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und die feurige Flut

und die feurige Flut

Titel: und die feurige Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Erlhoff
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näher am Feuer saß als sein Kollege, spürte die Hitze auf seinem Gesicht. Er rutschte ein Stück zurück, wendete sich aber nicht ab. So konnte er wenige Sekunden später auch das Ungewöhnliche beobachten, das sich im Kamin vollzog. Hinter den tanzenden Flammen veränderte sich die Rückwand. Auf dem Mitternachtsschwarz traten glühende Partikel hervor. Sie bildeten Schnörkel, Linien und Punkte, aus denen Zahlen und Buchstaben wurden. »Hab ich es mir doch gedacht!« Hektisch griff Justus nach einem Stift. »Das ist es, was wir benötigen!«, sagte er begeistert. Er notierte sich: NaCl + H 2 SO 4 → NaHSO 4 + HCl (g) .
    »Lass mich raten: Die Schrift im Kamin ist ebenfalls kein Zauberwerk, sondern angewandte Chemie.«
    »Richtig!«, erklärte Justus. »Pendragon hat die Rückwand mit einer Lösung beschrieben, die bei Hitze reagiert und sichtbar wird. Eine raffinierte Form der Geheimschrift. Wenn der Kamin wieder kalt wird, erlischt auch die Botschaft.«
    »Und? Haben wir jetzt die Formel für den Schlüssel?«, fragte Bob.
    »Ich denke schon. Wir müssen nur noch die passenden Zutaten besorgen: NaCl und H 2 SO 4 .«
    »NaCl ist Natriumchlorid. So viel weiß ich auch. Aber von dem anderen Stoff habe ich noch nie gehört.«
    »Es handelt sich um Schwefelsäure«, erklärte Justus. »Zusammen mit Kochsalz kann man damit den Schlüssel herstellen: Salzsäure.« Er stand auf und begann, die Gläser und Tiegel auf dem Arbeitstisch zu untersuchen.
    »Ist alles da?« Bob war hinter seinen Freund getreten und blickte ihm über die Schulter.
    »Kochsalz ist reichlich vorhanden. Aber ich finde keine Schwefelsäure!«, sagte Justus enttäuscht. »Entweder hat Pendragon keine vorrätig oder jemand hat sie weggenommen.«
    »Vielleicht war es Carl! Bei ihm standen doch gestern verschiedene Gläser und Flaschen rum«, gab Bob zu bedenken. »Es könnte doch sein, dass er bereits auf die Lösung gekommen ist und es nur noch nicht geschafft hat, die Salzsäure herzustellen.«
    »Eine gute Überlegung, Bob!« Justus’ rundes Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Wir werden das sofort überprüfen und uns bei ihm im Zimmer umsehen. Mit etwas Glück werden wir dort fündig!«

Offenbarung in der Finsternis
    Der Astrologe war nicht in seinem Zimmer. Die schweren Vorhänge waren zugezogen. Noch immer roch es leicht nach Verbranntem. »Machen wir Licht?« Bob blinzelte in die Finsternis.
    »Nicht nötig.« Justus zog eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und schaltete sie ein. Der Lichtkegel glitt durch den Raum. Bob sah Stapel von Büchern, eine Sternenkarte und einen verkohlten Fleck auf dem Teppich.
    »Hier liegen Federn oder so etwas!«, flüsterte Bob, der im Dunkeln umhertastete. »Und hier … Igitt, was ist das?« Der dritte Detektiv gab ein angeekeltes Geräusch von sich. Justus leuchtete mit der Lampe auf Bobs Hände, der einen Schrei ausstieß und den Gegenstand sofort fallen ließ. Es war der Fuß eines Huhns. »Das ist ekelhaft!«
    »Ich gebe dir recht!«, sagte Justus leise. »Und es ist merkwürdig, dass ein Astrologe sich solcher Arbeitsmittel bedient. Ich wüsste nicht, dass man zum Sternedeuten so etwas benötigt.«
    »Wir sollten besser gehen!« Bob wischte sich die Hände an der Hose ab. Da knarrte der Holzboden im hinteren Teil des Raumes. Ein schwacher Lichtschein flackerte auf. Die Gardine bewegte sich leicht. »Was war das?«, flüsterte der dritte Detektiv voller Unbehagen. Wieder ertönte ein Geräusch. Dann hörte es sich an, als würde eine Tür zuklappen. Justus richtete den Lichtkegel der Taschenlampe auf die Ecke hinter dem Schreibtisch, aus der das Geräusch gekommen war. Bob erinnerte sich daran, dass die Zauberer in den Märchen manchmal ein Tier hatten, das ihre magische Kraft verstärken sollte: eine Katze oder einen Raben. Oder es war ein weiteres Huhn, eines, das noch lebte! Der dritte Detektiv rührte sich nicht vom Fleck, während Justus sich Schritt für Schritt dem Vorhang näherte. Bob beobachtete, wie sein Freund mit leicht zitternder Hand nach der Gardine griff. Dann zog er sie mit einem Ruck beiseite. Bob machte unwillkürlich einen Satz nach hinten. Doch Justus blieb überrascht stehen. »Nichts!«
    »Wie nichts?« Bob trat wieder vor. »Wir haben doch deutlich gehört, dass da etwas war!«
    Justus sah hinab auf den Fußboden. »Da war auch etwas. Jemand hat uns belauscht.« Er deutete auf einen kleinen Metallring, der an den Dielen befestigt war. »Und zwar durch diese

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