Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
Vom Netzwerk:
Hause bei sich selbst. Er ließ sie gewähren und holte Whisky und Wasser.
    Das Telefon klingelte. Kollberg sah auf die Uhr. »Viertel nach zehn«, sagte er. »Ich fresse einen Besen, wenn das nicht Mahn ist, der dir sagt, daß wir morgen arbeiten müssen. Ich bin aber nicht da.« Mahn war der neue Polizeiintendent, der Nachfolger Hammars, ihres früheren Chefs, der vor kurzem in Pension gegangen war.
    Mahn war von nirgendwoher, das heißt von der Reichspolizeiführung gekommen, und seine Verdienste schienen rein politischer Natur zu sein. Seine Berufung war nicht sehr einleuchtend.
    Martin Beck hob den Hörer ab. Dann schnitt er eine vielsagende Grimasse. Es war nicht Mahn, sondern der Reichspolizei-Chef, der mit schnarrender Stimme sagte: »Es ist etwas geschehen, was mich leider veranlaßt, dich zu bitten, morgen früh nach Malmö zu reisen.« Dann fügte er etwas zu spät hinzu: »Entschuldige bitte die Störung.«
    Martin Beck gab darauf keine Antwort, sondern sagte: »Nach Malmö? Was ist denn passiert?«
    Kollberg, der sich gerade einen Whisky einschenkte, hob den Blick und schüttelte den Kopf. Martin Beck nickte ihm gottergeben zu und zeigte auf sein Glas.
    »Ist dir Viktor Palmgren ein Begriff?« fragte der Reichspolizei-Chef.
    »Der Direktor? Der Bonze?«
    »Genau der.«
    »Ja, natürlich kenne ich den, aber ich weiß von ihm eigentlich nur, daß er eine Menge Unternehmen besitzt und steinreich ist. Noch etwas: Ich glaube er hat eine junge schöne Frau, die mal Mannequin war oder so etwas. Was ist mit ihm?«
    »Er ist tot. Er ist heute abend in der Neurochirurgie in Lund gestorben nachdem ihm ein noch unbekannter Mann im Restaurant des Savoy in Malmö eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Das ist gestern abend passiert. Habt ihr keine Zeitung draußen in Västberga?«
    Martin Beck enthielt sich wiederum einer Antwort. Statt dessen sagte er: »Können die in Malmö nicht selbst damit fertig werden?«
    Er nahm das Whiskyglas, das Kollberg ihm hinhielt, und trank einen Schluck. »Ist denn Per Mänsson nicht im Dienst?« fuhr er fort. »Er sollte doch wirklich in der Lage sein, selbst…«
    Der Reichspolizei-Chef unterbrach ihn ungeduldig. »Ja, ja, Mänsson ist schon im Dienst, aber ich möchte, daß du nach Malmö fährst und ihm hilfst oder vielmehr die Sache in die Hand nimmst. Und ich möchte auch, daß du so schnell wie möglich hinfährst.«
    Na prost Mahlzeit, dachte Martin Beck. Es ging zwar noch eine Maschine um Viertel vor eins in der Nacht, aber er hatte nicht die Absicht, sich an Bord dieser Maschine zu befinden.
    »Ich möchte, daß du gleich morgen früh losfährst«, sagte der Reichspolizei-Chef. Er hatte offensichtlich nicht den Flugplan im Kopf. »Diese Angelegenheit ist äußerst delikat und wird auch nicht leicht aufzuklären sein, aber wir müssen es so schnell wie möglich schaffen.«
    Es wurde eine Weile still in der Leitung. Martin Beck nippte an seinem Glas und wartete. Schließlich fuhr der andere fort: »Es besteht auch höheren Orts der Wunsch, daß du die Sache verantwortlich übernimmst.«
    Martin Beck hob die Augenbrauen und begegnete Kollbergs fragendem Blick. »War dieser Palmgren denn wirklich ein so wichtiges Tier?« fragte Beck.
    »Es hat ganz den Anschein. Es liegen große Interessen in einigen Bereichen seiner Tätigkeit.«
    Kannst du nicht das Drumherumreden lassen und endlich im Klartext reden? dachte Martin Beck. Welche Interessen und welche Bereiche welcher Tätigkeit? Hier galt es offenbar, sich kryptisch auszudrücken. »Ich habe leider keine klare Vorstellung davon, welcher Tätigkeit Palmgren sich widmete«, sagte er.
    »Das wirst du nach und nach erfahren«, sagte der Reichspolizei-Chef. »Jetzt ist erst einmal wichtig, daß du so schnell wie möglich nach Malmö kommst. Ich habe schon mit Mahn gesprochen, und er ist bereit, dich freizugeben. Wir müssen alles daransetzen, den Täter zu bekommen. Und sei vorsichtig, wenn du mit der Presse sprichst. Es wird noch viel über diese Sache geschrieben werden, wie du dir denken kannst. Nun, wann kannst du fahren?«
    »Ich glaube, es geht eine Maschine um neun Uhr fünfzig morgen früh.«
    »Schön. Nimm die«, sagte der Reichspolizei-Chef und legte auf.

5
    Viktor Palmgren starb drei Minuten nach halb acht am Donnerstag abend. Noch eine halbe Stunde bevor sein Tod offiziell festgestellt wurde, hatten die Ärzte, die sich um seine Wiederherstellung bemühten, gesagt, daß er eine kräftige Konstitution habe und der

Weitere Kostenlose Bücher