und die feurige Flut
Hand liest, bekommt man ein Gespür für solche Dinge. Carl verheimlicht uns etwas. Und das kann er nicht verstecken!«
Aus erster Hand
Als Peter die drei Kisten im Laden abstellte, taten ihm die Hände und der Rücken weh.
»Gleich bekommst du deine Belohnung«, sagte Ursula Burns, während sie mit flinken Bewegungen den Inhalt einer Kiste im Regal hinter dem Tresen verstaute. Der Zweite Detektiv schaute sich inzwischen fasziniert die Zauberwaren an. Im Laden sah es aus wie in einer altertümlichen Apotheke. Es gab große Schränke mit vielen kleinen Fächern, hohe Gläser, die mit Kräutern und Steinen gefüllt waren, und Gegenstände, die an Gestellen von der Decke hingen. In einem Glaskasten lag ein länglicher Gegenstand auf einem Samtkissen. »Horn eines Einhorns«, stand auf einem handgeschriebenen Schild daneben. Der Preis war stattlich. »Das ist nicht echt, oder?«, fragte Peter. »Ich meine, es gibt ja gar keine Einhörner.«
»Also wirklich!«, schalt Ursula Burns. »Willst du etwa behaupten, dass wir hier Fälschungen verkaufen? Dieser Laden bietet nur erstklassige Ware. Alles Unikate mit Echtheitsgarantie!«
Peter schlenderte weiter an den Regalen vorbei und blieb vor einer Vitrine stehen, in der sich laut Schild »Alraunen« befinden sollten. »Verkaufen Sie auch leere Blumentöpfe?«, fragte Peter.
Die Handleserin trat neben den Zweiten Detektiv. Erschrocken hob sie die Hand zum Mund. »Um Himmels willen! Die Mandragora officinarum sind weg!«
»Die was?«, fragte Peter voller Unbehagen.
»Die Alraunen!«, rief Ursula Burns. »Gestern waren sie noch da! Das darf doch nicht wahr sein!«
»Sind sie weggelaufen?« Peter besah sich die Erdkrumen, die rund um die leeren Tontöpfe lagen.
»Alraunen sind Planzen!«, jammerte Ursula Burns. »Sie können nicht weglaufen. Jemand hat sie gestohlen! Dieser gemeine Dieb!«
»Ist das schon öfter vorgekommen?«, fragte Peter. Die Handleserin seufzte. »Ja, leider! Dinge verschwinden aus dem Laden, volle Töpfe sind über Nacht nur noch halb voll und manchmal stehen die Waren am Morgen an anderen Plätzen.«
»Gab es denn Spuren eines Einbruchs?«
»Nein, nie. Keine Kratzer, keine aufgebrochenen Schlösser, keine aufgestemmten Türen oder Fenster. Ich fürchte, es ist jemand aus unserem Kreis!«
»Hier aus der Wohngemeinschaft?«, hakte Peter nach.
»Ein schrecklicher Gedanke, aber leider naheliegend.« Ursula Burns sah finster drein. »Früher haben wir alle zusammengehalten. Aber die Zeiten ändern sich. Die Auftragslage ist momentan nicht gut. Da scheint es plötzlich nicht mehr so wichtig zu sein zusammenzuhalten.«
»Sie sollten unbedingt eine Liste von den Sachen machen, die fehlen«, riet Peter.
»Das habe ich bereits getan«, antwortete Ursula Burns. »Bislang sind verschiedene Heilkräuter, ein Mondkalender und Hirschhornpulver verschwunden. Und es fehlt eine Flasche mit Wasser aus einer verwunschenen Quelle.«
»Sind die Sachen denn wertvoll?«
»Nun …« Ursula Burns zögerte. »Sie sind nicht ganz billig. Außerdem habe ich das Zauberwasser höchstpersönlich in einem Zitronenhain in der Nähe des Ynez Creeks geschöpft. Aber es gibt hier im Laden durchaus andere Waren, die wertvoller sind.«
»Vielleicht braucht der Dieb die Sachen für einen speziellen Zauber«, überlegte Peter laut.
»Ja, das mag sein. Aber jetzt sollten wir endlich dein Schicksal betrachten. Versprochen ist versprochen!« Ungefragt griff Ursula Burns nach Peters Händen. »Dann wollen wir doch mal!«
»Ich weiß nicht, ob ich will«, murmelte Peter. Vorsichtig zog er seine Hände ein Stück zurück.
»Aber, aber«, säuselte die Handleserin, »du wirst doch keine Angst haben?«
»Ich?« Peter lachte zur Bekräftigung seiner Worte laut auf. »Ich bin doch nicht ängstlich!«
»Hmmm, aber du bist lieber etwas vorsichtig … und du bist sehr sportlich.«
»Ja, da haben Sie recht!«, sagte Peter erstaunt. »Das können Sie sehen?«
»Natürlich! Deine Hände verraten mir alles über dich. Alles!«
Peter schluckte.
»Nun, in der Schule gehörst du nicht zu den Musterschülern – außer in Sport.«
»Auch wahr.« Peter war beeindruckt. So richtig wohl war ihm aber immer noch nicht dabei. Ursula Burns studierte seine Hände wie ein Buch. »Deine Liebeslinie …«
»Das ist nicht so wichtig«, erklärte Peter hastig. »Mich würde nämlich im Moment am meisten interessieren, wie morgen die Chemie-Arbeit wird.«
»Geduld!« Ursula Burns hob gebieterisch die
Weitere Kostenlose Bücher