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und die große Versoehnung

und die große Versoehnung

Titel: und die große Versoehnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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lauschte, wie ihre Großmutter die Treppe nach unten ging. Dann stand sie auf und öffnete die Zimmertür vorsichtig einen kleinen Spalt. Sie konnte ihre Großmutter im Erdgeschoss rumoren hören. Die Luft ist rein, dachte sie, schloss behutsam die Tür und kehrte zu ihrem Bett zurück.
    Wieder nahm sie darauf Platz und packte mit der linken Hand den Metallrahmen ihres Bettes. Dann streckte sie ihren rechten Zeigefinger aus und deutete damit auf die Glühbirne der Deckenlampe. Dieses Mal rechnete sie damit, dass die Energie durch ihren Arm schießen würde. Und so war es auch.
Pling!
Die Glühbirne erlosch und der Schalter an der Wand legte sich um.
    Sie versuchte es erneut – und das Licht ging an. Dann machte sie es wieder aus. An, aus, an, aus, dachte sie, während sie sich darauf konzentrierte, die Glühbirne zu kontrollieren.
    Ein paar Minuten experimentierte Verena Glass in der hereinbrechenden Dunkelheit mit ihrer neuen Fähigkeit. Dann warf sie das lange blonde Haar zurück und sah ihren Zeigefinger nachdenklich an. Sie wackelte damit und drehte und wendete ihn.
    Ich kann das Licht an- und ausschalten, indem ich mit dem Finger darauf zeige und mich konzentriere. Das ist einfach unglaublich! Es ist, als hätte ich plötzlich magische Kräfte, dachte sie.
    Kaum hatte sie das gedacht, erfasste sie eine unheimliche Ruhe. Wie betäubt starrte sie ihre Hand an. Ist es das?, fragte sie sich. Habe ich jetzt magische Kräfte? Ich bin eine Cantrip, und ich habe gehört, wie Charles zu Grandma gesagt hat, dass einige der Cantrips magische Kräfte hätten. Ob Flame und ihre Schwestern etwa auch welche haben? Können sie, was ich kann?
    Vielleicht wollten Flame und Marina deshalb nicht mit mir darüber sprechen, dachte sie. Wenn sie selbst keine magischen Kräfte besäßen, hätten sie mich bestimmt ausgelacht und für verrückt erklärt. Aber das haben sie nicht. Sie haben mich angesehen, als seien sie plötzlich völlig fasziniert von mir. Als gäbe es da etwas Neues an mir, das sie bis dahin nicht wahrgenommen hätten.
    O mein Gott, dachte sie mit einem Lächeln. Vielleicht gehöre ich zu den Cantrips, die magische Kräfte haben!
    Aber es scheint, als gäbe es verschiedene Arten von Magie, überlegte sie weiter und rief sich in Erinnerung, wie sie ihre Großmutter und Charles hatte streiten hören. Er hatte ihr vorgeworfen, eine abscheuliche Person zu sein, die handelte, ohne auf die Gefühle anderer Menschen Rücksicht zu nehmen. Er hatte gesagt, sie hätte ihre Magie missbraucht, um den Cantrips weh zu tun, und versucht, ihnen Cantrip Towers wegzunehmen. Er hatte sogar behauptet, sie habe Marilyn Cantrips Geld gestohlen!
    Wenn das wahr ist, ist es kein Wunder, dass die Cantrip-Familie sie nicht leiden kann, dachte Verena. Was Großmutter wohl tun würde, wenn sie wüsste, dass ich ebenfalls über magische Kräfte verfüge? Würde sie sich freuen? Oder wäre sie wütend? Würde sie mich zwingen, den Cantrip-Schwestern zu schaden?
    Verena setzte sich in ihrem Bett auf. Ich muss so bald wie möglich mit Flame reden, Grandma dagegen darf ich nichts davon erzählen. Sie darf auf keinen Fall erfahren, was passiert ist. Ich habe, auch ohne dass sie es weiß, schon genug Angst vor ihr.
    In diesem Moment hörte sie ihre Großmutter nach ihr rufen: »Verena, kommst du?«
    »Ich bin gleich unten«, rief Verena, und sie stand vom Bett auf und ging auf die Tür zu.
     
    Auf Cantrip Towers hatte an diesem Tag in der Tat geschäftiges Treiben geherrscht – und nicht bloß in der Küche. Während Grandma und Flame den Weihnachtskuchen verzierten, der auf dem Küchentisch stand, halfen Marina, Flora und Sky ihrer Mutter dabei, den Baum zu schmücken. Die riesige Fichte stand in der Ecke des Wohnzimmers. Ihre Äste bogen sich bereits unter der Last der vielen bunten Christbaumkugeln und Lichter.
    Bert, Grandmas Dackel, lag vor dem prasselnden Kaminfeuer und sah ihnen zu. Seine langen, schlabberigen Ohren hingen ihm ins Gesicht, während er seinen Kopf auf die Vorderläufe stützte.
    »Jetzt reicht es aber«, sagte Mum und hob Archie hoch, den siebzehn Wochen alten Labrador, der an den Kabeln der Lichterketten schnüffelte. Abgesehen davon, dass er allen zwischen den Füßen herumgetapst war und an zahlreichen Weihnachtsdekorationen herumgekaut hatte, hatte er auch hinter das Sofa gepinkelt. Mum marschierte mit dem kleinen Hund unter dem Arm in die Küche und kam ohne ihn wieder ins Wohnzimmer zurück. Die Tür schloss sie

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