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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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Fußspuren. Eine einzelne Person hätte es niemals geschafft, diesen Mann in den Baum zu heben. Die Fußabdrücke waren groß. Wie viele Frauen haben Schuhgröße 42 oder 46?«
    »Trotzdem sieht das hier mit den Fruchtbarkeitssymbolen, den Ebereschenzweigen und den Weizenähren irgendwie weiblich aus. Würde ein Mann, der sich an dem Liebhaber seiner Frau rächen will, so viel Arbeit für die Ausschmückung des Tatorts aufwenden? Fälle dieser Art, mit denen ich bisher zu tun hatte, waren alle im Affekt geschehen. Der Ehemann findet seine Frau und den Liebhaber zusammen vor. Er schlägt den Liebhaber tot und versteckt die Leiche oder flieht in Panik vom Tatort. Dick Wallströms toter Körper wurde hergezeigt, kaltblütig und demonstrativ. Das hier ist Mord. Vorsätzlicher Mord.« Maria zeichnete das Gesicht von Stina Ohlsson auf das Papier und neben ihr das von Anneli und Gunilla Berggren. »Ich habe das Gefühl, als ob dies hier nur die Spitze eines Eisbergs ist. Diese Ermittlungen können sich unendlich hinziehen, und wir müssen uns alle losen Beziehungen, die er hatte, und die dazugehörigen Ehemänner ansehen. Auch um Dick Wallströms Einkommen sollten wir uns mal kümmern. Was für ein Weihnachten liegt vor uns!«, stöhnte Hartman und fuhr sich mit der Hand durch das lockige Haar.

8
    Maria seufzte über die Unordnung auf ihrem Schreibtisch. Der Stapel mit unerledigten Vorgängen war in den letzten Monaten bedenklich angewachsen und würde noch größer werden. Die weniger wichtigen Akten verschwanden immer weiter nach unten, in gleichem Maß nahm das schlechte Gewissen zu, ständig geplagt nach den Gesprächen mit den Opfern von Straftaten. Alle Vorfälle rechtzeitig zu erledigen war ein Ding der Unmöglichkeit. Einbrüche und Diebstähle, bei denen niemand verletzt worden war, würden wahrscheinlich zu den Akten gelegt, bevor ein Gerichtsverfahren eröffnet werden konnte. Es gab ganz einfach nicht genug Personal, um in all diesen Fällen zu ermitteln. Hartman, der über die längste Erfahrung verfügte, hatte seine eigene Ansicht dazu: »Früher wusste man, wo die Latte lag, heutzutage kommt es mir so vor, als würde erwartet, dass wir Hindernislauf machen. Kein Wunder, wenn hin und wieder jemand davonkommt, wenn die Latte zu hoch liegt und die Zeit nicht reicht.« Bei Besprechungen kam man immer wieder mal auf Themen wie Bürgerpolizei, problemorientiertes Arbeiten und Zeitmanage­ment für die Arbeit. Hartman hatte Maria vertraulich zu verstehen gegeben, dass er sich ernsthaft Sorgen machte. »Wenn wir allesamt auf Fußstreife gehen, habe ich Bedenken, dass die Qualität der Ermittlungen sinkt. Es wird noch weniger Fälle geben, die vor Gericht entschieden werden, oder wir konzentrieren uns bei der Fahndung vom Schreibtisch aus auf Kleinigkeiten, während unsere Kollegen von uns erwarten, dass wir mehr Zeit für die Arbeit draußen aufwenden. Ich fühle mich alt und müde.« Maria nahm den Hörer ab und rief zu Hause an. Krister meldete sich. Maria erzählte ihm, dass sie Professor Höglund zu Glühwein und Janssons Versuchung eingeladen hatte. Er würde im Stadthotel wohnen, aber gegen sieben zu ihnen in die Smedjegränd kommen. Sie wollte versuchen, bis dahin zu Hause zu sein. Es wäre gut, wenn Krister das Essen vorbereiten könnte. Ein lustloses Stöhnen war die Antwort. »Ich habe eine Überraschung für dich«, kam es danach in etwas freundlicherem Ton aus dem Hörer. »So?« Maria war misstrauisch. Kristers Überraschungen kamen oft wie kalte Duschen. Als sie gerade erst zusammengezogen waren und wenig Geld hatten, hatte Krister sie mit einer Musikbox überrascht, obwohl sie kaum Lebensmittel kaufen konnten. 5000 Kronen hatte die gekostet, und sie waren gezwungen gewesen, Marias Eltern um Hilfe zu bitten, damit sie in dem Monat auch die Miete und die Telefonrechnung bezahlen konnten. Das war ihr erster ernsthafter Streit gewesen, leider nicht der letzte. Danach hatte der Herr des Hauses ein Reh angeschleppt, um das Maria sich seiner Meinung nach kümmern konnte, eine Kreissäge, die in der kleinen Diele stehen musste, denn so was kann man immer mal brauchen, und elf Jahrgänge Classic Car, die als ein Stapel auf der Toilette liegen blieben. Insofern ist Krister primitiv. Ein Steinzeitjäger, der Beute ins Haus schleppt und sie seiner Frau zu Füßen legt, dachte Maria und überlegte mit gemischten Gefühlen, wie der Abend wohl verlaufen würde. Mit Krister zusammenzuleben war wie über eine dünne

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