und die feurige Flut
ersten Mal glaubte Justus Angst in ihren Augen zu erkennen.
»Ich kümmere mich jetzt um das Rätsel«, versprach er. »Je schneller wir es lösen, desto besser.« Justus schnappte sich den Metallkoffer und eilte die Treppen hinauf. Peter und Allie folgten ihm in langsamerem Tempo.
Bob blieb allein im Flur zurück. Er sah sich um. Wo konnte er am einfachsten etwas Beschriebenes auftreiben? Er öffnete eine Tür. Dahinter lag ein altmodisch eingerichtetes Gäste-WC. Der dritte Detektiv besah sich das Regal neben dem Waschbecken: ein Paket Seife, ein Strauß verstaubter Trockenblumen und die Statue einer indischen Gottheit. Hier gab es nichts, was ihm weiterhalf. So war es auch im Flur und in einem Besenschrank, der aussah, als wäre er seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. In der Küche fand Bob schließlich einen Einkaufszettel. Die Schrift darauf sah etwas anders aus als die auf dem Foto, aber sie hatte den gleichen sauberen Schwung. Bob kniff prüfend die Augen zusammen. In der Tat! Dieser Zettel stammte von derselben Person, die ihnen die Warnung geschickt hatte. Doch das brachte Bob nur bedingt weiter. Er musste wissen, von wem die Liste war. Hatte Sunshine aufgeschrieben, was sie einkaufen wollte? Oder war das die Schrift eines anderen Hausbewohners? Bob steckte den Zettel ein und beschloss, Allie zu fragen. Zuvor wollte er sich jedoch noch etwas im Erdgeschoss umsehen. Es war möglich, dass es hier noch weitere Schriftstücke gab, die seine Frage beantworteten.
Die Tür neben dem Küchenschrank führte in den Aufenthaltsraum der WG. Er war gemütlich eingerichtet. Neben einem großen Zimmerbrunnen mit Seerosen und einer Wand mit mehreren vollgestellten Bücherregalen gab es einen offenen Kamin. Handschriftliche Dokumente wie Briefe, Merkzettel oder Notizen waren jedoch nicht zu finden. Also fasste sich Bob ein Herz und öffnete eine weitere Tür. Er blickte in einen hellen Raum mit leuchtend gelben Wänden. Alles, von der Pappmaschee-Sonne über dem Bett bis hin zu den bunt bemalten Möbeln, verriet Bob, dass es sich nur um das Zimmer von Sunshine handeln konnte. Und die war passenderweise unterwegs, um Kräuter zu sammeln! Ohne Zögern betrat Bob den Raum. Zielstrebig ging er zu einem unordentlichen Schreibtisch. »Wer sucht, der findet!« Bob strahlte. Ganz zuoberst auf der Arbeitsplatte lag ein aufgeschlagenes Tagebuch. Der dritte Detektiv besah sich den Eintrag, der offenbar schon etwas älter war. In großer, beinahe kindlicher Schrift hatte Sunshine einen Tag am Strand beschrieben. Bob brauchte nicht einmal auf den Einkaufszettel zu sehen, um zu wissen, dass die Schrift überhaupt nicht mit der von Sunshine übereinstimmte. Damit war er endlich einen Schritt weiter! Sein Blick glitt über ein paar Wechselrahmen mit Fotos. Einer davon zeigte Sunshine in einem schicken Kleid, das so gar nicht zu ihr passte. Auf einem anderen sah man Tante Patricia beim Blumenpflücken. Der dritte Rahmen war leer. Bob nahm ihn in die Hände. Die feine Staubschicht auf dem Glas war verwischt. Ob darin noch bis gestern das Bild von Allie gewesen war? Von der Größe her passte es. Und es war sicherlich ein Leichtes, Sunshine ein Bild unter der Nase wegzustehlen. Wahrscheinlich war sie so zerstreut, dass sie es gar nicht bemerkte.
Bob wollte schon wieder aus dem Zimmer gehen, als er auf der Kommode etwas entdeckte, das sein Interesse weckte. Mehrere Glückwunschkarten waren dort aufgestellt. Der dritte Detektiv klappte eine davon auf und las: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sunshine. Wie jedes Jahr bekommst du von mir eine Gratis-Handlesung und einen Gutschein für ein Badesalz deiner Wahl. Mit magischen Grüßen, Ursula.« Die anderen Karten waren von Carl, den Pendragons, Tante Patricia und ein paar Leuten, die Bob nicht kannte. Er hielt die Fotorückseite und den Einkaufzettel neben die Texte. Gewissenhaft überprüfte er einen nach dem anderen. Doch sosehr er sich auch anstrengte, er konnte keine Ähnlichkeiten feststellen. Entweder waren die Buchstaben zu abgerundet und groß oder zu schluderig und zackig. Einige waren zitterig, andere einfach unordentlich und ausschweifend.
Bob ließ sich auf ein Sofa mit Batik-Überwürfen sinken. Er dachte nach. Wenn die Handschriften nicht übereinstimmten, dann musste es im Haus noch eine weitere Person geben. Eine Person, die ungehinderten Zutritt zu allen Räumen hatte, Allie nicht aufgefallen war und noch dazu Einkaufszettel schrieb. Bob sah hinab auf die Liste.
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