Und die Goetter schweigen
Weihnachtsbaumbeleuchtung mit farbigen Lampen gekauft. Er hatte sie auch, nachdem er mehrere Abende lange daran gearbeitet hatte, zum Blinken gebracht. Jetzt hingen die Glühbirnen von der Veranda herab, zu einem in rot, gelb und blau pulsierenden Herzen geformt. Hartman konnte sich trotz der späten Stunde ein fröhliches Lachen nicht verkneifen. »Du, das ist eine Liebeserklärung!« Maria errötete leicht und eilte ins Haus. Am Kachelofen saß Krister. Der Tisch war mit Leinenservietten und einer Flasche Weißwein gedeckt, und auf Marias Platz lag ein rotes Paket mit einer großen goldenen Rosette, die im Schein des Kachelofens und der brennenden Kerzen glänzte. Krister stand auf und half seiner Frau aus dem Mantel. Stolz lächelnd servierte er den Hummer und beobachtete erwartungsvoll Marias Gesicht, als sie das Päckchen aufmachte. Sie faltete das Seidenpapier auseinander und hielt ein seidenes Nachthemd hoch. Alle Müdigkeit war vergessen. Ein Gefühl der Spannung wie in den Monaten der ersten Verliebtheit kribbelte unter der Haut. Marias Wangen glühten im Feuerschein. Krister trug seine Geliebte ins Schlafzimmer. Haut brannte auf Haut. Mit streichelnden Handbewegungen fielen die Kleider zu Boden. Der Feuerschein spielte auf der nackten Haut. Ein unverkennbares Geräusch aus dem Kinderzimmer ließ Maria aus dem Bett hochfahren. Als sie die Lampe anknipste, bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen. Linda hatte das ganze Bett voll gespuckt. Alle Bestandteile des Festessens waren in halb verdautem Zustand über die kleinen Bären des Bettbezugs verteilt zu sehen.
DER 25. DEZEMBER
11
Die Morgenpatrouille, Emil und Linda, wachte am ersten Weihnachtstag um halb sechs auf. Krister schlief wie ein Toter. Unendlich müde quälte Maria sich aus dem Bett. Die Augen brannten, im Kopf hämmerte es. Emil spielte mit einem knatternden Gewehr, das er von seinem Onkel Sture bekommen hatte. Linda jammerte und hing an ihrem Rockzipfel. Ausgerechnet sie, die sonst morgens der reine Sonnenschein war. »Riesengutenmorgen« pflegte sie zu jubeln und strahlte über ihr ganzes rundes kleines Gesicht, wenn sie in das Bett der Eltern kam und sich das Nachthemd über die kleinen bloßen Füße zog. Maria kochte Kakao und machte Butterbrote. Linda hatte keinen Hunger. Ihre Stirn war glühend heiß, und die Augen glänzten fiebrig. Kein Wunder, dass sie nur auf dem Schoß sitzen wollte. Krister brummelte schwermütig in seinem Bett, rollte sich zusammen und zog sich das Kissen über den Kopf. Das Schlafzimmer roch nach den Ausdünstungen der Nacht, Schweiß und abgestandenem Punsch. »Ich gehe jetzt. Du hast Dienst«, sagte Maria und fuhr ihrem Mann durch die Haare, nachdem sie das Kissen auf den Fußboden geworfen hatte. Auf halbem Weg zur Goldenen Taube fiel Maria ein, dass sie ihr Lunchpaket vergessen hatte, und sie ging sofort zurück, in weiser Erinnerung an den Tag, an dem sie nur verschimmelten Apfelkuchen zu sich genommen hatte. Sie öffnete die Haustür und blieb in der Diele stehen. War das denn die Möglichkeit! »Das ist lieb von dir, Mama, dass du dich heute um die Kinder kümmerst. Ich hab Verschiedenes zu tun, Rechnungen müssen endlich geschrieben werden. Ja, Linda geht es nicht so gut. Ich glaube, sie hat Fieber, das machst du sowieso besser als ich. Klar Mama, natürlich, dann kommst nachher. Sicher, sicher, tschüs.« Krister zuckte mit dem Telefonhörer in der Hand zusammen, als er seine Frau erblickte. Dann strahlte er wie eine Wunderkerze. »Jetzt hast du mich aber erwischt! Ich habe eine Sache laufen. Du kannst dir nicht vorstellen, was das ist! Aber du wirst dich wundern!«
»Daran zweifle ich keinen Augenblick. Aber im Moment bin ich wirklich enttäuscht von dir. Wie kannst du deine Mutter, die den ganzen Heiligabend über Gäste gehabt hat, bitten, die Kinder zu betreuen. Linda ist dazu noch krank. Du musst auch mal versuchen, dich selbst um deine eigenen Kinder zu kümmern!«
»Heute geht das nicht, Liebes. Ich hab da große Sachen laufen. Außerdem habe ich mich um einen Babysitter bemüht, stimmt’s? Mama passt gern auf sie auf.« Zu Diskussionen war keine Zeit. Maria schlug die Haustür mit der ganzen Kraft ihrer Wut zu. Wenn es am Arbeitsplatz nur erst wieder normal zuging, dann würde sie ein ernstes Gespräch mit ihrem Mann führen müssen. Im Augenblick war daran nicht zu denken. Man kann nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen.
Immer noch sauer, betrat Maria den Aufenthaltsraum, um
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