und die feurige Flut
sagte Justus betont sachlich. »Wegen eines einfachen Hindernisses geben die drei Detektive noch lange nicht auf.«
»Wir finden den Dieb und die gestohlenen Seiten«, versprach nun auch Peter. »Und dann retten wir dich!«
»Dazu müssen wir zweigleisig vorgehen«, erklärte Justus. »Zum einen müssen wir versuchen, das Rätsel, so gut es eben geht, zu lösen – wenn auch nur mithilfe von Allies Abschrift. Zum anderen müssen wir herausfinden, wer die Seiten gestohlen hat.«
»Das könnte schwer werden. Jeder hier im Haus kann in Pendragons Studierzimmer gehen. Es ist nie abgeschlossen. Und das mit dem Buch im Pult ist auch kein Geheimnis.«
»Bislang haben wir zwei Hauptverdächtige«, sagte Bob nachdenklich. »Den Astrologen Carl Parsley und die Handleserin Ursula Burns.«
»Und Emerald Pendragon«, gab Justus zu bedenken. »Er könnte die Seiten ebenfalls herausgerissen haben.«
»Emmi nicht!«, sagte Allie beinahe zornig. »Er ist viel zu krank, um einmal durch das ganze Haus zu laufen, und außerdem würde er nie etwas hinter meinem Rücken tun!«
»Ich gebe zu, dass du in der Vergangenheit bereits mehrfach eine gute Menschenkenntnis bewiesen hast, Allie, aber wir alle können uns irren. Fest steht, dass in den letzten Tagen drei Leute Zugang zu dem Zimmer hatten.«
»Oder gibt es eventuell noch Personal?«, wollte Peter wissen. »Vielleicht eine Putzfrau, einen Chauffeur oder einen Butler?«
»Personal?« Allie lachte auf. »Schön wär’s! Wir haben hier nicht einmal einen Hausmann! Tante Patricia sammelt höchstens mal die Spinnweben ein, wenn sie nicht gerade auf Reisen ist. Nein, hier kümmert sich niemand um das Haus. Wenigstens kann Sunshine einigermaßen gut kochen. Wenn sie Dienst hat, gibt es manchmal selbst etwas Warmes. Ich glaube, heute hat sie sogar einen Eintopf gemacht! Das kann sonst keiner hier.«
»Moment!«, wandte Justus ein. »Hast du nicht erzählt, dass diese Sunshine zusammen mit deiner Tante und Jonathan Pendragon zum Mount Shasta gereist ist?«
»Ich sagte, dass sie dorthin wollte. Aber sie ist schon nach einem Tag zurückgekommen. Beim Zwischenstopp in Santa Barbara hat ihr ein Seher prophezeit, dass die Sterne für ihre Reise gerade sehr ungünstig stehen. Da ist sie noch am selben Tag nach Hause zurückgefahren.«
»Das heißt, dass momentan, dich eingeschlossen, ganze fünf Personen hier leben! Der junge Pendragon, Carl Parsley, Ursula Burns und diese Sunshine.«
»Das macht eine Verdächtige mehr!«, meinte Bob.
»Also für Sunshine würde ich nun wirklich meine Hand ins Feuer legen!«, wehrte Allie ab. »Ich kenne sie seit Jahren. Die Frau hat das Herz am rechten Fleck. Irgendwie ist sie mir sogar lieber als Tante Patricia, auch wenn sie noch planloser und verrückter ist.«
»Wie kann man noch planloser sein als Miss Osborne?«, wunderte sich Bob.
»Sunshine bringt das fertig!«, sagte Allie und lachte. »Ihr werdet es ja sehen! Aber bitte wundert euch nicht, wenn sie mich gleich nicht erkennt.«
»Nicht erkennt? Ist Sunshine denn blind?«, fragte Peter. Allie drehte sich auf der Treppe zu dem Zweiten Detektiv um. »Sie ist tatsächlich blind, dabei kann sie hervorragend sehen!«
Die blinde Seherin
»Wie soll das denn gehen?«, wunderte sich Bob.
»Sunshine leidet seit einem Unfall an Agnosie«, erklärte Allie.
»Von der Krankheit habe ich noch nie gehört!«, sagte Peter.
»Agnosie …« Justus überlegte einen Moment. Seit seiner Kindheit hatte er alles gelesen, was ihm in die Finger kam: Biologiebücher, Zeitungen, Fachmagazine und Lexika aller Art. Da er ein phänomenales Gedächtnis hatte, konnte er das Gelesene jederzeit abrufen. So auch jetzt: »Unter Agnosie versteht man ein neuropsychologisches Symptom. Es handelt sich dabei um eine Störung des Erkennens. Beispielsweise können manche Betroffene trotz gesundem Sehvermögen Dinge optisch nicht einordnen. Sie sehen etwas, aber ihr Gehirn verarbeitet die Information nicht richtig.«
»Genau darunter leidet auch Sunshine. Sie kann die Gesichter von Menschen nicht erkennen. Andere Agnosie-Opfer lernen daher, Menschen durch ihren Gang, ihre Stimme oder die Kleidungsstücke zu unterscheiden. Sunshine hingegen behauptet, das nicht lernen zu müssen. Angeblich kann sie seit dem Unfall die spirituelle Energie der Menschen wahrnehmen.«
»Und das funktioniert?«, fragte Bob zweifelnd.
»Nicht wirklich. Aber ihre Freunde und Bekannten haben sich daran gewöhnt, dass Sunshine sie dauernd
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