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Und die Goetter schweigen

Und die Goetter schweigen

Titel: Und die Goetter schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Janson
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dem Tanzboden bahnte. Niemals würde es ihr einfallen, ihm das Messer in den Rücken zu stoßen, auch wenn sie durchaus könnte. Der Schaft des Messers lag so gut in ihrer Hand. Die Schneide war scharf, aber aus dem Hinterhalt zu töten ist einer Göttin nicht würdig. Mit wachsendem Interesse folgte sie dem breiten Rücken mit dem Blick, von den Schultern bis zu dem schmalen Hintern, dessen Muskeln sich unter dem dünnen Gabardinetuch abzeichneten, wenn er ging. Warum sollte sie sich nicht einen Mann gönnen? Ihm die Ehre verschaffen, die Nacht mit einer Göttin zu verbringen. Er würde ihr das nicht verweigern können. Es wäre ein Befehl. Aber im Augenblick trug sie ja Männerkleidung. Eigentlich wäre es lustiger, eine Frau zu verführen. Disa lachte hinter der Serviette und warf dem Ober einen schmachtenden Blick zu, der daraufhin die Augenbrauen runzelte und seinen Bestellblock etwas fester griff. »Matjes und einen Schnaps, bitte!« Der Kellner richtete sich auf, verbeugte sich und ging. Dicht hinter ihm stolperte Direktor Henriksson her, aus demselben Grund wie vorher auf dem Weg nach draußen. Zwei Tische weiter saß eine Frau allein. Sie sah aus, als würde sie auf jemanden warten, sie schielte abwechselnd zum Fenster, das zum Parkplatz hinausging, und wandte den Kopf zur Tür. Die Frau war nicht direkt schön zu nennen, ein wenig zu dünn, nein, viel zu dünn, dachte Disa neidisch. Das hochgesteckte blonde Haar entblößte den Hals. Kleine Locken hatten sich aus der Frisur gelöst und wehten im Windzug von der Außentür. Disa tastete nach dem Messergriff und blickte zu dem hübschen Hals. Der war wirklich schön. Schön wie der Hals der Göttin Freyja und durchaus des Brisingenschmucks, Freyjas kostbaren Halsschmucks, würdig. Der alte Jacob hatte auch einen Brunnen, der jetzt sicher bis auf den Grund gefroren war. Dieser Kopf war hübsch. Hübsch ja, aber besaß er Weisheit? Disa drängte sich zwischen den Tischen durch und forderte die Frau auf. Sie lächelte dankbar, besetzte den Tisch mit ihrer schwarzen Lacktasche und nahm Disas Hand.
    »Wir müssen es ihr sagen, sie muss es wissen«, entschied Hartman. »Schafft sie das? Sie ist beinahe unter Schock.« Arvidssons Stimme hörte sich stark und souverän an. Hartman sah seinen Kollegen noch einmal an. Der hatte sich irgendwie verändert, war während dieser Ermittlungen über sich hinausgewachsen. Die Tolle verdeckte die grauen Augen nicht länger, das Kinn schob sich vor. »Wir müssen es ihr auf jeden Fall sagen, das verzeiht sie uns sonst nie.«
    »Dann sage ich es ihr.« Arvidsson stützte sich mit der Hand auf der Tischplatte ab und erhob sich müde. Mit festem Schritt ging er auf Marias Tür zu, kam an der Küche vorbei und nahm ein Wasserglas mit. »Hier, trink! Das brauchst du jetzt.«
    »Was ist das?«
    »Kognak. Trink alles aus. Danach muss ich dir etwas erzählen.«
    »Linda! Ist sie tot?«, schrie Maria so laut, dass Hartman auf dem Flur zusammenzuckte. »Nein, nein!«
    »Dann komme ich ohne Betäubung aus, danke. Ich bin im Dienst. Was ist denn geschehen?« Arvidsson holte tief Luft, während er den Flachmann wieder in der Gesäßtasche verschwinden ließ. »Emil, Krister und deine Schwiegermutter sind ins Krankenhaus gekommen. Sie leben, müssen aber zur Beobachtung dableiben. Sie haben Rauchvergiftungen.« Maria versuchte mit den Lippen ein Wort zu bilden. »Rauchvergiftung?«, flüsterte sie misstrauisch. »Der schwarze Mercedes war vor eurem Haus geparkt. Der Volvo ist verschwunden. Das Haus stand in hellen Flammen, als die Feuerwehr kam. Es tut mir Leid, Maria. Der Brand war angelegt. Die Reste des Benzinkanisters wurden im Kinderzimmer, also dem, was vermutlich das Kinderzimmer gewesen ist, gefunden.«
    »Ist einer von ihnen ernsthaft verletzt?«
    »Emil ist völlig in Ordnung. Krister hat leichte Brandverletzungen an den Händen und Armen. Etwas schlimmer ist deine Schwiegermutter dran, aber sie wird es schaffen. Bist du sicher, dass du nicht doch etwas Kognak haben willst?«
    »Danke, ich muss jetzt einen klaren Kopf behalten. Das ist wirklich qualifizierte Seelsorge, aber ich verzichte vorläufig.« Maria versuchte zu lächeln, aber das Lächeln ähnelte eher einer Grimasse. Arvidsson ließ die Hände sinken. Wie gern hätte er sie nicht in den Arm genommen und getröstet. Aber wie üblich traute er sich nicht. Er kam irgendwie nicht zum Zuge. »Hast du die Telefonnummer des Krankenhauses? Weißt du, wo im Krankenhaus sie

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