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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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blieben reglos in der Türöffnung stehen. Eine Tür wurde zugeschlagen. Schritte waren auf der Treppe zu hören. Anneli Berggren schob ihre Mutter zur Seite und machte Platz für Maria. Ihre Augen in dem schmalen Gesicht waren noch größer und dunkler, als Maria sie in Erinnerung hatte. Gespannt beobachtete sie Marias Lippen, in Erwartung dessen, was nun kommen würde. Sie setzten sich an den Küchentisch. Auf dem Wohnzimmersofa flegelte sich reichlich betrunken Herr Berggren und schaufelte Schweinerippchen in sich hinein, dabei kommentierte er die ganze Zeit über lauthals das Fernsehprogramm. Gunilla Berggren ging hinaus auf die Toilette und zeigte sich nicht mehr, solange Maria da war. Aus den kläglichen Geräuschen, die durch die Tür zu hören waren, konnte man entnehmen, dass sie sich übergeben musste. »Es geht um Kent Asp.« Anneli schnappte nach Luft und machte einen unsicheren Schritt rückwärts, als hätte sie einen Stoß in die Magengrube bekommen. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Er ist heute Abend im Kronwald in seinem Auto ermordet aufgefunden worden. Wissen Sie, wer seine Angehörigen sind, mit denen wir uns in Verbindung setzen könnten?« Mechanisch beschrieb Anneli die nächsten Verwandten, schlug Telefonnummern nach, erklärte, wo und wie sie Weihnachten feierten. Ihr Körper bewegte sich steif. Die Worte kamen leise und höflich. Dann sank sie am Tisch zusammen. Die Tränen liefen ihr über die Wangen, ein leises beherrschtes Weinen. Maria strich ihr mit der Hand über das lange braune Haar. Herrn Berggrens Kommentare auf dem Sofa erschienen ihr jetzt noch gröber und störender. »Kent ist mit Dick ins Park mitgegangen«, schniefte Anneli, »ich ging eine Runde um den Block, dann bin ich auch ins Park gegangen, um mir anzusehen, was für hohe Absätze Dicks ›Kumpane‹ hatten. Kent war da. Er stand hinter einem Baum am Eingang versteckt. Als Dick und die blonde Frau herauskamen, ging er hinter ihnen her am Fluss entlang, nach hinten zum Parkplatz. Die sind in einem roten Auto weggefahren. Nach wenigen Minuten fuhr noch ein Auto vom Parkplatz, ich konnte es nur hören. Ich sah nichts, aber ich glaube, das könnte Kent gewesen sein, der ihnen mit seinem Wagen nachfuhr. Ich bin nicht hinterher, ich habe ihn nicht aufgehalten, sonst hätte es sicher Krach gegeben. Ich schäme mich so, wenn es Streit gibt und die Leute gucken. Kent konnte sehr leicht böse werden. Ihm war es egal, wenn er sich lächerlich machte, Hauptsache, er konnte sich für eine Beleidigung rächen. Ich kann das nicht.«
    »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, haben Sie nichts davon gesagt, dass Sie im Park gewesen sind. Warum nicht?«
    »Kent hatte eine Bewährungsstrafe. Ich wollte nicht, dass er in was anderes reingezogen wurde. Sie hätten sonst so lange gefragt, bis ich es doch gesagt hätte, das weiß ich.«
    »Haben Sie die Frau, die mit Dick aus dem Park kam, gekannt?«
    »Die hatte ich noch nie vorher gesehen. Sie war beinahe so groß wie er, blond und mit riesigen Brüsten. Sie hatte eine schwarze Lederjacke an, einen kurzen schwarzen Rock und lange Lederstiefel, die ungewöhnlich groß und ziemlich klobig waren. Im Eingang vom Park hatte es Krach gegeben, bevor sie losgingen. Ein älterer Mann hatte Dick angeschrien. Ich weiß nicht, worum es da ging.« Bevor Maria das Haus verließ, bat sie darum, die Gästetoilette benutzen zu dürfen. Als sie den Flur entlangging, stellte sie fest, dass die Eheleute Berggren getrennte Schlafzimmer mit Einzelbetten in ihren jeweiligen Zimmern hatten. Frau Berggrens Zimmer lag gleich an der Treppe, das ihres Mannes am Ende des Flures in der Nähe der Küche.
    Gegen 20.00 Uhr versammelten sie sich im Besprechungsraum. Ragnarsson-Sturm war nicht ganz nüchtern. Maria stellte fest, dass er sich immer weiter zu ihr herüberlehnte und dabei dummdreist in ihren Ausschnitt schielte. Arvidsson merkte das auch, seine grünen Augen sprühten Gift und Galle. Die Hände hatte er so um die Armlehne seines Stuhls verkrampft, dass die Knöchel weiß waren. Wie zufällig landete Ragnarssons Hand auf Marias Schenkel. Sein Atem ging schwer, und seine Fahne war deutlich zu spüren. Wie zufällig leerte sie ihren Kaffeebecher zielsicher auf sein Knie. Ek konnte sein Lachen kaum unterdrücken, Arvidsson wurde knallrot im Gesicht. Hartman blickte verwundert von seinem Protokoll auf, als Sturm hastig den Raum verließ. »Das hat ihn noch heißer gemacht«, bemerkte Erika. »Da geht

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