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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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Er hat mich in die Hand gebissen, als ich Edith schüttelte, um ihr ins Gewissen zu reden. Die Töle war gezwungen gewesen, in die Wohnung zu pinkeln.« Berit zeigte einen weißen Verband an ihrer rechten Hand. »Edith müsste man verbieten, ein Tier zu halten.«
    »Bist du gegen Tetanus geimpft?«
    »Letzten Sommer, hat verdammt wehgetan!« Maria lächelte. »Du bist süß, Berit. Hast du Lust, heute Abend ein Weilchen zu uns zu kommen, wenn du das Untier abgeliefert hast?«
    »Gern! Ich überlege, ob man von einem Hundebiss Aids kriegen kann. Was glaubst du?« Maria schüttelte den Kopf. Sie hatte nicht die geringste Ahnung.
    »Papa hat eine Überraschung, eine riesengroße!« Emil zeigte mit den Armen. »Das habe ich befürchtet.« Maria blickte ihren Mann streng an. Linda kam wie ein Wirbelwind angelaufen und warf sich in die Arme der Mutter. »Der ist richtig fürchterlich! Der hat böse Augen und Krallen!«, schrie Emil. Maria wurde an der Hand ins Wohnzimmer geführt und stand einem gigantischen ausgestopften Vogel gegenüber, der eine Maus im Schnabel trug. »Das ist ein Mäusebussard«, erklärte Krister stolz. »Mit ausgestreckten Flügeln könnte der bis zu 135 cm messen. Wie lebensecht die den ausgestopft haben mit der kleinen Wühlmaus im Schnabel. Wenn wir ihn aufs Bücherregal stellen, sieht man kaum, dass die Schwanzfedern abgewetzt sind.« Krister stellte sich auf die Zehen und balancierte unsicher mit dem enormen Vogel. Es gibt Augenblicke, da sind Flüche matt und kraftlos, da reichen Worte nicht mehr. »Was hat DER DA gekostet?«
    »Ich habe ihn gegen den Volvo eingetauscht«, antwortete Krister leichthin. »Der ist ja eigentlich ein Auto für den Sommer. Ich dachte, dann sparst du dir das Eiskratzen, das Fahren auf glatten Straßen und so. Der Volvo war nie das richtige Auto für uns. Ich habe ein gutes Angebot bekommen …«
    »Du hast ihn gegen was eingetauscht? Das ist doch mein Volvo! Ich brauche ihn, um die Kinder in die Tagesstätte zu bringen!« In diesem Augenblick klingelte es an der Tür, und Professor Höglunds senfgelber Mantel war in der Diele zu sehen. »Gibt es hier artige Kinder?« Artig war ein Wort, das sie als unendlich weit weg empfanden, ebenso wie den Weihnachtsfrieden. Hinter Morgan stand Berit mit zwei großen Pfefferkuchenherzen. Mit Zuckerguss hatte sie Emil und Linda darauf geschrieben. Außerdem hatte sie einen Korb mit einer riesigen Rosette aus rotem Zellophan mitgebracht. Der Korb enthielt viele leckere Dinge, Schokolade, verschiedene Käsesorten, Wein und Kekse. Maria schämte sich wegen der kleinen armseligen Blume, die sie für Berit gekauft hatte. Wenn sie das gewusst hätte! Das war einfach peinlich! Emil kam in die Diele hinausgehetzt. Beinahe hatte er seine Strümpfe verloren, sie hingen wie zwei schlaffe Windhosen an seinen Zehen. Berit tollte mit ihm herum und knotete sie zusammen, sodass er nur mit ganz ganz kleinen Hopsern vorwärts kommen konnte. Emil lachte lauthals. Sie ließen sich vor dem Kachelofen nieder, und Krister servierte fröhlich und ausgelassen Janssons Versuchung, einen Fischauflauf. Berit beobachtete ihre Freundin aufmerksam und folgte ihr in die Küche, als sie den Glühwein aufwärmte. Es war schön, sich jemandem anvertrauen zu können und Unterstützung zu finden, das ließ den Druck, der hinter der Stirn kaum auszuhalten war, ein wenig sinken. Berit war voller Verständnis und ging ins Wohnzimmer, um sich das Viech auf dem Bücherregal selbst anzusehen. »Ausgestopfte Vögel können Ungeziefer haben. Ein Nachbar von mir musste sein ganzes Haus ausräumen, um es ausräuchern zu lassen, nachdem er auf dem Flohmarkt einen ausgestopften Vogel gekauft hatte«, erzählte Berit. »Stimmt das? Was sollen wir tun?« Maria drehte sich hin und her, spürte schon, wie mentale Läuse auf ihr herumkrabbelten. »Wir könnten ja mal nachsehen«, schlug Berit ganz ruhig vor. Maria stellte sich auf die Zehen, reichte aber nicht mal bis an das oberste Regalbrett. »Warte mal, lass mich ihn runterholen.« Sehr sorgfältig inspizierte Berit das Federkleid. Hinten war er ziemlich gerupft, genau wie Krister gesagt hatte, aber irgendwelches Ungeziefer konnte Berit mit bloßen Augen nicht entdecken.
    Der Glühwein dampfte auf dem Herd. Maria drehte sich zum Fenster und sah hinaus in die Nacht. Patriks Stimme klang ihr in den Ohren. Es war so lange her, dass sie miteinander gesprochen hatten. Patrik hatte erwähnt, dass er eine Weihnachtskarte geschickt

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