutete sie auf die Stiche an Brennas Kopf, runzelte die Stirn und schüttelte dann heftig den Kopf. Offenbar wollte die Frau ihr bedeuten, daß die Wunde nicht naß werden durfte.
Die Prellung an der Rückseite ihres Oberschenkels entdeckte Ada erst, als sie ihrer Herrin beim Aussteigen aus dem Zuber behilflich war. Die ältere Frau machte keinen Hehl aus ihrer Sorge, und in dem Versuch, Brenna zu zeigen,
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