und die feurige Flut
noch einer von euch mitkommen?«
»Ich bin viel zu krank zum Schleppen und zu schwach«, erklärte Allie. »Wenn ich morgen Nacht sterbe, will ich das wenigstens mit einem gesunden Rücken tun.«
»Und ich kann im Keller nichts sehen, weil ich auf einem Auge fast blind bin. Immerhin hast du meine rechte Kontaktlinse mit den Überresten deines Frühstücks paniert.« Bob sah Peter vorwurfsvoll an.
»Ein Helfer reicht aus, und es dauert auch wirklich nicht lange!« Die Handleserin ging voraus auf den Flur. An einer schweren Eisentür, die ringsum mit einer Gummidichtung gesichert war, blieb sie stehen. Sie nahm eine Fackel aus einem Korb und zündete sie an. »Leider haben wir kein elektrisches Licht im Keller. Bei Hochwasser könnte es sonst einen Kurzschluss geben.« Sie öffnete die Tür. Peter sah hinab in die Finsternis. Obwohl er bei Weitem nicht so ängstlich war, wie seine Kollegen zuweilen behaupteten, war ihm in dunklen, unterirdischen Räumen doch immer etwas mulmig zumute.
»Keine Sorge! Der Keller wird dir bestimmt gefallen! Er ist sehr eindrucksvoll!« Munter stieg die kleine Frau die Treppen hinunter. Die Fackel warf ein unstetes Licht auf einen gewölbeartigen Raum, von dem mehrere Gänge abzweigten. Es roch nach Salzwasser und Seetang. »Hier entlang!« Ursula Burns bog in einen Gang ein, der an mehreren schwarzen Türöffnungen vorbeiführte und sich zweimal verzweigte. »Da sind wir!« Sie trat in eine kleine Kammer mit einer niedrigen Decke. »Wir haben hier unten kein großes Lager, aber ab und zu stelle ich ein paar Kisten mit Zauberartikeln in den Keller, wenn es oben im Laden zu voll wird.« Die Handleserin hob die Fackel hoch und beleuchtete ein windschiefes Regal. Peter sah sich um. Der Raum war fast leer. Außer drei Holzkisten gab es nur noch ein paar bunte Flaschen und Töpfe. Dafür entdeckte er eine Luke in der Decke über dem Regal. War das ein Weg ins Haus oder führte die Luke ins Freie? Er kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da die kleine Frau die Fackel in eine Halterung gesteckt hatte und dem Zweiten Detektiv nun unter Stöhnen eine der Kisten hinhielt.
»Du siehst kräftig aus, Junge. Ich denke, du kannst sie alle drei auf einmal tragen.«
Peter, der sich selbst für durchtrainiert und stark hielt, nickte zustimmend. Als er aber kurz darauf die volle Last in den Armen hielt, ging er leicht in die Knie.
»Doch zu schwer?«, fragte die Handleserin.
»Nein, nein!«, keuchte Peter. »Die … sind … ganz … leicht!«
»Wunderbar! Dann sind wir hier auch fertig. Die Flaschen mit den Zauberölen stehen so hoch im Regal, dass die Flut ihnen nichts anhaben wird. Ich denke, wir können sie hierlassen.« Ursula Burns hob die Fackel wieder aus der Halterung. Auf dem Weg zurück ins Erdgeschoss redete sie munter vor sich hin. »Ich bin dir sehr dankbar, Junge! Sunshine wäre mir nämlich keine große Hilfe gewesen. Weißt du, es gibt eigentlich nichts, was sie wirklich kann – außer vielleicht bei Mondschein um Apfelbäume tanzen oder Eintöpfe kochen.« Sie schnaubte verächtlich. »Aber alle nehmen Rücksicht auf sie. Klar, sie ist der Liebling aller Mitbewohner.«
Peter brummte nur ein »Aha«. Klatsch und Tratsch interessierten ihn nicht sonderlich.
»Sunshine, der Sonnenschein! Von wegen! Das ist selbstredend nicht ihr echter Name«, fuhr die Handleserin unbeirrt fort. »Ich habe mal ihren Pass gesehen! Sie heißt Nancy Rose. Nancy Rose – was für ein Allerweltsname. Und sie kommt auch nicht aus dem sagenumwobenen Atlantis, wie sie manchmal behauptet, sondern aus Morrowville, Kansas.«
»Ach wirklich?«, keuchte Peter. Die Kisten waren in eine gefährliche Schräglage geraten und er musste sich anstrengen, um auf der Treppe nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Noch viel interessanter ist Carl!« Ursula Burns sah den Zweiten Detektiv mit leuchtenden Augen an. »Du musst wissen: Er war nicht immer Astrologe. Aber er redet sehr ungern über früher. Wer weiß, was der Mann gemacht hat, bevor er anfing, sich mit Horoskopen zu beschäftigen!«
»Tja, wer weiß.«
»Es heißt, er wäre ein Steuerberater gewesen. Sehr mysteriös, nicht wahr?«
Peter fand, dass es kaum etwas weniger Mysteriöses gab als einen Steuerberater, aber er sagte nichts. »Wenn du mich fragst, heißt er garantiert nicht Parsley!«
»Wie kommen Sie denn dadrauf?«, fragte Peter, nun eine Spur interessierter.
»Das weiß ich einfach! Wenn man seit über zwanzig Jahren Menschen aus der
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