und die große Versoehnung
nachdrücklich hinter sich.
Während die Mädchen weiter den Baum schmückten, wandte sich Mum den Weihnachtskarten zu. Zuerst befestigte sie die Karten an großen roten Schleifen. Dann stieg sie auf die Trittleiter und hing die Schleifen an die Bilderleiste, die dicht unter der hohen Decke an der Wand entlang lief. An den Wohnzimmerwänden hingen so viele Gemälde und Familienporträts, dass kaum Platz für die Karten blieb, aber Mum gelang es, alle unterzubringen.
»Es werden bestimmt noch einige kommen«, meinte Marina und blickte zweifelnd zu den Karten hinauf.
»Wir können ja noch welche rechts und links neben den Kamin hängen«, schlug Mum vor.
Das Wohnzimmer war der eleganteste Raum im ganzen Haus, mit seiner hohen Decke, den hellblauen Wänden, dem offenen Kamin und dem riesigen Bücherregal aus Eiche, das die gesamte Westwand einnahm. Wegen seiner Größe und der damit verbundenen Heizkosten nutzten die Cantrips es nur zu besonderen Anlässen. Und Weihnachten war einer von ihnen. Hier würden sie am Weihnachtsmorgen alle auf den cremefarbenen Sofas und den Perserteppichen sitzen, die das auf Hochglanz polierte Eichenparkett bedeckten, und ihre Geschenke auspacken.
Am frühen Nachmittag waren sie mit dem Schmücken des Baums fertig.
»Hier drin sieht es richtig schön festlich aus!«, sagte Dad, als er ins Wohnzimmer kam. Er hatte den Tag in seinem Büro auf Cantrip Towers verbracht und gearbeitet.
»Ja, es glitzert alles!«, sagte Sky begeistert. Ihre großen grauen Augen leuchteten vor Freude.
»Das tut es«, erwiderte Dad zustimmend und legte ihr einen Arm um die Schultern.
Flora ging zu ihrem Vater und drückte ihn fest. Sie standen sich besonders nahe, denn sie teilten die Liebe zur Gartenarbeit miteinander und waren beide eher zurückhaltende Menschen.
»Das habt ihr wirklich toll gemacht«, sagte Dad. »Wir werden alle ein wundervolles Weihnachtsfest zusammen feiern.«
Flame braucht Zeit zum Nachdenken
Sobald die Küche aufgeräumt war, ging Flame nach oben in ihr Zimmer. Es hatte ihr viel Spaß gemacht, den Kuchen zu verzieren, und sie hatte das fröhliche Zusammensein mit ihrer Familie genossen, aber jetzt wollte sie allein sein.
Flame musste über etwas nachdenken, und sie hatte vor, etwas zu überprüfen.
Die älteste Cantrip-Schwester besaß die Gabe, in die Zukunft zu sehen. Es war Teil ihrer Magie des Ostens, ein sehr weitsichtiger Mensch zu sein und stets planvoll vorzugehen. Wenn die Schwestern in Gefahr gerieten, war es meist Flame, die einen Ausweg fand.
Ein paar Wochen zuvor, um Halloween herum, hatte ein böser Geist Cantrip Towers heimgesucht. Der Geist, der durch die Flure gefegt war und alle in Angst und Schrecken versetzt hatte, war kein mittelalterliches Schlossgespenst gewesen, sondern der Geist von Glenda Glass’ Großmutter Margaret.
Flames Gabe, in die Zukunft sehen zu können und gute Pläne zu schmieden, hatte die Schwestern in die Lage versetzt, den Geist zu versöhnen. Es stimmte, die älteste Cantrip-Schwester war oftmals ein Hitzkopf, aber sie war auch sehr mutig und entschlossen. Vor allem aber beschützte sie ihre Schwestern.
Flame hatte den ganzen Tag schon etwas beschäftigt. Noch war sie nicht sicher, worum es sich dabei handelte. Es war eine ihrer speziellen Ahnungen, wie ihre Schwestern gesagt hätten. Das Gefühl, das sie durchströmte, war neu. Seit dem späten Morgen hatten ihr rechter Arm und ihre rechte Hand geprickelt.
Als sie nun die Zimmertür hinter sich schloss, wurde das Prickeln stärker. Ein Energiestoß schien durch ihren Arm zu fahren. Aber es fühlte sich nicht an wie ihre eigene Magie, die Kraft des Feuers. Nein, das hier war anders.
Warum sehe ich ständig Verenas Gesicht vor mir? Hat sie irgendetwas damit zu tun?, grübelte Flame, während sie quer durch das Zimmer zum Bücherregal ging.
Sie kniete sich auf den marineblauen Teppich, beugte sich vor und zog ein paar große, schwere Bücher vom untersten Regalbrett. Dahinter verborgen war eine kleine Holzkiste, die wie ein altmodisches Zigarrenetui aussah.
Flame nahm das Kästchen aus seinem Versteck und legte es auf ihren Schoß. Eine Weile fuhr sie mit dem Finger gedankenverloren das Muster nach, das in den Deckel der Kiste geschnitzt war. Es war ein Kreis, der zweifach durchkreuzt wurde.
Das Kreuz im Kreis, erinnerte sie sich. MrsDuggery hat uns angewiesen, danach Ausschau zu halten. Sie hat gesagt, auf Cantrip Towers gelte es einen Schatz zu finden. Flame dachte an
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